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Videocover: Das unsichtbare Auge (1978)

Eine Auftragsarbeit mit ein
paar spannenden Momenten

Titel Das unsichtbare Auge
(Someone's Watching Me!)
Drehbuch John Carpenter
Regie John Carpenter, USA 1978
Darsteller

Lauren Hutton, David Birney, Adrienne Barbeau, Charles Cyphers, Grainger Hines, Len Lesser, John Mahon, James Murtaugh, J. Jay Saunders, Michael Laurence, George Skaff, Robert Phalen, Robert Snively, Jean Le Bouvier, James McAlpine u.a.

Genre Horror, Mystery
Filmlänge 97 Minuten
Website theofficialjohncarpenter.com
Inhalt

Die Fernseh-Regisseurin Leigh Michaels bekommt einen neuen Job in Los Angeles und bezieht dort eine Wohnung in einem Hochhaus, dem "Arkham Tower". Kurz darauf beginnt ein Unbekannter, sie zu beschatten. Er baut im Hochhaus gegenüber ein Teleskop auf, folgt ihr mit dem Auto und verwanzt ihre Wohnung. Daneben lässt er ihr seltsame Geschenke zukommen: Zunächst den angeblichen Gewinn eines fingierten Preisausschreibens, dann ein Teleskop sowie einen Bikini. Mehrfach erhält sie von dem Stalker auch anonyme Anrufe. Er dringt immer mehr in ihr Leben ein und beobachtet sie auch bei ihren Treffen mit dem jungen Philosophiedozenten Paul, der sich für sie interessiert. Sie erzählt Paul von den Anrufen und den Geschenken, und Paul will ihr helfen. Er meint über den Unbekannten: „Er will dich verletzen, ohne dich zu berühren.

Eines Abends kommt sie mit Paul und ihrer Freundin Sophie nach Hause und sieht im Haus gegenüber einen Mann mit einem Teleskop. Die sofort herbeigerufene Polizei verhaftet den Mann, der, so stellt sich heraus, ein ehemaliger Elektriker ist, der jetzt als Gärtner arbeitet. Man kann ihm keine Straftat nachweisen und muss ihn wieder laufen lassen, verweist ihn jedoch der Stadt.

Leigh fühlt sich weiterhin bedroht und bricht schließlich, mit einem Messer bewaffnet, in das Penthouse in dem gegenüberliegenden Hochhaus ein, in das sie mit ihrem Teleskop bisher keinen Einblick nehmen konnte, weil es mit dunklen Vorhängen versehen ist. Sophie bleibt derweil in Leighs Wohnung und beobachtet Leigh mit dem Teleskop. Plötzlich sieht Leigh, wie eine Person in ihre Wohnung eindringt und Sophie erwürgt. Als sie zurück in ihre Wohnung eilt, ist dort niemand, auch nicht die Leiche Sophies. Die eilig herbeigerufene Polizei versucht ihr zu erklären, dass nichts passiert sei. Sophie sei in Wahrheit für zwei Wochen nach Fort Worth gereist.

Zurück in ihrer Wohnung findet Leigh im Bad die Dusche laufen und an ihrem Badezimmerspiegel geschrieben: „No one believes you“. Nach einem erneuten Anruf des Unbekannten reißt sie in Panik den Telefontisch um und findet unter der Tischplatte eine Wanze …

Was zu sagen wäre

John Carpenter versucht sich an Alfred-Hitchcock-Motiven; vor allem Das Fenster zu Hof hat es ihm angetan. "Someone's Watching Me!" hat er unmittelbar vor seinem Kinodurchbruch mit Halloween (1978) fürs Fernsehen inszeniert. Die begrenzten Produktionsmittel sieht und hört man dem Film klar an, aber Carpenter macht aus dem Mangel, was geht.

