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Plakatmotiv: Rob Roy (1995)

Eine Liebesgeschichte, eingepackt
in einen hasserfüllten Kampf um Ehre

Titel Rob Roy
(Rob Roy)
Drehbuch Alan Sharp
Regie Michael Caton-Jones, UK, USA 1995
Darsteller

Liam Neeson, Jessica Lange, John Hurt, Tim Roth, Eric Stoltz, Andrew Keir, Brian Cox, Brian McCardie, Gilbert Martin, Vicki Masson, Gilly Gilchrist, Jason Flemyng, Ewan Stewart, David Hayman, Brian McArthur, David Brooks Palmer, Myra McFadyen, Karen Matheson u.a.

Genre Abenteuer, Biografie, Drama
Filmlänge 139 Minuten
Deutschlandstart
25. Mai 1995
Inhalt

Robert Roy MacGregor, genannt "Rob Roy", entstammt einem angesehenen schottischen Geschlecht, sieht sich aber unter korrupter englischer Herrschaft mit immer größerer Armut in seiner Umgebung konfrontiert.

Um die Lebensumstände seines Clans zu verbessern, will er Geld vom Marquis von Montrose leihen, um ein gewinnbringendes Geschäft abzuwickeln. Doch dessen intriganter Verwalter Killearn ersinnt zusammen mit dem bankrotten Lebemann Cunningham eine List, um das geliehene Geld zu stehlen.
Ohne die Mittel, das Geschäft abzuschließen und den Kredit zurückzuzahlen, sieht sich Rob Roy mit dem Versuch des Marquis konfrontiert, ihn zu einem Meineid wider einen Konkurrenten zu zwingen. Als er sich weigert, soll er in den Schuldturm gesperrt werden. Freilich zieht der aufrechte Kämpfer die Flucht vor, rechnet aber nicht mit der Grausamkeit, mit der sich der sadistische Cunningham im Namen des Marquis rächt.

Es entbrennt ein Wettkampf zwischen dem ehrenhaften Clanführer und dem skrupellosen Lebemann, in den auch Rob Roys Ehefrau Mary hineingezogen wird …

Was zu sagen wäre

Im Kino ist das Jahr der schottischen Highlands angebrochen. Während hierzulande nun "Rob Roy" in die Kinos kommt, startet in den USA schon das zweite große Schotten-Abenteuer, Mel Gibsons Braveheart, der bei uns im Oktober ins Kino kommt. Es gibt diese zufälligen Dopplungen immer wieder, 1992 kam der doppelte Christopher Columbus, 1993 der doppelte Wyatt Earp – hier nun das doppelte Schotten-Epos, wobei Gibsons Revolutions-Film, wie man hört, fünf Jahrhunderte früher spielt als der vorliegende.

Michael Caton-Jones führt uns ins Jahr 1713. Die schottische Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Das alte Clansystem löst sich auf, arme Schotten wandern nach Nordamerika aus, um dort eine neue Existenz aufzubauen. Der Schotte Robert Roy MacGregor, genannt Rob Roy, allerdings bleibt im Land, lebt als gesetzestreuer Untertan und glaubt an Werte wie Treue und Ehre. Diese Werte begleiten uns durchs Kino der hedonistischen 90er Jahre. Historiker rufen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs das "Ende der Geschichte" aus, die westliche Welt feiert Partys ums Goldene Kalb in Form von Fernreisen und großen Börsenspekulationen, Amerika ist in den Zweiten Golfkrieg marschiert und die Gesellschaft verliert ihre Mitte, die Schere zwischen Arm und Reich geht auseinander. Plakatmotiv: Rob Roy (1995) Da kommt einem der Schotte Robert Roy MacGregor gerade recht, der sich in einer Welt, die auf Willkür und dem Recht des Stärkeren aufbaut, auf die alten Werte setzt. Diesen Helden spielt der Ire Liam Neeson (Nell – 1994; Schindlers Liste – 1993; Ehemänner und Ehefrauen – 1992; Darkman – 1990; Das Todesspiel – 1988; Suspect – Unter Verdacht – 1987; "Auf den Schwingen des Todes" – 1987; Mission – 1986; Krull – 1983; Excalibur – 1981) als aufrechten Mann, immer bereit, einem unnötigen Kampf aus dem Weg zu gehen, aber jeden notwendigen Streit auszufechten. Neeson also hat die langweilige Rolle erwischt, die am Ende gewinnt.

In Erinnerung bleibt "Rob Roy" wegen seiner Schurken. Da ist der intrigante Marquess de Montrose, den John Hurt (Spaceballs – 1987; Das Osterman-Weekend – 1983; Mel Brooks' verrückte Geschichte der Welt – 1981; Heaven's Gate – 1980; Der Elefantenmensch – 1980; Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt – 1979) mit elaborierter Hochnäsigkeit durch seine Spielchen treibt. Und vor allem ist da der Günstling des Marquess, Archibald Cunningham. Der ist ein richtiger Widerling, der sich in seinem Sadismus suhlt. Er ist ein angeblich von einem Edelmann gezeugter Bastard, dem sein Ekel vor sich und seinesgleichen aus jeder Pore spritzt. Tim Roth (Pulp Fiction – 1994; Reservoir Dogs – 1992) spielt ihn mit Lust an der Eiseskälte eines Mannes, der im herrschenden System auf der sicheren Seite steht, seine zweifelhafte Herkunft "von der Straße" er aber nicht verleugnen kann.

Eingefasst in grandiose Panoramen der schottischen Highlands erzählt Michael Caton-Jones (Doc Hollywood – 1991; "Memphis Belle" – 1990; "Scandal" – 1989) eine Geschichte, wie sie auch in zeitgenössischen Mafiafilmen stattfinden könnte: Jemand leiht sich Geld von einem Mobster, wird von dem übers Ohr gehauen und nun muss der Geldleiher sehen, wie er seine Schulden begleicht, während er gleichzeitig den Betrüger entlarven/ausschalten muss. Gesetze oder Polizei sind dabei keine Hilfe, eher ein Hindernis.

Es war eine grausame Zeit in jenen Tagen, sagt uns der Film, und besser zu ertragen mit der richtigen Frau an seiner Seite. Im Zentrum ist "Rob Roy" ein Liebesfilm, in dem Jessica Lange (Kap der Angst – 1991; Music Box – Die ganze Wahrheit – 1989; Tootsie – 1982; Wenn der Postmann zweimal klingelt – 1981; King Kong – 1976) ihrem Gatten gute Manieren beibringt und der sich mit schwertklirrender Treue revanchiert.

Inwieweit die Geschichte über die Tatsache, dass jener Robert Roy MacGregor eine historische Figur ist, hinaus auch historisch gedeckt ist, ist offen.

Wertung: 7 von 11 D-Mark
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