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Plakatmotiv: Telefon (1977)

Ein solider Actionthriller mit
fragwürdigen Frauenportraits

Titel Telefon
(Telefon)
Drehbuch Peter Hyams & Stirling Silliphant
nach dem Roman von Walter Wager
Regie Don Siegel, USA 1977
Darsteller

Charles Bronson, Lee Remick, Donald Pleasence, Tyne Daly, Alan Badel, Patrick Magee, Sheree North, Frank Marth, Helen Page Camp, Roy Jenson, Jacqueline Scott, Ed Bakey, John Mitchum, Iggie Wolfington, Hank Brandt u.a.

Genre Action, Crime
Filmlänge 102 Minuten
Deutschlandstart
17. März 1979
Inhalt

Der sowjetische Nachrichtenoffizier Nicolai Dalchimski, Gegner der sowjetischen Entspannungspolitik, soll einer Säuberungswelle der gegen Alt-Stalinisten zum Opfer fallen. Er kann rechtzeitig in die USA fliehen – in seinem Besitz ein kleines Büchlein mit den Namen, falschen Identitäten, Wohnadressen und Telefonnummern sogenannter „Schläfer“. Bei diesen handelt es sich um Agenten, die als Studenten rekrutiert und ausgebildet, mit amerikanischen Verhältnissen vertraut gemacht wurden und seither unauffällig in den Staaten leben. Im Rahmen des Geheimprojekts „Telefon“ sind 51 von ihnen so konditioniert, dass sie beim Hören einer Gedichtzeile in Verbindung mit ihrem ehemaligen russischen Namen, quasi als „fünfte Kolonne“, einen vorab festgelegten Sabotageakt gegen militärische oder Infrastruktureinrichtungen durchführen. Außerdem wurden sie mittels eines hypnotischen Befehls „programmiert“, bei der Tat selbst den Tod zu finden.

Moskau schickt KGB-Major Grigori Borzow hinterher. Er hat ein fotografisches Gedächtnis, hat sich im Kreml alle Namen, Adressen und Tarnidentitäten eingeprägt und soll Dalchimsky kaltstellen, nachdem der schon einige Attentäter aktivieren konnte. Zudem soll Borzow verhindern, dass „Telefon“ jemals bekannt wird, da die Militärs dieses Programm selbst vor dem aktuellen Zentralkomitee der KPdSU geheim gehalten haben und eine Aufdeckung von persönlichen Konsequenzen bis hin zu einer kriegerischen Auseinandersetzung alles zur Folge haben könnte. Borzow wird bei seinem Auftrag von der in den Vereinigten Staaten lebenden Kollegin Barbara unterstützt, einer Doppelagentin, die auch in Diensten der USA steht.

Unterdessen wundert sich die CIA in Langley (Virginia), warum im Abstand mehrerer Tage Anschläge auf Ziele verübt werden, die mittlerweile eher bedeutungslos oder zumindest zweitrangig sind. Die Analystin Dorothy Putterman weist ihre Vorgesetzten auf die den Attentaten vorausgegangene Eliminierung verschiedener sowjetischer Funktionäre und Dalchimskys Rolle im KGB hin, sodass sich die Spezialisten mit der Zeit ein Bild der Vorgänge machen können.

Borzow studiert die bisherigen Anschlagsziele, um ein Muster Dalchimskys zu erkennen. Ihm wird ersichtlich, dass Dalchimsky, wohl größenwahnsinnig geworden, die Reihenfolge der Angriffsziele so wählt, dass deren Anfangsbuchstaben seinen Namen ergeben …

Was zu sagen wäre

Eine faszinierende Geheimdiensttrickserei auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion. Sowjetische Agenten in den USA, die nicht wissen, dass sie sowjetische Agenten sind, werden mittels eines Codes aktiviert, um Anschläge durchzuführen. Der Verantwortliche sitzt im Kreml, ist aber nicht der Generalsekretär der KPdSU, sondern ein Militär. Der Mann, der für ihn die Kohlen aus dem Feuer holen soll, ist Charles Bronson, einer jener Hollywoodkerle, die als Lateinamerikaner ebenso durchgehen, wie als Osteuropäer (Nevada Pass – 1975; "Ein stahlharter Mann" – 1975; Der Mann ohne Nerven – 1975; Ein Mann sieht rot – 1974; Das Gesetz bin ich – 1974; Kalter Hauch – 1972; Chatos Land – 1972; Die Valachi-Papiere – 1972; Rivalen unter roter Sonne – 1971; Kalter Schweiß – 1970; Spiel mir das Lied vom Tod – 1968; Das dreckige Dutzend – 1967; Die Panzerschlacht in den Ardennen – 1965; Gesprengte Ketten – 1963; Die glorreichen Sieben – 1960; Wenn das Blut kocht – 1959; Vera Cruz – 1954; Massai – Der große Apache – 1954).

