30 Oktober 1963 – Halloweennight! In der verträumten Kleinstadt Haddonfield, Illinois killt Michael Meyers seine Schwester. Michael ist 8 Jahre alt.
15 Jahre später: Michael bricht aus der psychatrischen Anstalt aus und kehrt zurück nach Haddonfield. Ihm dicht auf den Fersen ist sein Psychater, Dr. Loomis. Er weiß: Meyers ist gefährlich, ist das „personifizierte Böse”. Loomis kann aber nicht verhindern, dass Michael Myers ein Blutbad anrichtet. Immerhin entdeckt er ein Muster. Michael lauert drei Mädchen auf, die in der Halloween-Nacht Babysitten.
Eine von ihnen, Laurie, erlebt ihren ganz persönlichen Halloween-Alptraum. Andere werden gar nichts mehr erleben …
Mit "Halloween" hatte John Carpenter 1978 zunächst nur einen spannenden Horrorthriller gedreht, dessen eigenkomponierte Musik zum Klassiker wurde. Das Intro, in dem Klein-Michael seine Schwester tötet, dreht Carpenter ohne erkennbaren Schnitt aus der Subjektive des Jungen – und löst erst am Ende dieser Plansequenz auf, dass es sich um einen Jungen handelt. Selten zuvor hatte ein Regisseur den ganzen Kinosaal quasi zum Mörder gemacht.
Carpenters Arbeit mit der Kamera ist bemerkenswert. Sie ist beweglich, aber nicht wacklig. Dadurch bekommen seine Szenen hohe Dynamik und großen Suspense. Da reicht es, dass die steadyCam die Straße überquert und an einem Baum vorbeigeht, dass wir uns im Sessel wegducken.
Jamie Lee Curtis spielt Laurie als Blaustrumpf; mit grobem Leinenrock und gestrickten Strumpfhosen wirkt sie wie das geborene Mauerblümchen; wäre da nicht ihr sehr schönes, scharf geschnittenes Gesicht, man würde ihr diesen Charakter ohne weiteres abnehmen. So zittern wir mit ihr, weil wir wollen, dass sie uns – und dem kleinen Städtchen – erhalten bleibt. Ene große Performance, die sie hier zeigt.
Zu jedem Monster gehört der Fachmann, der es deuten kann. In Spielbergs Weißem Hai war das Richard Dryfuss, hier ist es Donald Pleasance (Telefon – 1977; Der Adler ist gelandet – 1976; Der letzte Tycoon – 1976; THX 1138 – 1971; "Das Wiegenlied vom Totschlag" – 1970; Der Verwegene – 1967; James Bond 007 – Man lebt nur zweimal – 1967; Die phantastische Reise – 1966; Gesprengte Ketten – 1963), der den Psychater Loomis spielt, der Michael jahrelang in der Psychatrie beobachten konnte. Seine vor Angst glänzenden Augen machen den Killer erst zu dem, was er in unserer Erinnerung ist: „Das absolut Böse!“ John Carpenter (Assault – Anschlag bei Nacht – 1976; Dark Star – 1974) wurde mit "Halloween" zum Paten für ein ganz neues Genre: das Slasher-Genre, das zahllose Epigonen hervorbrachte – allein sein Film erlebte sieben Fortsetzungen – und eine Neuverfilmung mit wiederum Fortsetzungen. Es tobten sich verrückte Killer aus am Freitag der 13., an „Muttertag“, ließen uns A Nightmare on Elm Street erleben, den Tanz der Teufel und dergleichen mehr.
Immer waren es gut aussehende Studenten/innen, die sich der Verrückten erwehren mussten, bzw., gemeuchelt wurden. Das Muster war durchsichtig: „schneller Sex“ der Nebenrollen war ein ebenso sicheres Indiz dafür, das Ende des Films nicht zu erleben wie unmäßiger Drogenkonsum oder die kurzfristige Trennung eines Einzelnen von der Gruppe nach dem Motto „Bin gleich wieder da“.
1997 – das Genre war längst zum Videothekenstaubfänger degradiert – erlebte es eine Wiedergeburt durch Wes Cravens Scream - Schrei!, in dem all die Regeln herrlich durch den Kakao gezogen wurden. Jetzt lebte der Horror und starben die Studenten wieder!
