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Plakatmotiv: Die schwarze Windmühle (1974)

Großbritannien ist
ein kalter, toter Ort

Titel Die schwarze Windmühle
(The Black Windmill)
Drehbuch Leigh Vance
nach dem Roman "Seven Days to a Killing" von Clive Egleton
Regie Don Siegel, UK, Fr. 1974
Darsteller

Michael Caine, Donald Pleasence, Delphine Seyrig, Clive Revill, John Vernon, Joss Ackland, Janet Suzman, Catherine Schell, Joseph O'Conor, Denis Quilley, Derek Newark, Edward Hardwicke, Maureen Pryor, Joyce Carey, Preston Lockwood u.a.

Genre Thriller, Action
Filmlänge 106 Minuten
Deutschlandstart
20. November 1974
Inhalt

Der MI6-Agent Major John Tarrant soll eine Gruppe von Waffenschmugglern infiltrieren, die nordirische Terroristen beliefern. Zugleich wird Tarrants Sohn David von ebendiesen Kriminellen entführt. Die Kidnapper verlangen als Lösegeld ungeschliffene Diamanten im Wert von £ 517.075.

Von den Diamanten wissen nur wenige Menschen, darunter Agent Tarrant. Um ihn ganz ins Abseits zu katapultieren, legen die Entführer McKee und Ceil Burrows, die zu der Gruppe gehören, die er beobachten soll, falsche Spuren und sorgen dafür, dass diese auch entdeckt werden. Tarrant gerät nun unter Verdacht, die Entführung seines Sohnes selbst inszeniert zu haben. Daraufhin weigert sich die Regierung, das Lösegeld zu zahlen.

Major Tarrant weiß sich nicht anders zu helfen und stiehlt aus Angst um seinen Sohn die Diamanten. Bei der Übergabe in Paris wird Tarrant allerdings von McKee zusammengeschlagen und der Diamanten beraubt. Er erwacht neben der Leiche von Ceil Burrows und wird festgenommen. Ausgerechnet McKee verhilft ihm zur Flucht. Zurück in London setzt er alles daran, seinen Sohn zu finden. Plakatmotiv (UK): The Black Windmill (1974) Mithilfe seiner früheren Frau Alex kann er den Aufenthaltsort von David ausfindig machen: Man hält ihn in einer schwarzen Windmühle in Sussex gefangen …

Was zu sagen wäre

Das Leben eines Spions ist kein leichtes. Es ist einsam, kalt und voller Verräter. Und die Ehe überlebt so ein Job voller Lügen auch nicht. Vom internationalen Jetset, von dem James Bond-Reihe erzählt, ist das alles maximal weit entfernt. Kein leichter Job also, den Agent Tarrant da ausübt. Noch dazu, wo Dunkelmänner seinen Sohn entführt haben.

Der amerikanische Regisseur Don Siegel (Dirty Harry – 1971; Betrogen – 1971; Ein Fressen für die Geier – 1970; Coogans großer Bluff – 1968; Nur noch 72 Stunden – 1968; "Der Tod eines Killers" – 1964; Die Dämonischen – 1956) hat sich nach England begeben, um hier seinen neuen Thriller zu inszenieren und es macht ihm großen Spaß, Steifheit und Snobismus der Briten vorzuführen. Der oberste Geheimdienstkoordinator ist ein versauter Hurenbock, Tarrants direkter Vorgesetzter ist ein gefühlskalter Apparatschik mit Vorliebe für Gummibäume und Tarrants Kollegen allesamt zu blöd bis drei zu zählen.

Und Tarrant selbst? Der wird gespielt von Michael Caine, dem Parade-Brite des englischen Kinos ("Mord mit kleinen Fehlern" – 1972; Jack rechnet ab – 1971; Charlie staubt Millionen ab – 1969; Ein dreckiger Haufen – 1969; Das Milliarden Dollar Gehirn – 1967; Siebenmal lockt das Weib – 1967; Finale in Berlin – 1966; Ipcress - streng geheim – 1965). Ein Fachmann in Sachen Coolness, aber hier wird er in die Nähe eines Eiswürfels inszeniert. Kaum mal eine Regung entfährt Caines Gesichtsmuskulatur. Sohn entführt? Besorgniserregend. Ex-Frau hysterisch? Das legt sich wieder.

Ein bisschen mehr Seele – mehr Mensch – in Michael Caines MI-6-Agent würde dem Film sicher helfen, der stringent bis zur Seelenlosigkeit inszeniert ist. So dramatisch die Geschichte ist, fasert sie im Laufe ihrer 100 Minuten in lauter gegenläufige Geheimdienst-, Gangster und John-Tarrant-Strategien zwischen London, Sussex und Paris aus, denen man im Kinosessel schwer folgen kann. Spannend wird der Film nicht. Ich bleibe sitzen, weil ich natürlich wissen will, ob ich den Verräter in den eigenen Reihen richtig erraten habe und sehen möchte, wie der Schurke im Showdown umkommt.

Don Siegel macht sich zwar mit Lust über die Briten her. Dem Land aber kommt er mit seiner Gastregie nicht näher. Sympathisch ist niemand. Siegels England ist bevölkert von Killern, Verrätern, Robotern und psychisch Angeknacksten.

Wertung: 4 von 8 D-Mark
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