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Plakatmotiv: Tödliche Nähe (1993)

Eine lange Klischee-Kette, der
ein raffiniertes Drehbuch fehlt

Titel Tödliche Nähe
(Striking Distance)
Drehbuch Rowdy Herrington & Marty Kaplan
Regie Rowdy Herrington, USA 1993
Darsteller
Bruce Willis, Sarah Jessica Parker, Dennis Farina, Tom Sizemore, Brion James, Robert Pastorelli, Timothy Busfield, John Mahoney, Andre Braugher, Tom Atkins, Mike Hodge, Jodi Long, Roscoe Orman, Robert Gould, Gareth Williams, Ed Hooks, Lawrence A. Mandley, Julianna McCarthy u.a.
Genre Crime, Action
Filmlänge 102 Minuten
Deutschlandstart
20. Januar 1994
Inhalt

Cop Tom Hardy aus Pittsburgh stammt ebenso wie seine beiden Cousins aus einer Polizistenfamilie. Gegen seinen Cousin Jimmy Detillo sagt er wegen unverhältnismäßiger Gewaltanwendung im Dienst aus und bricht damit den ungeschriebenen Polizeicode, über interne Vergehen zu schweigen. Toms Abteilung, das Morddezernat, ist auf der Suche nach einem Serienkiller, der vier Frauen getötet hat. Hardy ist der Meinung, dass ein Polizist der Mörder ist. Diesen Verdacht äußert er öffentlich und wird deswegen von seinen Kollegen angefeindet. Ein unbekannter Tatverdächtiger wird in seinem Wagen verfolgt. Dabei überschlagen sich sein Wagen und der Wagen von Hardy und seinem Vater. Als Hardy aus dem Wagen gezogen wird, ist der Verdächtige verschwunden und sein Vater tot. Es taucht ein Zeuge auf, mit dessen Hilfe ein Verdächtiger namens Kesser gefasst wird. Hardy bezweifelt, dass es der Mörder ist, und wird zur Wasserschutzpolizei versetzt. Jimmy Detillo springt nach seinem Prozess im Beisein seines Vaters Nick, Bruders Danny und Toms von einer Brücke. Danny Detillo wird daraufhin zum Alkoholiker und muss den Polizeidienst aufgeben.

Zwei Jahre später tauchen wieder Frauenleichen auf, die nach Hardys Meinung vom selben Mörder getötet wurden. Der Täter hat es zudem auf Frauen abgesehen, die früher mit Hardy zusammen waren, sodass der Verdacht nun auf ihn selbst fällt. Man stellt ihm eine verdeckte Ermittlerin als Partnerin zur Seite, Jo Christman, die sich jedoch in ihn verliebt und deswegen eine Aussage zu seinen Gunsten macht. Als sie entführt wird, mobilisiert Hardy alle Kräfte, sie zu retten und den Killer endlich zu stellen …

Was zu sagen wäre

Ein Film aus der Welt der Polizeifamilien. Hier sind alle miteinander verwandt. Tom Hardy ging mit seinem Cousin auf Streife, sein Onkel ist ein Vorgesetzter, sein Vater ein ranghoher Büro-Polizist und so weiter. Wer in diesem Film nicht bei der Polizei ist, ist ein Mordopfer. Und wie das in Familien so ist, gibt es da auch mal Streit und wenn der dazu führt, dass ein Cop wegen übertriebener Gewalt in Ausübung des Dienstes verhaftet werden muss, dann ist das schlecht; besonders, wenn ein anderer Cop als Zeuge aussagt, noch dazu, wenn der andere Cop sein Cousin ist.

Am Ende ist Tom Hardy jedenfalls diskreditiert, sein Cousin, der mit der übertriebenen Härte, springt von einer Brücke und irgendein Typ von der Straße ist überführt, die Frauen umgebracht zu haben, um die es die ganze Zeit eher im Hintergrund geht. Mehrere Frauen werden nacheinander entführt, nach einem seltsamen Ritus umgebracht. Und weil der Verdacht im Raum steht, dass ein Cop der Mörder ist, geht in dem Fall nichts voran – Cops, das wissen wir aus zahlreichen Filmen und Serien, verraten sich gegenseitig nicht, Korpsgeist und so, und so dümpelt der Film ab da, also nach rund 20 Filmminuten so vor sich hin.

