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Plakatmotiv: Blue Steel (1990)

Ein Konzept-Thriller, der sein Gift
auf den zweiten Blick verspritzt

Titel Blue Steel
(Blue Steel)
Drehbuch Kathryn Bigelow & Eric Red
Regie Kathryn Bigelow, USA 1990
Darsteller

Jamie Lee, Ron Silver, Clancy Brown, Elizabeth Peña, Louise Fletcher, Philip Bosco, Kevin Dunn, Richard Jenkins, Markus Flanagan, Mary Mara, Skipp Lynch, Mike Hodge, Mike Starr, Chris Walker, Tom Sizemore u.a.

Genre Action, Crime
Filmlänge 102 Minuten
Deutschlandstart
26. April 1990
Inhalt

Megan Turner ist eine frischgebackene Polizistin in New York, die an ihrem ersten Tag im Dienst einen Supermarkträuber erschießt, als dieser ihre Warnungen ignoriert und sie mit einer Waffe bedroht. Im Chaos nach den Schüssen greift sich einer der am Boden liegenden Kunden des Ladens, der Börsenmakler Eugene Hunt, die Pistole des Täters und verschwindet unbemerkt.

Ohne dieses Beweisstück wird Megans Schilderung der Vorgänge von ihren Vorgesetzten Stanley Hoyt und Nick Mann bezweifelt. Die in Bedrängnis geratene Polizistin trifft nur wenig später erneut auf Hunt, der die Nähe zu Megan sucht.

Die beiden beginnen eine Beziehung, ohne dass Megan etwas von der psychischen Verfassung Hunts ahnt. Denn der hat die Waffe des Täters nach dem Überfall nicht ohne Grund an sich genommen …

Was zu sagen wäre

Während des Titelvorspanns gleitet die Kamera mit Makroobjektiv über den in kaltes Licht getauchten Stahl einer Smith & Wesson. Eine erotisch Inspektion einer tödliche Waffe. Auftakt zu einem Film, der nicht in unserer Welt spielt. Oder?

Die junge Polizistin trifft auf Testosteron geschwängerte Detectives, die sich lachend Geschichten von von Nutten abgebissenen Schwänzen erzählen, auf Börsenmakler, die einen erotischen Mehrwert aus einer geladenen 44er ziehen, auf Kollegen und Vorgesetzte, die der jungen Polizistin maximal ungläubig entgegen treten. Kathryn Bigelow will nichts untersuchen, keine soziale Gemengelage im Milieu erkunden. Bigelow baut einen Nägelbeißer mit der ein oder anderen Konzession an die männlichen Produzenten des Films. Ähnlich wie in ihrem Vampirthriller Near Dark – Die Nacht ihren Preis (1987) interessiert sich Bigelow auch in "Blue Steel" mehr für die Mechanismen eines inszenierten Thrillers, als für eine Story, die logisch nachvollziehbar zu sein hat.

In Jamie Lee Curtis hat sie eine grandiose Mitstreiterin (Ein Fisch namens Wanda – 1988; "Dominick und Eugene" – 1988; "Perfect" – 1985; Buckaroo Banzai – Die 8. Dimension – 1984; Die Glücksritter – 1983; Halloween 3 – Die Nacht der Entscheidung – 1982; Halloween 2 – Das Grauen kehrt zurück – 1981; The Fog – Nebel des Grauens – 1980; Halloween – Die Nacht des Grauens – 1978). Curtis spielt die junge Polizistin als verletzliche Elfe, die sich in dieser harten (Männer)Welt unbedingt ihren Platz erstreiten will, sie ist gleichzeitig hart und naiv, aber immer entschlossen in ihrem Tun – so eine Frau ist im amerikanischen Kino seit den 30er Jahren eine Rarität. Curtis ist das emotionale Zentrum des Films, das sie souverän ausfüllt. Ihr Antagonist ist ein nicht weiter ausgeschriebener Irrer – ein Börsenmakler mit Waffenfetisch. Ron Silver (Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten – 1984) spielt ihn so überzeugend, dass er dieses Abziehbild eines irren Arschlochs nie mehr ganz los werden kann.

Die Dramaturgie, die die sympathische Heldin in eine immer ausweglosere Situation führt, ist für sich spannend inszeniert; dass sie zudem aus schwierigem Elternhaus mit die Mutter prügelndem Vater kommt, brauchen lediglich die Produzenten des Films, damit sie die junge Polizistin als nach familiärer Ersatzwärme suchende Frau in die – möglicherweise tröstenden – Arme erst des irren Killers, dann eines verständnisvollen Cops mit dem tönenden Namen Nick Mann treiben können. Wäre Megan Turner ein männlicher Cop, würde Hollywood diese Story kürzer erzählen. Sie ist aber eine Frau, zudem in Szene gesetzt von einer Frau. Und da muss die Heldin dann schon ein wenig Schutz in starken Männerarmen suchend erzählt sein. So tickt Hollywood.

Kathryn Bigelow hat das akzeptiert, die Notwendigkeiten für den männlichen Zuschauer eingebaut und dann einen sehr effizienten Thriller mit einer großartigen Hauptdarstellerin gedreht, der zwischen den Zeilen die Welt der Männer, diese Man's World gehörig auseinander nimmt.

Wertung: 8 von 10 D-Mark
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