Videocover (US): Someone's Watching Me! – Das unsichtbare Auge (1978)Eine Regisseurin von Live-TV-Shows wird Objekt eines Spanners, der jetzt seine eigene Regie über sie führt. Der Höhepunkt soll, wie sich früh aus Nachrichten im Radio über den Suizid einer allein lebenden Frau erahnen lässt, ihr Freitod sein. Carpenter hat den Film nach eigener Aussage in zehn Tagen abgedreht. Den Thrill, den ein Thriller braucht, erzeugt er größtenteils über eine Art schwebende Kamera, häufig switcht er in die Subjektive seiner Protagonistin, was uns auf dem Sofa analog zu Leigh orientierungslos macht, weil wir den Überblick über die Szene verlieren. Die Bilder mit der Steadycam geben dem Film einen bedrohlichen Touch, der sonst kaum erzeugt wird.

Die Frage, wer der Böse ist, stellt sich bald nicht mehr. Die beiden Männer, die im Film eine größere Rolle spielen, kommen dafür schnell nicht mehr in Betracht. Der Täter muss also ein Unbekannter, für die Backup-Story – Leigh und ihre neuen Freunde/Kollegen – unwichtiger Typ sein. So erschöpft sich der erzählte Thrill in dem des unbekannten Bösen und dem, was er dann alles anstellt, um Leigh zu ängstigen. Die meisten Szenen spielen tagsüber und bieten kaum Gelegenheit für effektvolle Beleuchtung, die Bilder – vor allem die in Leighs sehr beigen Appartement sind flächig ausgeleuchtet, bei den wenigen Szenen auf der Straße arbeitet das Team augenscheinlich mit dem vorhandenen Tageslicht.

In der Hauptrolle sehen wir Lauren Hutton, ein Model, das ab und zu auch schauspielert. Ihre limitierten Fähigkeiten helfen nicht, Spannung aufzubauen. Sie wird als selbständige Frau eingeführt mit kaputter Beziehung, ein Umstand, der sie von New York nach Los Angeles getrieben hat. Hier tritt sie ihren neuen Job an, souverän und mit der nötigen Ironie, die man im TV-Betrieb braucht. Auch wehrt sie die Datingversuche eines sehr aufdringlichen Kollegen charmant aber entschieden ab, angelt sich dann sehr selbstbewusst in der Bar selbst einen netten Mann – dass der nett ist, sieht man an seiner ordentlichen Pudelfrisur und daran, dass der Schauspieler im US-Fernsehen als beliebter Komiker gilt.

Dieser Freund, Paul, ist dann auch nötig, denn als die Dinge ernster werden, zeigt sich die TV-Regisseurin nicht in der Lage, auch nur einen der vielen nachvollziehbaren ersten Schritte zu machen, die jetzt naheliegend sind. Das muss alles ihr neuer Freund erledigen. Der hat die Ideen, kennt die entscheidenden Polizeiinspektoren – erstaunlich für einen einfachen Philosophie-Dozenten – weiß, wie und wo man nachfragen muss; Frauen sind auch in den späten 70er Jahren halt doch eher als Opferrolle zu gebrauchen, als als Macherin.

Diese klischeehafte Geschlechterzuschreibung erhöht nicht gerade die Spannung. Zumal auch der Score von Harry Sukman aus dem 08/15-Baukasten der TV-Kompositionen stammt, aus dem sich auch Serien wie "Einsatz in Manhattan" oder "Die Straßen von San Francisco" speisen. Bedrohung kommt auf, wenn wir dem Bösen nahe sind in Close-Ups seines Teleskops, seiner feisten Hand, die den Telefonhörer abnimmt, dem halben Mund, den wir ab und zu zu sehen bekommen.

Filmhistorisch betrachtet ist der Film als Frühwerk John Carpenters von Interesse, handwerklich ordentlich, aber schon Anfang der 90er Jahre spür- und sichtbar aus der Zeit gefallen.

Wertung: 3 von 9 D-Mark
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