Bruce Willis spielt die Hauptrolle des aufrechten Cop und also steht es im Kinosessel schnell außer Zweifel, dass er mit seiner Der-Mörder-ist-ein-Polizist-These Recht hat. Dass Tom Hardy ein an seinem Job und seiner verästelten Familie irre gewordener Polizeibeamter sein könnte, legt der Film nicht als Option bereit; dass er kein Psychogramm eines verzweifelten Beamten erzählen will, macht die erste Verfolgungsjagd nach fünf Minuten schon deutlich. Action und harte Kerle sind das Programm. Es gibt dann einen Zeitsprung, zwei Jahre, jetzt ist Hardy bei der Wasserschutzpolizei, hat den Mord an seinem Vater durch den Frauenkiller nicht verkraftet, trinkt zu viel, ist ein Zyniker, den niemand leiden mag und als er eine Frau als Partnerin an die Seite gestellt bekommt, natürlich sehr zu seinem Missfallen, liegen die beiden zwei Tage später leidenschaftlich verschlungen nackt in seinem Bett. Nebenher gehen auch die Frauenmorde wieder los. Aber das interessiert die Mordkommission nicht sonderlich. Die ist mehr damit beschäftigt, der Presse zu drohen, sollte die irgendwelche Verbindungen zu der. Mordserie vor zwei Jahren herstellen. Die ganze Zeit geht es nie um eine Tätersuche oder um die Frage nach einem Motiv. Und auch, als der Killer offenbart ist, auf der Bildfläche erschienen wie eine Art Kai aus der Kiste, spielt ein Motiv keine Rolle. Er hat halt jede Menge Frauen umgebracht und ein ausgeprägtes Geltungsbedürfnis – leb' damit!

Vielleicht war das alles mal anders geplant von den Produzenten, tatsächlich mehr als Psychothriller, Serienkiller sind ja seit Schweigen der Lämmer (1991) ein beliebtes Kinosujet. Die Rolle des Tom Hardy war ursprünglich für Ed Harris vorgesehen, wurde dann auf Robert De Niro umgeschrieben, bis letztlich Bruce Willis auf dem Filmplakat stand. Drei Schauspieler, die für unterschiedliche Filme stehen.

Der vorliegende Film lahmt nach zehn Minuten, eingegipst in lauter Klischees – alle Cops halten immer und überall zusammen, eine große Familienbande, Ehre und Verrat, dem Alkohol verfallene Helden, Frauen, die angesichts des Helden ihre Blusen gar nicht schnell genug öffnen können. Und um die Filmzeit auf abendfüllend zu strecken, gibt es im beschaulichen Alltag der Wasserschutzpolizei Pittsburghs plötzlich eine bewaffnete Geiselnahme auf … einem Kohletransporter. Ein bisschen Action muss ja sein, schließlich spielt Bruce Willis die Hauptrolle (Der Tod steht ihr gut – 1992; The Player – 1992; Last Boy Scout – 1991; Hudson Hawk – 1991; Fegefeuer der Eitelkeiten – 1990; Stirb Langsam 2 – 1990; Stirb langsam – 1988; Blind Date – 1987). Was fehlt, ist ein schlüssiges Drehbuch, das Interesse für die handelnden Charaktere weckt. Der Film spielt zu einem Großteil bei der Wasserschutzpolizei, aber die behandelt das Drehbuch, wie dumme Statisten. Immerhin: Der Set-Designer hat aufgepasst und eine Stadt gefunden, in der eine Wasserschutzpolizei gut in Szene gesetzt werden kann. Pittsburgh in Pennsylvania ist ein unverbrauchter Filmschauplatz und wird von seinen Fans auch City of Bridges nennen. Mehr Originelles gibt es in "Tödliche Nähe" nicht.

Wertung: 2 von 10 D-Mark
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