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Plakatmotiv: Internal Affairs – Trau' ihm, er ist ein Cop (1990)

Unterdurchschnittlicher Copthriller
aus einer absurden Männerwelt

Titel Internal Affairs – Trau' ihm, er ist ein Cop
(Internal Affairs)
Drehbuch Henry Bean
Regie Mike Figgis, USA, Kanada 1990
Darsteller

Richard Gere, Andy Garcia, Nancy Travis, Laurie Metcalf, Richard Bradford, William Baldwin, Michael Beach, Katherine Borowitz, Faye Grant, John Kapelos, Xander Berkeley, John Capodice, Victoria Dillard, Pamella D'Pella, Susan Forristal u.a.

Genre Drama, Thriller, Crime
Filmlänge 115 Minuten
Deutschlandstart
26. April 1990
Inhalt

Raymond Avilla ist Polizist des LAPD, der in die Abteilung für interne Ermittlungen versetzt wird. In seinem ersten Fall ermittelt er mit seiner Kollegin Amy Wallace gegen den Polizisten Van Stretch, der in jüngerer Zeit mehrfach wegen gewalttätigen Verhaltens angezeigt wurde. Tatsächlich wird Stretch auch gegen seine Frau handgreiflich, da er den Verdacht hat, dass sie fremdgeht.

Bei den Ermittlungen zeigt sich, dass Stretch offenbar mehr Geld besitzt, als er in seinem Beruf verdienen könnte. Es kommt der Verdacht auf, dass der Polizist nicht nur drogensüchtig, sondern auch korrupt ist. Avilla, der Stretch von der Polizeischule kennt, traut ihm organisierte Machenschaften dieser Dimension allerdings nicht zu. Wallace und er richten ihr Interesse daher nun auf den erfahrenen Polizisten Dennis Peck, der trotz seines Alters noch immer Streifendienst verrichtet.

Sie finden heraus, dass Peck sich seine Kollegen gefügig hält, indem er ihnen z. B. Nebenjobs verschafft oder bei Verstößen gegen die Dienstvorschriften zur Seite steht. Auf diese Weise erkauft sich Peck die Loyalität seiner Kollegen, um so seine so lukrativen wie kriminellen Machenschaften decken zu können. Seine vermeintlich freundschaftliche Art ist jedoch nur vorgeschoben und endet, sobald er sich selbst in Bedrängnis sieht. So ist zum Beispiel Peck selbst derjenige, der Stretch mit dessen Frau betrügt. Und als sich abzeichnet, dass Stretch unter dem Druck der Ermittlungen zusammenzubrechen droht, heuert Peck einen professionellen Killer an, der Stretch in einer fingierten Fahrzeugkontrolle während der Streife aus dem Weg räumt. Dann ermordet Peck ihn, um seine Spuren beim Mord verwischen zu können …

Was zu sagen wäre

Die Polizei in Los Angeles ist eine Männergesellschaft. Frauen sind Beiwerk, Opfer, Betrügerinnen, Bereitsteherinnen, werden bedroht, werden beschützt. „Sie macht mir immer noch die Hölle heiß“, sagt Cop Avilla und sein Kollege antwortet „Haha, so sind die Frauen!“ Die elementaren Dinge entscheiden sich über Sex … beim Sex … mit Sex. Wenn die Ehefrau auf ihren Mann wartet, sitzt sie mit blonder Löwenmähne auf der Bettkante und trägt schwarze High Heels.

Erzählt wird ein Hahnenkampf der exaltierten Sorte. Da sind die Kerle Richard Gere und Andy Garcia. Da sind die Männer im Regiestuhl und an der Schreibmaschine fürs Drehbuch, wo dann, nachdem Andy Garcia Fragmente eines Frauengesprächs seiner Frau mitbekommen hat, ein wenig eifersüchtig ist: „Also … Carlos ist ein guter Maler, ja?“ (Hier muss man wissen, dass Carlos kein Maler ist, der Beruf nur als Metapher für das Folgende steht) „Ich denke, sie meinte, dass er sich genug Zeit dabei lässt, dass sie auf ihre Kosten kommt. Ausnahmsweise. … Liebling, Du bist ein guter Maler. Wenn Du magst.“ „Ich schätze, ich sollte mir auch so einen Pinsel kaufen.“ „Deiner ist prima! Du solltest ihn nur mal eintauchen.“ Und dann guckt er ganz verliebt und dann piept sein Beeper. Haben Sie jemals so einen Dialog mit Ihrer Partnerin geführt? Das ist ein klassisches, geradezu museales Beispiel für eine von Männern ersonnene Frauenrolle. Da gerät der Grund, warum Raymond seine Kollegin „nicht bumst“ zu der Tatsache, „weil meine Kollegin eine Lesbe ist“. Weil: Sonst würde er sie wohl „gebumst“ haben?

