IMDB

Plakatmotiv: Im Dutzend billiger (2003)

Ein harmloser Wir-machen-einen-Sonntag-
nachmittag-Film-für-die-ganze-Familie-Film

Titel Im Dutzend billiger
(Cheaper by the Dozen)
Drehbuch Craig Titley
nach dem Buch "Cheaper by the Dozen" von Frank B. Gilbreth Jr. und Ernestine Gilbreth Carey
Regie Shawn Levy, USA 2003
Darsteller

Steve Martin, Bonnie Hunt, Hilary Duff, Piper Perabo, Tom Welling, Kevin G. Schmidt, Alyson Stoner, Jacob Smith, Liliana Mumy, Morgan York, Forrest Landis, Blake Woodruff, Brent Kinsman, Shane Kinsman, Paula Marshall, Steven Anthony Lawrence, Alan Ruck, Richard Jenkins u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 98 Minuten
Deutschlandstart
25. März 2004
Inhalt

Die Familie Baker besteht aus Mama, Papa, 5 Mädchen und 7 Jungen; da ist das Chaos programmiert. Erst recht, als Papa Tom Baker einen neuen Job als Trainer eines Football-Teams annimmt und Mutter Kate auf Promo-Tour für ihr neues Buch geht, denn jetzt muss Tom die Betreuung seiner 12 Kinder und der Football-Mannschaft unter einen Hut bekommen.

Der turbulente Alltag, der das Familienleben prägt, auch wenn Mutter Kate zu Hause ist, weicht zunehmend einem unkontrollierten Chaos, das Tom nicht mehr beherrscht. Natürlich will er nicht, dass sich seine Frau Sorgen macht. Deswegen flunkert er sie an, wenn sie sich telefonisch meldet, um sich zu erkundigen, wie die Situation an der Heimatfront ist.

Aber schon bald zeigt sich, dass das nicht gut geht. Sowohl Tom als auch Kate müssen eine Entscheidung treffen, damit das Wohl ihrer 12 Kinder auch weiterhin gewährleistet ist ...

Was zu sagen wäre

Dies ist die Neuverfilmung der gleichnamigen Komödie von 1950. Mit dem Original von Walter Lang hat sie aber nur noch die Ausgangsidee der 14-köpfigen Familie gemein. Sie präsentiert sich aber, als sei immer noch 1950. Dabei fängt alles so schön an. Da ist ein fröhliches, konfliktfreies paar, das die doch einigermaßen unglaubliche Mal von zwölf Kindern großzieht – also, eins ist schon groß, 22 Jahre alt, die jüngsten, Zwillinge, sind noch weit im einstelligen Alter. Der Film präsentiert uns die 14 plus Hund morgens in der Küche nach dem geordnet-chaotischen aufstehen als eingespieltes Team mit Sandwiches schneiden, bestreichen, in Brotboxen packen, Rühreier machen, die Tagesplanung durchgehen. und bei all dem sind die Kinder zwar angemessen laut, hibbelig und ein bisschen aufsässig – aber nie mehr, als einem Wir-machen-einen-Sonntagnachmittag-Film-für-die-ganze-Familie-Film noch gut tut – aber insgesamt läuft die gigantische Familienmaschinerie beeindruckend gut. Die ersten zehn Minuten dieses Familienfilms sind großartig.

Aber dann kommen ja noch knapp 90 Minuten. In denen der Film alles verdirbt.

