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Plakatmotiv: Auf die harte Tour (1991)

Smarte Komödie über die
richtige Welt in der falschen

Titel Auf die harte Tour
(The Hard Way)
Drehbuch Lem Dobbs & Michael Kozoll & Daniel Pyne
Regie John Badham, USA 1991
Darsteller
Michael J. Fox, James Woods, Stephen Lang, Annabella Sciorra, John Capodice, Luis Guzmán, LL Cool J, Mary Mara, Delroy Lindo, Conrad Roberts, Penny Marshall, Christina Ricci, George Cheung, Frank Geraci, Sophie Maletsky u.a.
Genre Komödie, Action
Filmlänge 111 Minuten
Deutschlandstart
27. Juni 1991
Inhalt

Hollywood-Star Nick Lang möchte endlich ehrliche Kunst machen, möchte Rollen spielen, die an der Realität angedockt sind. Das will aber weder sein Studio noch seine Agentin. Beide verstehen auch gar nicht, was Lang eigentlich will; er solle doch froh sein, dass seine Rolle als Abenteurer Joe Gunn samt Fortsetzungen so kassenträchtog liefen.

Nick will mehr als Box Office Hits. Er will Wahrhaftigkeit. Da hört er von einem Cop-Movie-Projekt, in dem Mel Gibson für die Hauptrolle vorgesehen ist. Diese Rolle will er haben, erklärt sich sogar bereit, sich über ein Vorsprechen zu bewerben. Um dieses Vorsprechen zu bestehen, will er eine Zeit lang bei dem kompromisslosen New Yorker Cop John Moss mitfahren, damit er sich ausgiebig auf seine neue Rolle vorbereiten soll und somit authentischer erscheinen kann. Moss ist alles andere als begeistert, denn nicht nur, dass es ihn alleine schon nervt, dass alle seine Kollegen von dem Schauspieler schwärmen, was er nicht nachvollziehen kann, will er lieber den geisteskranken Serienkiller „Party Crasher“ fangen.

Allerdings wird alles noch schlimmer, als John wegen seinem ungewollten Anhang noch zusätzlich einige Einsätze verpasst. Er muss ihn unbedingt los werden, egal was für Konsequenzen das für ihn hat …

Was zu sagen wäre

Das ist so ein Film, dessen besondere Qualität sich erst beim zweiten Blick offenbart – und da hilft es, wenn man die Originaltonspur (mit Untertiteln?) hören kann. Das ist kein Film, der seine Qualität aus der Story zieht; ach jeh, Hollywood-Weichei will sich in die Rolle eines toughen New-York-Cop einfinden … da sind die Gegensätze sowas von programmiert, dass man sich langweilen könnte.

Aber da sind dann James Woods (Salvador – 1986; KatzenAuge – 1985; Es war einmal in Amerika – 1984) und Michael J. Fox, die extrem viel Spaß entwickeln an ihren Rollen. In einer Bar etwa schlüpft der Schauspieler in die Rolle einer Frau, um dem toughen Cop mit Freundin-Problem einen Zugang zum anderen Geschlecht zu eröffnen und ich bin mir nicht sicher, ob nicht die Regieanweisung einfach lautete „Macht mal!“, wenn im Drehbuch einfach steht ”Nick bringt John einen Schritt weiter.“ Super Szene.

Plakatmotiv: Auf die harte Tour (1991)John Badham und seine Autoren haben sehr darauf geachtet, dass seine Protagonisten Charaktermomente bekommen, in denen sich deren Schauspieler austoben können. Die schwierigere Aufgabe dabei hat Michael J. Fox (Teen Wolf – 1985), der nicht zum ersten Mal versucht, sein juveniles Back-to-the-Future-Image abzustreifen. In Brian De Palmas Die Verdammten des Krieges (1989) ist das nicht so richtig gelungen. Im vorliegenden Film, in dem Fox die Karikatur eines Michael-J-Fox-spielt-eine-Harrison-Ford-Rolle-Rolle spielt, geht das viel besser. Da kann er alles ausspielen, was ihm am Hollywood-Betrieb auf die Nüsse geht – inklusive der … apropos "Nüsse" … kalifornisch-gesunden Ernährung.

Das ist der andere Gegensatz, mit dem dieser Film, der mit Gegensätzen spielt, umgeht. Weichei-gegen-Cop ist ein Klischee. Die toughe Realität New Yorks, die mit der virtuellen auf Fruchtsaft und Hirse gebauten Westküste im Clinch liegt, ist ein weiteres, die naive Hollywoodvirtualität im Gegensatz zum harten Alltag nochmal eines. Der Antagonismus zwischen West- und Ostküste, den schon die Western in den 50er Jahren thematisierten oder Clint Eastwood in den späten 60ern, ist ein immer noch fruchtbarer Schoß für ordentliche Komödien oder Thriller. Das macht diesen Film so unterhaltsam … so lustig: Zwei Schauspieler personifizieren alles, was an Gegensätzen greifbar ist.

John Badham ("Ein Vogel auf dem Drahtseil" – 1990;  Die Nacht hat viele Augen – 1987; Nummer 5 lebt! – 1986; WarGames – Kriegsspiele – 1983; Das fliegende Auge – 1983; Nur Samstag Nacht – 1977) hat viele gute Ideen auf dem Regiestuhl umgesetzt. Der toughe Cop will unbedingt das Rauchen aufhören; und durch den ganzen Film wird er dauernd mit dem Rauchen konfrontiert oder durch eine gigantische Zigarette, die für den neuen Jack-Lang-Film wirbt, gebremst. Natürlich klingt das, wie aus dem Drehbuchseminar, zweites Semester, abgeschrieben. Aber auf die praktischen Ideen solch theoretischer Drehbuchwörter, sprich: Bilder und Szenen, muss man dann auch kommen.

John Badham hat viel richtig gemacht bei diesem Film. Das geht damit los, dass er die beiden richtigen Hauptdarsteller geholt hat.

Wertung: 8 von 10 D-Mark
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