John Carpenter hatte für seinen wegweisenden Klassiker 300.000 Dollar zur Verfügung. Es entstand der Gewinn trächtigste Independent Film aller Zeiten. Die Hälfte des Budgets ging für die Panavision-Kameras drauf, damit der Film in echtem Cinemascope (2:35:1) gedreht werden konnte.
Dafür musste an allen Ecken gespart werden:
- Die Ausstatter sollten die „billigste Maske“ für Michael Myers basteln. Sie gingen ins Kaufhaus und kauften eine William Shatner-Maske aus dem Film „The Devil's Rain“, sprühten sie mit weißer Farbe an, entfernten die Haare und schwärzten die Augenschlitze.
- Alle Schauspieler trugen ihre eigenen Klamotten. Jamie Lee Curtis kaufte ihre Laurie Strode-Garderobe bei J.C. Penney für weniger als 100 Dollar.
- Morgan Strodes schwarzer Fleetwood (steht in der Auffahrt, als er mit Laurie zu Beginn des Films spricht) gehörte John Carpenter; der Truck aus der Phelps Garage gehörte der Catering-Firma am Set.
- Der Gänsehaut-Soundtrack wird laut Abspann vom „The Bowling Green Philharmonic“ gespielt, das es freilich nicht gibt. Carpenter und einige Freunde haben den Soundtrack komponiert und gespielt.
Die Kids gucken Das Ding aus einer anderen Welt (Howard Hawks, 1951) im Fernsehen. John Carpenter dreht ein Remake dieses Films 1982.
Haddonfield, Illinois, gibt es nicht. Sehr wohl aber Haddonfield, New Jersey. Es ist die Heimat der Halloween-Autorin und -Produzentin Debra Hill.
Zu Beginn des Films, wenn der junge Michael Myers zum Messer greift – gefilmt mit subjektiver Kamera – sehen wir die Hand von Debra Hill.
Michael Myers wurde benannt nach dem europäischen Verleihchef von Carpenters Vorgänger Assault – Anschlag bei Nacht (1976).
2007 drehte Rob Zombie so etwas wie eine Neuverfilmung des vorliegenden originals. Das hätte er aber besser gelassen.
Die Halloween-Serie
- Halloween – Die Nacht des Grauens (1978)
- Halloween II – Das Grauen kehrt zurück (1981)
- Halloween III (1982)
- Halloween IV – Michael Myers kehrt zurück (1988)
- Halloween V – Die Rache des Michael Myers (1989)
- Halloween – Der Fluch des Michael Myers (1995)
- Halloween: H20 (1998)
- Halloween: Resurrection (2002)
- Halloween (2007) - Remake -
- Halloween II – Family is forever (2009)
- Halloween (2018)
- Halloween kills (2021)
Die Filme von John Carpenter
- Revenge of the Colossal Beasts (1962, Short)
- Terror from Space (1963, Short)
- Captain Voyeur (1969, Short)
- Warrior and the Demon (1969, Short)
- Sorceror from Outer Space (1969, Short)
- Gorgo Versus Godzilla (1969, Short)
- Gorgon, the Space Monster (1969, Short)
- Dark Star – Finsterer Stern (1974)
- Assault – Anschlag bei Nacht (1976)
- Halloween - Die Nacht des Grauens (1978)
- Das unsichtbare Auge (1978, TV)
- Elvis (1979, TV)
- The Fog - Nebel des Grauens (1980)
- Die Klapperschlange (1981)
- Das Ding aus einer anderen Welt (1982)
- Christine (1983)
- Starman (1984)
- Big Trouble in Little China (1986)
Die Fürsten der Dunkelheit (1987) - John Carpenter's Sie leben (1988)
- Jagd auf einen Unsichtbaren (1992)
- Body Bags (1993, TV)
- Die Mächte des Wahnsinns (1994)
- Das Dorf der Verdammten (1995)
- Flucht aus L.A. (1996)
- John Carpenters Vampire (1998)
- Ghosts of Mars (2001)
- The Ward – Die Station (2010)
- John Carpenter: Distant Dream (2016, Video short)
- John Carpenter: Escape from New York (2016, Video short)