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Plakatmotiv: Immer Ärger mit Sergeant Bilko (1996)

Überdrehte Nummern-Revue im
Rahmen einer Militärklamotte

Titel Immer Ärger mit Sergeant Bilko
(Sgt. Bilko)
Drehbuch Andy Breckman
nach Motiven aus der amerikanischen TV-Comedy-Serie "The Phil Silvers Show" von Nat Hiken
Regie Jonathan Lynn, USA 1996
Darsteller

Steve Martin, Dan Aykroyd, Phil Hartman, Glenne Headly, Daryl Mitchell, Max Casella, Eric Edwards, Dan Ferro, John Marshall Jones, Brian Leckner, John Ortiz, Pamela Adlon, Mitchell Whitfield, Austin Pendleton, Chris Rock, Cathy Silvers, Steve Park, Debra Jo Rupp u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 93 Minuten
Deutschlandstart
4. Juli 1996
Inhalt

Master Sergeant Ernest G. Bilko ist Leiter eines Motor-Trupps auf einem US-Amerikanischen Militärstützpunkt. Er hat einige Soldaten unter seinem Kommando, jedoch hat er für diese ganz besondere Einsätze geplant. Mit ihnen gemeinsam nutzt er die Lücken des Systems aus: Er veranstaltet Hunderennen, Pokerturniere und ausufernde Saufgelage. Militärische Disziplin ist für ihn und seine Mannen nur ein veralteter Begriff, den man getrost belächeln kann.

Als eines Tages jedoch der Militär-Kontrolleur und Bilkos persönliche Feind Major Colin Thorn auf den Stützpunkt kommt, um dessen Kosten/Nutzen-Leistung zu prüfen, wird es eng für Bilko. Nun muss er all sein Geschick einsetzen, um den Major davon zu überzeugen, dass sein Trupp ein wichtiger Bestandteil der Army ist …

Was zu sagen wäre

Man könnte meinen, wir lebten in friedlichen Zeiten. Im Sommer 1989, als die letzten Gardinenringe des Eisernen Vorhanges spröde wurden, rief der us-amerikanische Historiker Francis Fukuyama "Das Ende der Geschichte" aus und meinte damit, der Kommunismus sei besiegt und damit der Kapitalismus der endgültige Gewinner im ewigen Wettstreit der Systeme.

Wozu also noch eine Armee? Na gut, um Stärke zu zeigen. Aber zum Kämpfen brauchen wir sie eigentlich nicht mehr. Gibt ja keinen Gegner mehr. Glaubt man dem Historiker. Sicher ist es gar so einfach nicht. Dennoch hat Hollywood aber schon mal die gute alte Militärklamotte aus den Archivschubladen geholt, um der friedlichen Stimmung in der westlichen Welt ein bisschen Zucker zu geben. Die Aufgabe haben die Produzenten an Star-Clown Steve Martin delegiert – Gesichtsakrobat, Bewegungsgenie und in seinen großen Zeiten einfach wahnsinnig komisch (… und das Leben geht weiter – 1993; Housesitter – Lügen haben schöne Beine – 1992; Grand Canyon – Im Herzen der Stadt – 1991; "Vater der Braut” – 1991; L.A. Story – 1991; My Blue Heaven – 1990; "Zwei hinreißend verdorbene Schurken" – 1988; Ein Ticket für zwei – 1987; Roxanne – 1987; Solo für 2 – 1984; Ein Single kommt selten allein – 1984; "Der Mann mit zwei Gehirnen" – 1983; Tote tragen keine Karos – 1982; Reichtum ist keine Schande – 1979). Seine großen Zeiten sind aber seit Ende der 80er jähre vorbei. Seither arbeitet sich Martin durch Remakes alter Screwballklassiker oder tritt in Dramen als melancholischer Sidekick auf. In Filmen, an deren Drehbüchern er nicht mitgeschrieben hat.

"Sgt. Bilko" ist eine lustige Nummernrevue mit Gags, die mal zünden und mal nicht, manchmal zünden sie durch Steve Martin, manchmal nicht. Die Grundidee stammt aus einer TV-Show, in der Sketche mit Ernest Bilko die Stimmung heben sollten. Jonathan Lynn hat sich als Autor und Regisseur einen Namen mit der sehr erfolgreichen britischen Satireshow "Yes Minister" und "Yes, Primeminister" gemacht und fürs Kino "Mein Vetter Winnie" (1992) und "Nonnen auf der Flucht" (1990) inszeniert. Sein "Sgt. Bilko" ist nur eine Nummernrevue ohne Unterbau geworden. Es fehlt an Fallhöhe. Die Abteilung, die Sergeant Bilko leitet, die Motorenwerkstatt, ist hoffnungslos untauglich. Nicht einmal in Friedenszeiten könnte sich eine Kaserne so einen Sauhaufen leisten – und den Dialogen im Film ist zu entnehmen, dass es in anderen Kasernen ähnliche Fälle gibt, weswegen einige geschlossen werden sollen. Die größte Aufregung, die Bilko zu befürchten hat, ist, dass er nach Grönland versetzt wird; eigentlich auch, dass seine Verlobte, die er schon zig mal vor dem Traualtar hat stehen lassen, ihn verlässt, aber Glenne Headly spielt diese Rita mit soviel Sanftmut, das eine Trennung trotz aller Kapriolen nicht zu befürchten steht. Natürlich steht auch nicht wirklich zu befürchten, dass Bilko wegen Insubordinationen nach Grönland versetzt wird, es handelt sich ja um eine Komödie. Aber wäre es nicht vielleicht spaßiger, weil realitätsnäher, gewesen, wenn Bilkos Werkstatttruppe ihren Casinobetrieb parallel zu einer funktionierenden Werkstatt betrieben müsste? Statt dessen wird im Finale mit einem manipulierten Panzer ein waffentechnischer Durchbruch aus dem Hause Bilko gefeiert, der natürlich drei Minuten nach Filmende auffliegen wird. Aber das interessiert schon niemanden mehr, weil da ja der Vorhang schon zu ist und der Film gleich von vorne beginnt – Zauber des Kinos.

Steve Martin stolpert und grimassiert gewohnt gekonnt durch die Hürden des Drehbuchs, kann aber nicht verhindern, dass auch dieser Steve-Martin-Film lediglich eine weitere überdrehte, gut gelaunte Militärklamotte bleibt.

Wertung: 5 von 11 D-Mark
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