Der russische Agent, Bronson, soll die Welt vor dem dritten Weltkrieg bewahren, muss dafür aber brave, unschuldige US-Bürger töten, die wiederum eigentlich ja sowjetische Spione sind, dies aber gar nicht wissen. Das ist schön vertrackt und hält den Film ausreichend unter Spannung, die Don Siegel, einer der großen Kerlefilm-Regisseure (Der letzte Scharfschütze – 1976; Die schwarze Windmühle" – 1974; Dirty Harry – 1971; Betrogen – 1971; Ein Fressen für die Geier – 1970; Coogans großer Bluff – 1968; Nur noch 72 Stunden – 1968; "Der Tod eines Killers" – 1964; Die Dämonischen – 1956), mit großen Explosionen und Hubschrauberabstürzen verlängert.

Geradezu bezaubernd ist, wie dieser Kerleregisseur die Frauenfiguren in seinem Film behandelt. Da gibt es die CIA-Analytikerin Putterman, die von ihren Vorgesetzten immer wieder unverschämt ignoriert wird, aber in vielerlei Hinsicht viel cleverer ist, als die Chefs im Büro. Sie kann nicht nur mit Computern umgehen. Sie spricht diesen auch eine Seele zu, wo die Chefs Computer immer noch für komplizierten, überteuerten Kram halten – zu einer Zeit offenbar, als Moskau ein monströses Hypnoseprojekt gegen die USA schon vor Jahren wieder gestoppt hat. Auch Barbara, die blonde, von Lee Remick (Das Omen – 1976; Sie möchten Giganten sein – 1971; Vierzig Wagen westwärts – 1965; Anatomie eines Mordes – 1959; Der lange heiße Sommer – 1958) gespielte Agentin, die den knurrigen Major aus Moskau zur Seite gestellt wird, fragt sich, warum der Major sie nicht ins Bett holt, hat aber weit mehr drauf, als ihr unterwürfiges Verhalten vermuten lässt, näht ihm aber dann erst einmal einen Knopf an. Wer in den an sich cleveren Frauen jetzt einen Schritt in Richtung Emanzipation in Hollywood erkennt, ist schon wieder auf die Kunst der Inszenierung hereingefallen. Am Ende stellt sich jedesmal heraus, dass die Frauen vor allem berechnender sind, man(n) sich also zurecht vor ihnen in Acht nehmen sollte. Und so darf Barbara ihren Russen zwar auf die richtige Fährte stupsen; die Lösung des Rätsels aber formuliert dann schon der Hauptdarsteller selbst.

Der interessante Plot wird von seinem Score auf zeitgemäße Nervosität getrimmt, den Lalo Shifrin komponiert hat. Der Score erdet den Thriller mit der großen Hypnose-Verschwörung weil man die jazzeigen Grooves aus dem eigenen Alltag (vor dem Fernseher daheim) kennt – aus TV-Serien wie Starsky & Hutch, Petrocelli oder Cobra, übernehmen Sie. Shifrins Score hält den Film elegant in der Schwebe und übergibt seine Spannung schließlich in ein schön komponiertes Finale, in der aus dem Puzzle der scheinbar unzusammenhängenden Anschlagsziele eine Schnitzeljagd über die Anfangsbuchstaben des Terroristen-Namens wird und sich die Wege von Jäger und Gejagtem unerkannt mehrfach kreuzen.

Ein solider Thriller, der mit der Thematik der Schläfer-Agenten allerdings ein wenig nach 60er Jahre riecht, ähnlich wie das Verhalten der Männer gegenüber Frauen.

Wertung: 5 von 9 D-Mark
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