Navin Johnson ist der adoptierte weiße Sohn einer afroamerikanischen Familie auf dem Land. Eines Tages macht er sich auf den Weg nach St. Louis. Unterwegs nimmt er eine Stellung als Tankwart an und repariert nebenbei die zerbrochene Brille eines Kunden mit einem Eigenbau.
Nachdem er zufällig zur Zielscheibe eines verrückten Waffennarren wird, schließt er sich einem Wanderzirkus an. Dort lernt er Marie kennen und lieben; diese trennt sich jedoch von ihm, da er ihr keine finanzielle Sicherheit bieten kann. Unerwartet wird Navin durch seine Erfindung des sogenannten "Opti-Grab"-Brillenhalters auf einen Schlag zum reichen Mann.
Er heiratet darauf Marie und zieht mit ihr in ein extravagantes Anwesen. Sein Reichtum zerrinnt jedoch augenblicklich, als schwere Nebenwirkungen des Brillenhalters bekannt werden und er mit Schadensersatzklagen überzogen wird …
Ein überdrehte Komödie für Liebhaber des absurden Theaters. "The Jerk" heißt der Film im Original, also "Der Idiot", "Der Dummkopf". Im Deutschen würde man ihn wahrscheinlich "Simplicius Simplicissimus" nennen. Von irgendeiner Schande, die Reichtum bedeute jedenfalls, ist im Film nichts zu sehen oder zu spüren. Steve Martin als Autor und Carl Reiner als Regisseur (Wo is' Papa? – 1970) erzählen die Geschichte eines anständigen Kerls, dumm wie eine Scheibe Toast, dabei aufrichtig und genügsam, der durchs Leben streift und hoch belohnt wird.
Und weil dieses Klischee des American Dream seit den 50er Jahren im Kino niemand mehr sehen will, peppen die beiden ihren Film ein wenig auf. Der Film erzählt eine Fantasy, in der Alltagsmenschen als Feen und Trolle wirken und die Geschichte immer ein wenig over the edge ist. Nähme man die Story ernst, würde sie nach zehn Minuten in sich zusammenfallen wie ein verkochtes Soufflé; nichts an ihr ist annähernd realistisch. Aber aus Sicht des Idioten im Mittelpunkt der Geschichte immer folgerichtig. Weil er überhaupt keine Ansprüche hat und nicht versteht, wie die Welt funktioniert, lässt er sich nach marktkonformen Überlegungen ausnehmen wie ein Weihnachtsgans – „Stundenlohn: ein Dollar, zehn Cent!“ „So viel?!?!“ –, macht sich dadurch nützlich und unentbehrlich – Stichwort: billige Arbeitskraft.
Die Frau, die ihn liebt, liebt ihn, weil er überhaupt keine Ahnung von Liebe hat und sie mit ihm also auf eine unschuldige Entdeckungsreise gehen kann. Wenn er sich ihr das erste mal nähert, will er sie nicht küssen. Er leckt mit seiner Zunge über ihr Gesicht. Als das neue Telefonbuch erscheint, führt er Freudentänze auf: Sein name, gedruckt in diesem Buch. Jetzt könnten ihn alle lesen. Es lesen ihn dann nicht alle, sondern ein Verrückter, der ihn fortan mit dem Scharfschützengewehr verfolgt. Seine ersten sexuellen Erfahrungen macht er mit einer Motorrad-Braut, die auf dem Rummel durch Feuerreifen springt: „Du hast meinen Namen auf Deinen Hintern tätowiert. Erst mein Name im Telefonbuch, jetzt auf Deinem Hintern. Ich schätze, da sehen ihn mehr Menschen als im Telefonbuch.“
Jede Szene in dieser insgesamt übersichtlichen Dramaturgie löst Autor Steve Martin in ihr Gegenteil auf. Im feinen Restaurant zum romantischen Dinner herrscht er den – französischen – Kellner an, jetzt aber mal nicht diesen 1966er Wein zu bringen, das alte Zeug (das wohl weg muss), sondern frischen, jungen Wein. Und außerdem solle er die Schnecken aus dem Salat fischen. Das sei ja ein Skandal – bei diesen Preisen. Manche dieser Gaga-Szenen gehen in die Hose, die meisten sprühen vor Witz und Einfallsreichtum.
Dass Navin in einer schwarzen Familie als einziger Weißer aufwächst und erst mit Anfang 30 feststellt, dass er gar kein echtes Familienmitglied ist; dass er als einziger Weißer in dieser Familie das musikalische Taktgefühl eines Zuschauers im Muikantenstadl hat; wenn er vor dem Elternhaus tagelang als Anhalter ausharrt und mal auch nur drei Meter mitgenommen wird? Der Ideenreichtum des Scripts, die feine Umsetzung durch die Regie machen aus diesem Film ein Kleinod für Liebhaber.