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Plakatmotiv: 2 Millionen Dollar Trinkgeld (1994)

Reizender Märchenfilm mit
warmherzigen Hauptfiguren

Titel 2 Mio. $ Trinkgeld
(It Could Happen to You)
Drehbuch Jane Anderson
Regie Andrew Bergman, USA 1994
Darsteller

Nicolas Cage, Bridget Fonda, Rosie Perez, Wendell Pierce, Isaac Hayes, Victor Rojas, Seymour Cassel, Stanley Tucci, J.E. Freeman, Red Buttons, Richard Jenkins, Robert Dorfman, Charles Busch, Beatrice Winde, Ginny Yang, Rene Raymond Rivera, Angel David, Anna Lobell u.a.

Genre Komödie, Romanze
Filmlänge 101 Minuten
Deutschlandstart
22. September 1994
Inhalt

Als der gutmütige New Yorker Polizist Charlie Lang seinen Kaffee bezahlen will, hat er keinen Penny fürs Trinkgeld. Er vertröstet die nette Kellnerin Yvonne, kramt ein Lotterielos hervor und verspricht ihr die Hälfte des möglichen Gewinns. Unerwartet gewinnt er am folgenden Tag gleich vier Millionen Dollar.

Als er die Hälfte der Summe wirklich mit Yvonne teilen will, kommt es zu einem Riesenkrach mit seiner zickigen Frau Muriel, die für die volle Summe schon eigene Pläne hat …

Was zu sagen wäre

Es ist ein Märchen. Das betont der Film zwischendurch immer wieder. mal durch den Erzähler, einen Rastaman, der sich "Angel" nennt, dann durch den Score, in dem wieder Fairy Tales besungen werden und das ist auch gut, dass der Film das tut, weil seine verlogene Süßlichkeit sonst kaum zu ertragen wäre. Aber so, in einem Märchen, muss man sich die Figuren, die da auftreten, nicht so genau anschauen. Im Märchen küsst der Prinz eine Tote und dann leben die beiden, wenn sie nicht gestorben sind und so weiter.

Tote müssen hier nicht geküsst werden. Der Prinz ist ein freundlicher, warmherziger, den Menschen zugewandter Streifenpolizist in New York, was, wenn man den Erzählungen und Zeitungsartikeln über das NYPD glauben darf, ein Widerspruch in sich ist. Die Prinzessin ist eine herzensgute, etwas naive Kellnerin, deren windiger Gemahl mit ihrem Geld durchgebrannt ist und sie in den Offenbarungseid treibt. Und die böse Hexe, naja, die ist sogar für ein Märchen kaum zu glauben. Sie heißt Muriel, ist die Frau des Cops und eine unerträgliche Person, eine, die kein gutes Wort hat, immer nur motzt, ihren Mann für alle Unbill verantwortlich macht, auch, dass sie immer noch in einem Zwei-Zimmer-Appartement in Queens wohnen muss und nicht in einem Strandhaus auf Cape Cod. Sie ist derart luxusversessen, dass es völlig ausgeschlossen ist, dass der herzensgute Charlie Lang diese Frau jemals geheiratet hätte – das Drehbuch versucht eine Erklärung, sie kennen sich seit High-School-Tagen, sie war seine erste Freundin, aber nein: ausgeschlossen. Diese Figur, Muriel Lang, zerkratzt den Film.

Eigentlich doch schön, jetzt, Ende September, es wird langsam kälter, dunkler und nasser draußen, im Kino einen Film wie diesen zu haben, in dem Cop und Kellnerin in ihrer simplen Charakterzeichnung sehnsüchtig an das Gute im Menschen glauben wollen und mit dieser Haltung schließlich gewinnen. Plakatmotiv: 2 Millionen Dollar Trinkgeld (1994) Das tun sie schließlich in der Welthauptstadt des Zynismus', in Manhattan, New York. Das hätte als Gegensatz und Fallhöhe eigentlich gereicht; Ehefrau Muriel hätten im Sinne des Drehbuchs ein paar freundliche Wesenszüge gut getan. Immerhin, das darf man bei einem Märchen verraten, fällt sie am Ende hübsch tief und auf die Nase, was für Befriedigung beim latent gereizten Kinozuschauer führt.

Schöner, weil märchenhaft durchgeknallt, sind die Szenen mit Yvonne und Charlie, die sich in der Stadt der Millionäre „nichts aus Geld machen“ und es fröhlich vor allem für andere hergeben, dabei glücklich strahlen und dabei als einzige nicht merken, das zwischen ihnen die Herzchen fliegen. Den Prinzen, Charlie, spielt Nicolas Cage, ein Mann, der sich mit – in die ein oder andere Richtung – verhaltensauffälligen Männern im Kino auskennt ("Tess und ihr Bodyguard" – 1994; Red Rock West – 1993; Air Borne – Flügel aus Stahl – 1990; Wild at Heart – 1990; "Mondsüchtig" – 1987; Arizona Junior – 1987; Peggy Sue hat geheiratet – 1986; "Birdy" – 1984; Cotton Club – 1984; Rumble Fish – 1983; Ich glaub' ich steh' im Wald – 1982). Sein Good Cop ist ein Amalgam aus seinem babyverrückten Kleinkriminellen HI, dem kriminell verliebten Sailor und seinem nur einen Job suchenden Michael. Die menschenfreundliche Versprochen-ist-versprochen-Haltung nimmt man diesem Mann unbedingt ab.

Die Prinzessin, Yvonne, spielt Bridget Fonda, die in ihren Szenen eine Frische versprüht, dass kaum auffällt, dass ihre Figur im Grunde eine Muriel mit umgedrehten Vorzeichen ist: selbst für ein Märchen unglaubwürdig. Aber die Tochter von Peter Fonda kann auch solche Rollen mit ihrer Qualität überstrahlen ("Codename – Nina" – 1993; Armee der Finsternis – 1992; "Singles – Gemeinsam einsam" – 1992; Weiblich, ledig, jung sucht… – 1992; Doc Hollywood – 1991; Der Pate 3 – 1990).

In die Rahmenhandlung baut Regisseur Andrew Bergman ("Freshman" – 1990) die Elemente ein, die zu einem Lottogewinn-in-New-York-Film dazugehören. Da sind die stürmischen Reporter, die immer auf der Jagd nach einer verkaufsfördernden Schlagzeile sind, da sind die Fremden, die plötzlich anrufen und Anteil am Millionengewinn fordern, „sonst erschieße ich mich“. Und natürlich taucht auch Yvonnes Ehemann wieder auf, den Stanley Tucci (Die Akte – 1993; Ein Hund namens Beethoven – 1992; Die Ehre der Prizzis – 1985) mit aufreizender Widerwärtigkeit auflädt, während er versucht, seiner Noch-ehefrau wie selbstverständlich 50.000 Dollar abzuluchsen. Diese Elemente in der Rahmenhandlung sorgen dafür, dass das Märchen auf der Leinwand an der realen Welt andockt.

Wertung: 5 von 10 D-Mark
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