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Plakatmotiv: Doc Hollywood (1991)
Das Leben in der Kleinstadt
ist das neue unbekannte Land
Titel Doc Hollywood
(Doc Hollywood)
Drehbuch Laurian Leggett + Jeffrey Price + Peter S. Seaman + Daniel Pyne
nach dem Roman „What?...Dead Again?“ von Neil B. Shulman
Regie Michael Caton-Jones, USA 1991
Darsteller Michael J. Fox, Julie Warner, Barnard Hughes, Woody Harrelson, David Ogden Stiers, Frances Sternhagen, George Hamilton, Bridget Fonda, Mel Winkler, Helen Martin, Roberts Blossom, Tom Lacy, Macon McCalman, Raye Birk, Eyde Byrde u.a.
Genre Komödie, Romanze
Filmlänge 104 Minuten
Deutschlandstart
10. Oktober 1991
Inhalt

Der Arzt Benjamin Stone verlässt seine Stelle als Arzt in der Notaufnahme in Washington, D.C. und ist auf dem Weg nach Beverly Hills, wo er ein Vorstellungsgespräch bei einem berühmten plastischen Chirurgen absolvieren soll. Unterwegs verschuldet er in der Kleinstadt Grady, South Carolina, einen Autounfall. Er wird zu 32 Stunden Sozialarbeit verurteilt, die er im lokalen Krankenhaus ableisten soll, während auch sein Auto repariert wird. Nicholson, der Bürgermeister des Ortes, buhlt mit Empfangskomitee und Einladungen um Stone und will ihn im Krankenhaus einstellen, da der jetzt tätige Arzt, Dr. Aurelius Hogue, eigentlich längst im Ruhestand sein sollte.

Plakatmotiv: Doc Hollywood (1991)Stone flirtet mit der Krankenwagenfahrerin Vialula, einer selbstbewussten alleinerziehenden Mutter einer vier Jahre alten Tochter. Jedoch macht sich auch der ortsansässige Versicherungsvertreter Hank Gordon Hoffnungen auf Vialula. Stone wird recht schnell in das Kleinstadtleben integriert …

Was zu sagen wäre

Wenn die auf Effizienz und hohe Gewinnmargen optimierte Hollywood-Maschinerie das Kleinstadtleben feiert, muss man sich auf einen Film mit Märchencharakter gefasst machen. Da werden die einfachen Leute zu strahlenden Apologeten der Bescheidenheit und die Schönste im Ort zur Prinzessin, die auf den Helden immer schon gewartet hat – jenen Helden, der erst lernen muss, dass Großstadt, Karriere, das große Geld alles nur Talmi ist.

Das wahre Leben tobt in Städten wie Grady, spätestens beim jährlichen Kürbisfest. Dort wird dann auch dem Hochglanz-Doc klar, dass es im Leben auch der Rasse Mensch um Liebe und Fortpflanzung geht und nicht um Geld – vor allem, wenn diese entzückende Elfe mit dem komischen Namen Vialula zu Fortpflanzung bereit stünde. „Ich wüsste nicht, was ich in Los Angeles anfangen sollte. Dort hätte ich zu viele Möglichkeiten“, sagt die – manchmal braucht das Leben die einfachen Lösungen.

So einen Helden, der überzeugt werden muss, spielt am besten Michael J. Fox; der hat diese gute Mischung aus charmanter Arroganz und professioneller Jungenhaftigkeit (Auf die harte Tour – 1991; Zurück in die Zukunft III – 1990; Zurück in die Zukunft II – 1989; Die Verdammten des Krieges – 1989; Teen Wolf – Ein Werwolf kommt selten allein – 1985; Zurück in die Zukunft – 1985; Die Klasse von 1984 – 1982).

Michael Caton-Jones („Memphis Belle“ – 1990; „Scandal“ – 1989) hat eine Musterkleinstadt für den Klischeeverbrauch gebaut, mit Figuren, die einträglich neben- und miteinander harmonieren. Der Film ist wie ein schön abgestimmtes Sorbee. Alles passt zusammen, ergänzt sich und macht Spaß. Das wissen auch die Akteure und fügen sich also bereitwillig in die Rolle ihrer jeweiligen Klischees; besonders schön treibt es Woody Harrelson (L.A. Story – 1991), der den Kleinstadt-Bully Hank mit freundlichem Kleingeist und Bauerncharme überlebensgroß macht. Keine hohe Filmkunst, aber ein echter Seelentröster, der erst an einem verregneten Sonntagnachmittag so richtig seine Qualität entfaltet.

Der Film steht in der Tradition des Klassikers Ist das Leben nicht schön? von Frank Capra, der schon 1946 dem US-Pioniergeist, den es immer weiter nach Westen zog, bis er an der Westküste eine natürliche Grenze fand, die Alternative aufzeigte. Von nun an erforschte dieser ruhelose Pioniergeist neue unbekannte Weiten. Die Kleinstadt Grady ist Anfang der 90er Jahre dieses Unbekannte Land, das die Überlebenden des Anything-Goes-Jahrzehnts nun erforschen sollen – ein Städtchen, in dem immer die Sonne scheint und wo abends die Glühwürmchen tanzen. Die großen Eroberungen ihrer Vorfahren in den Wilden Westen schrumpfen in Grady zur Volksfestbelustigung in Form eines Stummfilms, vor dem sich die Gemeinde ausschüttet vor Lachen über die heimatlosen Eroberer des Westen.

Wertung: 7 von 10 D-Mark
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