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Plakatmotiv: Weiblich, ledig, jung sucht … (1992)

Zwei geschädigte Frauen auf
der Suche nach einer Freundin

Titel Weiblich, ledig, jung sucht …
(Single White Female)
Drehbuch Don Roos
nach dem Roman "swf seeks" von John Lutz
Regie Barbet Schroeder, USA 1992
Darsteller

Bridget Fonda, Jennifer Jason Leigh, Steven Weber, Peter Friedman, Stephen Tobolowsky, Frances Bay, Michele Farr, Tara Karsian, Christiana D'Amore, Jessica Lundy, Renée Estevez, Tiffany Mataras, Krystle Mataras, Amelia Campbell, Kenneth Tobey, Eric Poppick, Kim Sykes, Michael Collins u.a.

Genre Drama, Mystery
Filmlänge 107 Minuten
Deutschlandstart
1. Oktober 1992
Inhalt

Nach der Trennung von ihrem Freund Sam fühlt sich die junge Geschäftsfrau Allison "Allie" Jones in ihrer großen New Yorker Appartementwohnung ziemlich einsam. Um dem abzuhelfen, gibt sie eine Anzeige auf: "Weiblich, ledig, jung sucht Mitbewohnerin".

Unter den Bewerberinnen ist auch die schüchterne, mädchenhafte Hedra Carlson. Sofort spürt Allie, dass sie die Richtige gefunden hat. Schnell entwickelt sich eine intensive Freundschaft zwischen den beiden Frauen. Allie ist froh, nicht mehr allein zu sein, und Hedra ist glücklich, dass sie endlich jemanden gefunden hat, der sie braucht und mag. Nebenbei bekommt Hedra von ihrer Mitbewohnerin wertvolle Tipps, wie sie sich vorteilhafter kleiden und schminken kann – ist sie doch bisher eher als unauffällige graue Maus durchs Leben gegangen.

Bald fallen dunkle Schatten auf die traute Zweisamkeit. Hedra ist äußerst fürsorglich – zu fürsorglich, wie Allie findet, denn die Freundin mischt sich immer öfter in private, ja intime Angelegenheiten ein. Als Allie und Sam sich versöhnen, reagiert Hedra mit einem Eifersuchtsanfall.

Ihr Verhalten wird immer hysterischer, unberechenbar. Sie kopiert ihr großes Vorbild Allie in allen Belangen: dieselben Gewohnheiten, dieselben Kleider, dieselbe Frisur. Erschrocken merkt Allie, dass sich hinter der Fassade des unschuldigen Mädchens eine offenbar schwer gestörte Persönlichkeit verbirgt. Als sie Hedras dunkles Geheimnis endlich entdeckt, ist es fast zu spät: Mit blankem Terror und eiskalter Härte verteidigt Hedra ihren mühsam erkämpften Platz in Allies Leben – und vernichtet skrupellos alle, die ihr dabei im Weg stehen …

Was zu sagen wäre

Eigentlich sollte ich noch eine Zwillingsschwester haben, aber … sie kam tot auf die Welt.“ Zwillinge sind in Hollywood die Verfluchten. Wann immer in einem Film ein Mensch auftaucht, der einen Zwilling hat, dürfen wir davon ausgehen, das irgendwas nicht stimmt; unschuldig sind diese Leute am Ende nie, entweder hat der mit dem bombensicheren Alibi einen Zwilling, oder die rätselhafte Schöne, die mal heilige Maria, mal Hure ist, gibt es zweimal. Barbet Schroeder stellt einen Zwilling vor, der ihre andere Hälfte fehlt. „Als Kind hatte ich immer das Gefühl, dass ein Teil von mir fehlt.

Zwei Frauen stoßen aufeinander. Die ein eine begabte kreative Designerin, die andere irgendwie etwas durch den Wind, aber eine gute Freundin. Sowas brauchen Frauen in Manhattan, wo Vorgesetzte der begabten Mitarbeiterin plötzlich unter die Bluse gehen und der Liebhaber wieder mit seiner Ex ins Bett geht. Barbet Schroeder führt seine beiden Protagonistinnen in dieser Kerle-Welt geradezu zwanghaft aufeinander zu. Das sorgt für leidlich Thrill, aber noch wenig Spannung – weil es durchaus vorhersehbar ist. Schroeders Trumpf ist der Schauplatz des Dramas. Ähnlich wie Roman Polanski 1968 für Rosemaries Baby, in dem auch eine junge Frau allein gegen rätselhafte Kräfte anging, setzt Schroeder sein Drama in einem architektonisch beeindruckenden Gebäude in Manhattan in Szene.

Es gibt düstere Winkel in der Jugendstilfassade, rappelnde Fahrstühle, die nur laufen, wenn man die richtigen Tricks beherrscht, lange Hausflure, die sich im Dunkel verlieren, und Klimaschächte, durch die man das Leben in den umliegenden Appartements miterleben kann. Das Haus ist visuell beeindruckend. Verständlich, dass die begabte Designerin Allie hier nicht ausziehen will; verständlich, dass die fremde Hedra angesichts des schwierigen New Yorker Wohnungsmarktes hier gerne wohnen möchte.

Der Film lässt sich Zeit damit, die Bedrohung, die Hedra darstellt, zu entblättern. Als sie nach einem gemeinsamen Stadtbummel plötzlich mit derselben roten Kurzhaarfrisur und im selben schwarzen Kleid, wie Allie es trägt, die Treppe herunterkommt, ist das ein deutliches Zeichen, dass hier etwas nicht stimmt. Aber Allie ist emotional ein bisschen abgelenkt, weil sie ihren zu Filmbeginn verstoßenen Sam doch wieder in ihren Schoß gelassen hat. Und dann ist es auch schon zu spät für rationale Entscheidungen.

Als Zuschauer sitzen wir einigermaßen hilflos dabei, wenn sich Bridget Fonda (Doc Hollywood – 1991; Der Pate 3 – 1990; Easy Rider – 1969) vor ihrer Nemesis in Sicherheit zu bringen versucht und gleichzeitig bemüht ist, der augenscheinlich hilfsbedürftigen Hedra beizustehen – Jennifer Jason Leigh (Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen – 1991; "Letzte Ausfahrt Brooklyn" – 1989; Hitcher – der Highway Killer – 1986; Ich glaub' ich steh' im Wald – 1982; Flammen am Horizont – 1982) spielt die psychisch Durchgeknallte exquisit gruselig. Das Drama zweier Frauen in einer von Männern dominierten Welt, in der die Männer maximal Kollateralschäden bilden, wäre beinahe grandios, wenn dann nicht der eine Mann eben doch von den vermeintlich Toten wieder auferstehen muss, um zum großen Finale hin die Weichen so zu stellen, dass die Heldin angeschlagen, aber eben lebend, nach Hause geht.

"Single White Female" ist ein Film, der die Zeit überdauern wird als dieser Film, der doch in diesem gruseligen Appartementhaus in Manhattan gedreht worden ist.

Wertung: 7 von 10 D-Mark
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