Bei einer gemeinsamen Polizeiaktion der russischen FSB und des FBI erschießt die russische Polizistin Valentina Koslova den Mafioso Ghazzi Murad in Notwehr. Dessen Bruder Terek erklärt daraufhin dem FSB und den Amerikanern den Krieg.
Er heuert einen Profikiller namens "Der Schakal" an, der als Rache für Ghazzis Tod eine hochgestellte Persönlichkeit der US-Politik töten soll. FBI und KGB setzen alles daran, das Attentat zu verhindern. Ihre Chancen: dürftig. Der Killer ist zu schnell, wandlungsfähig, kaltblütig. Wo immer die Geheimdienste hinkommen, finden sie nur blutige Spuren.
Ihre einzige Hoffnung: Jemand, der Gewalt aus erster Hand kennt und den Schakal womöglich identifizieren kann. Jemand wie der zu lebenslanger Haft verurteilte Ex-Terrorist Declan Mulqueen. Er gibt sein Wort, nicht zu flüchten …
Das Bemerkenswerte an dieser Neuinterpretation der Attentatsgeschichte durch Michael Caton-Jones ist, wie sehr sich das Kino seit den frühen 70er Jahren verändert hat. 1973 kam Fred Zinnemanns Der Schakal in die Kinos, nach dessen Drehbuch der vorliegende Film 24 Jahre später entstanden ist. Von dem Original ist freilich kaum noch etwas übrig, außer, dass der Schakal noch Schakal heißt.
Caton-Jones hat viel Wumms in seinen Film gebracht: gute Arbeit an der Kamera, High-Tech-Waffen, einen treibenden Score, zwei Top-Stars – Richard Gere und Bruce Willis – und 5-Sterne-Schauplätze wie große Hotels, elegante Appartements, gediegene Büros und eine FBI-Zentrale, die durch Stahl und Glas glitzert. Die Schauwerte sind hoch und die Story leidlich spannend und wahrscheinlich war es gut, den Engländer Caton-Jones die Regie anzubieten und nicht, sagen wir mal, Michael Bay. Die erwähnte Aufmachung und das zugrunde liegende Script, in dem, wie gesagt, von der 1973er-Vorlage wenig geblieben ist, kann die Pyrotechniker unter den Produzenten verführen. Caton-Jones hat in seinen bisherigen Filmen aber bewiesen, dass er sich auch für seine Charaktere interessiert, die er da inszeniert (Rob Roy – 1995; Doc Hollywood – 1991; "Memphis Belle" – 1990; "Scandal" – 1989).
Die Struktur seines Films ist ähnlich wie 1973: auf der einen Seite der unbekannte Killer, als der sich Bruce Willis hier unter allerlei Masken entfalten kann, auf der anderen Seite die Jäger des Schakals. Aber anders als damals begegnen sie sich mehrfach, ja, der Ex-IRA-Mann Mulqueen und der Schakal verbindet eine gemeinsame Vergangenheit; angedeutet wird, dass sie sogar mal ganz gute Kumpels waren, bis der Schakal Mulqueen eine Falle stellte, die dem Iren alles nahm. Aber aus diesem Spannungsfeld kommt dann nichts weiter. Der Ire fügt sich lammfromm ins Diktat seiner FBI-Aufpasser – Richard Gere gibt diesem IRA-Mann mit antrainiertem irischem Akzent und seiner zwischen Dackelblick und naiver Mordlust changierenden Mimik eine gute Statur – aber die angedeutete Vendetta muss dann eine Figur erfüllen, die sich eigentlich früh aus dem Film verabschiedet hatte. Das ist eine überraschende Pointe in der letzten halben Stunde des Films, in der Attentat, Showdown und Auflösung passieren, die durchaus für den ein oder anderen Gänsehautmoment gut ist.
Aber in den 90 Minuten davor bleibt der Film eine prominent besetzte Nullnummer. Interessiert schauen wir Bruce Willis dabei zu, wie er sich in seinen zahlreichen Masken seinem Ziel nähert und dabei über manche Leiche geht. Eher zwangsläufig begleiten wir das FBI bei seiner Jagd nach dem Mann ohne Gesicht. Richard Gere als lebenslanger Strafgefangener und mal nicht als Anwalt, Doktor oder sonst wie gut situierter Erfolgsmensch ist eine neue Facette an dem Schauspieler (Red Corner – 1997; Zwielicht – 1996; Der 1. Ritter – 1995; "Begegnungen" – 1994; …und das Leben geht weiter – 1993; Sommersby – 1993; Eiskalte Leidenschaft – 1992; Pretty Woman – 1990; Internal Affairs – 1990; Cotton Club – 1984; Atemlos – 1983; "Ein Offizier und Gentleman" – 1982; Ein Mann für gewisse Stunden – 1980).
Würde ich nicht gerade ohnehin im Kino sitzen, weil mich die Neuverfilmung des Klassikers interessiert hat, und weil ich Bruce Willis gerne sehe, könnte ich auch gehen und das Gefühl haben, nichts zu verpassen (außer eben jener letzten halben Stunde). Denn der Film wird seinen Schatten eben nie los – Fred Zinnemanns Original, in dem all das spannend war, was hier runter erzählt wird wie in einer Polizeiserie im zeitgenössischen Fernsehen. 1973 haben wir die Polizisten bei ihrer schlafraubenden, kräftezehrenden Recherche in staubigen Akten erlebt. wir haben gespürt, welche Kleinarbeit hier zu leisten ist, um einem gesichtslosen Killer Name und Gesicht zu geben. Wir haben einen Auftragskiller erlebt, gespielt vom damals wenig bekannten Edward Fox, der sich unaufgeregt vorbereitet, kühl, charmant, wo es von Nutzen ist, und wie er penibel Spuren beseitigt, selbst solche, die wahrscheinlich nie jemand finden würde. Zudem geschah das Ganze auch noch ohne Score, was uns ganz auf die Charaktere auf der Leinwand zurück warf. Auch Bruce Willis ist kühl, charmant, wo es von Nutzen ist, professionell. Aber er ist immer Bruce Willis (Das fünfte Element – 1997; Last Man Standing – 1996; 12 Monkeys – 1995; Stirb langsam – Jetzt erst recht – 1995; Nobody's Fool – 1995; "Color of Night" – 1994; Pulp Fiction – 1994; Tödliche Nähe – 1993; Der Tod steht ihr gut – 1992; The Player – 1992; Last Boy Scout – 1991; Hudson Hawk – 1991; Fegefeuer der Eitelkeiten – 1990; Stirb Langsam 2 – 1990; Stirb langsam – 1988; Blind Date – 1987) – mit verschiedenen Frisuren.
Die Waffe, die er sich besorgt, ist sinnbildlich für das Dilemma dieses Films. Sie ist riesengroß, beeindruckend – aber es gibt diese polnische Maschinenkanone ZSU-33 in der Realität nicht. Das selbst entworfene Gewehr des 73er-Schakals könnte es hingegen jederzeit geben (wenn es denn ein Attentäter gerade gebrauchen könnte). Auch dessen heimlicher Transport war 1973 klüger erzählt als 1997. Die neue Version des "Schakal" schwelgt in zeitgenössisch großer Inszenierung, beeindruckt mit der Besetzungsliste – hat aber real betrachtet eine austauschbare Geschichte.