Wie es innerhalb dieser Welt aus Männerbünden zugeht, erfahren wir gleich zu Beginn aus drei Perspektiven, darunter sogar die einer Frau. Beim Begrüßungsgespräch erklärt der Abteilungsleiter der Internen dem neuen Cop: „Der Interne Ermittlungsausschuss ist die wichtigste Abteilung der Polizei. Wir sind die Polizisten der Polizei und geben den Ton an. Deshalb muss jeder Ausschuss-Beamte nicht nur dem Laster aus dem Weg gehen, sondern auch dem Anschein des Lasters. Wenn Polizisten bessere Menschen sind, müssen wir besser als andere Polizisten sein. Nun … Los Angeles hat die sauberste Polizeitruppe von allen amerikanischen Großstädten. Und das hat sie uns zuverdanken.“ Da haben wir schon Richard Gere dabei zugesehen, wie er einem unbewaffneten Opfer ein Messer in die Hand drückt, weil der Kollege Streifenpolizist zu früh abgedrückt hat. „Ich dachte, er hätte eine Waffe in der Hand.“: „So ist das Leben. Nicht? Wie viele Bullen kennst Du? Bei wie vielen von denen geht alles glatt? Die meisten sind geschieden, Alkoholiker, ihre Kinder sollen nicht mehr mit ihnen sprechen. Sie kriegen keinen mehr hoch. Sie hocken in ihren kleinen Apartments. Allein. In der Dunkelheit. Nuckeln wie Babys an ihren Revolvern rum.“ Avillas neue Partnerin, Amy Wallace, hat da nochmal eine andere Version: „Die meisten Bullen können uns nicht ausstehen. Sie halten uns für herzlos und eiskalt berechnend. Wir sind Aufsteiger, die zum Ermittlungsausschuss gegangen sind, um befördert zu werden – was stimmt. Aber nicht unbedingt wahr wird. Darum sind die höflich, weil die Schiss vor uns haben. Das ist alles.

Richard Gere spielt mit seinem Image des Schönlings ("Gnadenlos" – 1986; Cotton Club – 1984; Atemlos – 1983; "Ein Offizier und Gentleman" – 1982; Ein Mann für gewisse Stunden – 1980; "Auf der Suche nach Mr. Goodbar" – 1977). Der vordergründig Schöne ist der Teufel. Gere spielt diesen Dennis Peck als manipulativen Paten mit verletztem Dackelblick. Peck ist charmant und verschlagen in derselben Sekunde, ein Profi, der es versteht, Menschen, Frauen zumal, mit seinem Sexappeal zu manipulieren: „Sie sehen 'ne hübsche Braut und gucken hin. Hier …“, sagt Peck und deutet auf die Prostituierte Kee, die er ein paar Szenen zuvor vor einer Verhaftung bewahrt hat. „Sie sehen ein bezauberndes Mädchen und gucken hin. Kee, komm mal einen Moment her!“ Sie kommt, sagt aber nichts, guckt neutral, ist attraktiv. „Kee, das ist Raymond Avilla. Sie ist umwerfend hübsch.“ „Ja, sehr ansprechend“, sagt Avilla und Peck schießt hinterher: „Wollen Sie sie haben?“ Kee hat da noch immer nichts gesagt.

Andy Garcia ist Paulus, der sich zu Saulus wandelt (Black Rain – 1989; "Stand and Deliver" – 1988; Die Unbestechlichen – 1987; "8 Millionen Wege zu sterben" – 1986; Ein Single kommt selten allein – 1984). Als wir ihn kennenlernen, ist er der aufrechte Cop und liebende Tugendwächter seiner Frau – „Schönes Kleid. Wo ist der Rest davon?“, der lernen muss, das man Aufrichtigkeit und Tugend in dieser Welt nicht weiterkommt. Bis ein Polizeischüler ihm attestiert: „Sie sind wie Dennis, Mann! Genau so'n Typ.

Beide Typen sind gut besetzt – der schöne Schurke, der sein charmantestes Lächeln aufsetzt und dann zusticht, und der interessierte Schweiger, der öffentlich ausrastet, als er glaubt, dass seine Frau sich nicht an die Regeln der Männer hält und vielleicht fremdgeht. Aber echtes Schauspiel ist da wenig erforderlich. Garcia bewegt sich in manchen Szenen, als kopiere er Robert DeNiro Travis Bickle aus Taxi Driver. Jede Szene zielt auf den Wirkungstreffer, auf die spektakuläre Szene. Nicht auf einen Inhalt, eine Fortführung der Story. Das ist wie Detektive Comics auf Testosteron. Die Inszenierung: klassische 80er Jahre. Der Film ist attraktiv. Aber nicht spannend.

Wertung: 4 von 10 D-Mark
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