Wir schreiben das Jahr 2003. Längst gehört es zum Alltag in Familien, dass Dad und Mom arbeiten, sogar, dass nur Mom arbeiten geht und Dad sich um Haus und Familie kümmert – okay, das passiert noch selten. Aber dass beide in die Erziehung involviert sind, hat sich in der westlichen Welt doch einigermaßen breit gemacht in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Der Webfehler in diesem Film ist nicht nur die sexistische Ausgangslage, dass Daddy nicht einmal drei Tage in der Lage ist, den Job zu machen, der auch in diesem ach so modernen Film für eine Frau reserviert zu sein scheint; der Fehler besteht auch darin, dass sich die vorhin noch liebevoll chaotischen Kinder urplötzlich in bösartige Verschwörer verwandeln, die die eben noch geliebten Eltern lediglich noch als Dienstboten begreifen, die sich gefälligst nach ihren individuellen Wünschen zu richten haben – das mag eine Beobachtung sein, die im realen Leben Eltern ab drei Kindern aufwärts sogar nachvollziehen können, aber so waren die Kinder im Film bislang eben nicht. Aber jetzt sind sie in einer großen Stadt, wohnen in einem beneidenswert schönen Haus und gehen auf eine Schule, auf der nur Arschlöcher herumlaufen – und nicht ein einziger Lehrer. Solange Mom seit dem Umzug diese Unbilden gemanagt hat, war alles gut. Kaum übernimmt Dad und ändert sich das Leben ein wenig, und zwar so, dass die älteren der durchweg als clever dargestellten Kinder leicht begreifen könnten, dass nun alle für einige Tage etwas strukturierter zu Werke gehen müssen, drehen die zwölf am Rad. Während Dad ein Großstadt-Footballteam coacht, das wahrscheinlich irgendwie erfolgreich ist, man erfährt es nicht.

Der Traumjob des Vaters der Zwölf bleibt im Film eine leere Hülle, bewacht von einem Manager, der mal bester Freund war, heute aber einer dieser kaltherzigen Karrieretypen ist, die in Hollywoodfilmen als Erfolgsrezept immer nur Entweder die Familie oder der Job kennen. Mom, die bis zu Kind Nr. 3 mal Sportreporterin war, reist derweil auf Promotour durchs Land, um ihr erstes Buch zu vermarkten, was dann sehr erfolgreich wird. Als Familienvater grimassiert sich Altstar Steve Martin durch das familiäre Chaos. Das macht er dem Zielpublikum des Films angemessen, ohne dabei gefordert zu sein. Mit Familienfilmen dieser Art hat er nach seiner Zeit als großer Clown viel Erfahrung gesammelt ("Schlaflos in New York" – 1999; Immer Ärger mit Sergeant Bilko – 1996; … und das Leben geht weiter – 1993; Housesitter – Lügen haben schöne Beine – 1992; Grand Canyon – Im Herzen der Stadt – 1991; "Vater der Braut” – 1991; L.A. Story – 1991; My Blue Heaven – 1990; Ein Ticket für zwei – 1987; Roxanne – 1987; "Der kleine Horrorladen" – 1986; Solo für 2 – 1984; Ein Single kommt selten allein – 1984; "Der Mann mit zwei Gehirnen" – 1983; Tote tragen keine Karos – 1982; Reichtum ist keine Schande – 1979). Der Rest der Belegschaft kocht auf Sparflamme. Bonnie Hunt gibt die patente Mutter, die immer alles unter Kontrolle hat. Piper Perabo hat als älteste Tochter Nora wenig mehr zu tun, als ihr hübsches Gesicht in die Kamera zu halten (Coyote Ugly – 2000) und Teenie-Star Hilary Duff (Leben und lieben in L.A. – 1998) als pubertierende Lorraine gibt die Teenie-Zicke mit Herz. 

Nach knapp 100 Minuten Irrungen sind alle wieder glücklich, weil Mom als Schriftstellerin ja von zu Hause aus arbeiten kann und Dad sich halt durch zig Jobangebote gewühlt hat, bis er eines fand, für das er in der Nähe der Familie bleiben kann. Die Kinder sind vom Satan-Level wieder auf das Liebevolle-Rabaukentruppe-Level gewechselt, obwohl an der Schule immer noch ausschließlich Arschlöcher herum laufen, aber keine Lehrer – in einem Film dieser Art müssten die Arschlöcher an der Schule zur Befriedigung der Zuschauer eigentlich eine ordentliche Abreibung erhalten. Shawn Levy hat aber auf alle Dramaturgie-Ideen ab drittem Drehbuchsemester verzichtet, als hätten die Produzenten ausdrücklich einen harmlosen Wir-machen-einen-Sonntagnachmittag-Film-für-die-ganze-Familie-Film in Auftrag gegeben.

Wertung: 2 von 6 €uro
IMDB