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Plakatmotiv: Das Ding aus einer anderen Welt (1951)

Ein Eindringling von ganz weit weg, der die
Diskussion über Waffe oder Wort provoziert

Titel Das Ding aus einer anderen Welt
(The Thing from Another World)
Drehbuch Charles Lederer & John W. Campbell Jr.
nach der Story "Who goes there?" von John W. Campbell Jr.
Regie Christian Nyby (Howard Hawks), USA 1951
Darsteller

Margaret Sheridan, Kenneth Tobey, Robert Cornthwaite, Douglas Spencer, James Young, Dewey Martin, Robert Nichols, William Self, Eduard Franz, Sally Creighton, James Arness u.a.

Genre Horror
Filmlänge 87 Minuten
Deutschlandstart
26. Oktober 1951
Inhalt

Ein Team von Wissenschaftlern entdeckt unweit seiner Forschungsstation in der Arktis ein Raumschiff, das abgestürzt und im Eis eingefroren ist. Eine zu Hilfe gerufene Gruppe von Soldaten versucht, das Raumschiff freizusprengen, wodurch es jedoch vernichtet wird.

Ein unbekanntes Wesen kann jedoch, eingefroren in einen Eisblock, unversehrt geborgen und zur Forschungsstation gebracht werden. Dort schmilzt das Eis und das zum Leben erwachte Wesen beginnt eine mörderische Jagd auf Menschen und Tiere.

Die Wissenschaftler finden heraus, dass es sich bei dem Fremden um eine Art Pflanze handelt, die sich von Blut ernährt …

Was zu sagen wäre

Das ist kein Horror-Schocker. Kein Wunder: Produzent Howard Hawks, der auch einen Teil der Regieaufgaben übernommen hat, interessiert sich nicht fürs Horrorgenre (Ich war eine männliche Kriegsbraut – 1949; Red River – 1948; Haben und Nichthaben – 1944; Sergeant York – 1941; Sein Mädchen für besondere Fälle – 1940; S.O.S. – Feuer an Bord – 1939; Leoparden küsst man nicht – 1938). Er interessiert sich für die Dynamik definierter Gruppen, für Männer unter Männern, die auf Frauen stoßen und die von außen angegriffen werden. Häufig ist das ein Viehbaron mit schwarzem Hut, der drei Auftritte während des Films hat und ansonsten von seinen Schlägern vertreten wird. Oder es ist der Mobster, der Humphrey Bogart auf die Pelle rückt. Hier ist es ein Ding, eine Art Pflanze in Menschengestalt, die die Gruppe in Bewegung versetzt, zum Handeln zwingt.

Es ist ein Wesen, das eher unspannend aussieht – humanoid, um die zwei Meter groß und insgesamt nicht sehr schrecklich. Entfernt erinnert das jaulende Alien an die Kreatur von Frankenstein, nur ohne Gesichtszüge; ein „Fremder in einer fremden Welt“. So nennt ihn der Chefwissenschaftler der Station, Dr. Arthur Carrington, der damit die eigentliche Front in dieser Geschichte eröffnet. The thing from another world, das Äquivalent zum "Viehbaron mit schwarzem Hut", teilt die zuvor einigermaßen homogene Gruppe in zwei Lager: Hier das Militär, das für Sicherheit sorgen muss, dort die Wissenschaft, die sich höheren Zielen verpflichtet sieht: „Es gibt keine Feinde in der Wissenschaft. Nur Studienobjekte.

Während vor der Tür ein Eissturm tobt, entbrennt drinnen der Kampf zweier Philosophien. Die Erzählhaltung dabei ist klar: Sympathieträger sind die Militärs, unter denen eine Hawks-typische Romanze wächst zwischen dem charmanten Captain und einer taffen Sekretärin, die gewohnt ist, gegen Kerle ihre Frau zu stehen. Um diese herum gibt es den lustigen Reporter, der nicht schreiben darf, sowie ein paar eifrige, loyale Jungsoldaten, die ihren Captain wegen dessen Romanze kumpelhaft frotzeln – Männer, die zusammen im Schützengraben lagen, haben ein besonderes Verhältnis, sagen diese Momente … ein klassisches Hawks-Element.

Der Gegner ist die Wissenschaft, die schon die veheerende Atomspaltung in die Welt brachte, und hier bewundernd vor dem Wesen from Outerspace steht: „Es hat kein Herz. Dem Menschen überlegen!“ Während Dr. Carrington das Wesen der lebenden Pflanze zunehmend fasziniert diskutiert – und so auch dem Zuschauer ein paar wissenschaftliche Fakten mit nach Hause gibt, bereiten die Soldaten sich auf den Kampf ums Überleben vor; und stoßen auf den finalen Widerstand der Wissenschaft – dieser alles entscheidende Gunfight wird mit allerdings ohne Colt ausgefochten, sondern mit Wörtern: „Es ist nicht wichtig, was mit uns geschieht!“, sagt Wissenschaftler Carrington. „Das Leben ist nichts, die Erkenntnis alles. Wir erforschen die Geheimnisse der Natur, wir zertrümmern Atome …“ „Jaa“, fällt ihm ein Sergeant ins Wort, „und das hat die Welt so glücklich gemacht!“ „Wir Forscher sind es der Menschheit schuldig, dass wir lieber unser Leben lassen, als dass wir zerstören, was uns neue Wege weist!

Der Film entstand 1951. Weltkrieg II war da gerade sechs Jahre vorbei und die großen Blöcke, dort der Osten unter russischer Hoheit, hier der Westen unter US-Hoheit rüsteten sich zum Kalten Krieg. Logisch, dass die gegen Waffen orientierte Wissenschaft dort keinen Stich machte: Das fremdartige Wesen ist freundlichen Worten nicht zugänglich und nur mit Gewalt zu bezwingen.

Für die Zuschauer fasst am Ende der lustige Reporter mit ernstem Timbre die Botschaft in Worte: „Beobachtet den Himmel. Seid wachsam!“ Ob er meint, wir sollen auf UFOs achten, oder doch eher auf sowjetische Raketen, die aus dem Osten herunterjagen, sollen wir auf dem Heimweg diskutieren.

Wertung: 4 von 6 D-Mark
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