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Plakatmotiv: Hitcher, der Highwaykiller (1986)

Ein spannendes, überraschendes,
gut fotografiertes Genrestück

Titel Hitcher, der Highwaykiller
(The Hitcher)
Drehbuch Eric Red
Regie Robert Harmon, USA 1986
Darsteller

Rutger Hauer, C. Thomas Howell, Jennifer Jason Leigh, Jeffrey DeMunn, John M. Jackson, Billy Green Bush, Jack Thibeau, Armin Shimerman, Gene Davis, Jon Van Ness, Henry Darrow, Tony Epper, Tom Spratley, Colin Campbell u.a.

Genre Thriller
Filmlänge 97 Minuten
Deutschlandstart
27. November 1986
Inhalt

Ein Highway in Texas, nachts. Es regnet. Jim Halsey kämpft gegen die Müdigkeit und Eintönigkeit bei der Überführung eines Wagens von Chicago nach San Diego und nimmt einen Anhalter mit. Der sagt zunächst nicht viel, kommt dann aber rasch zur Sache. Ryder ist ein Killer, der seine Opfer auf dem Highway sucht.

Schon bald bedroht er den jungen Jim mit einem Messer. Bei Widerstand droht ihm eine lebensgefährliche Verletzung. Jim kann das Dilemma – begünstigt durch die nicht vollständig verschlossene Beifahrertür – lösen: Er stößt Ryder aus dem Wagen.

Zunächst erleichtert über die eigene Unversehrtheit, wird er jedoch bald Zeuge, wie Ryder ihn, im Wagen einer Familie sitzend, überholt. Kurz darauf findet Jim den Wagen mit der ermordeten Familie. Er gelangt zu einer Raststätte, von wo aus er die Polizei informiert und dabei die Kellnerin Nash kennenlernt. Als die Polizei eintrifft, nimmt sie Jim fest, in dem Glauben, er sei der Mörder. Tatsächlich finden die Polizisten das blutverschmierte Springmesser von Ryder, das dieser Jim untergeschoben hat.

Trotz einiger Zweifel an seiner Schuld wird Jim ins Gefängnis gesperrt und schläft ein. Als er erwacht, ist seine Zellentür offen und alle Mitarbeiter der Polizeistation sind tot. Jim verlässt die Polizeistation mit einer Waffe und flieht zu Fuß. An einer Tankstelle bedroht er zwei herankommende Polizisten und zwingt sie, ihn mitzunehmen. Doch während dieser Fahrt kommt es zu einem erneuten Aufeinandertreffen mit Ryder, der die beiden Polizisten erschießt …

Was zu sagen wäre

Kino ist immer dann am besten, wenn es sich nicht um die realen Lebenswelten seiner Zuschauer kümmert. Kein Was könnte, Was sollte, Kann man das glauben. Robert Harmon nimmt sich einfach einen Dämon. Ein namenloser Mann, der sich John Ryder nennt, aber was heißt das schon? Seine Motivation: töten. Sein Gegner: ein Milchbubi. Diese Versuchsanordnung hat die intellektuelle Tiefe anderer Klassiker dieser Art – Duell, Alien, Terminator – nämlich keine. Es geht in diesen Filmen ums Entkommen vor dem Bösen.

Harmon inszeniert ein Kammerspiel in den unendlichen Weiten der texanischen Wüste. Die Sonne steht hoch, der Himmel ist weit, das Blut der Toten tropft dunkelrot auf die Sneakers. Und mehr sieht man auch nicht von all den Toten, die der Hitcher hinterlässt. Robert Harmon weiß die Fantasie der Zuschauer auf seiner Seite.

Das Drehbuch von Eric Red macht sich nicht erst die Mühe, eine Alibistory zu erzählen. Nach zehn Minuten ist klar: Dieser Anhalter ist gemeingefährlich. Und dann schauen wir im weiteren Verlauf zu, wie man so eine simple Story – hier Jäger, da Gejagter – ideenreich immer neu variieren kann. Mit Polizisten zum Beispiel, die dazu neigen, lieber erst zu schießen und dann Berichte zu frisieren. Das ist die Perfidie auf der Metaebene dieses Films: Der Staatsmacht ist nicht zu trauen. Zwar glaubt kein Cop so wirklich, dass der Milchbubi für die Blutbäder verantwortlich sein soll. Aber wenn man so den Bericht abschließen und mal pünktlich Feierabend machen kann, ist das vielleicht auch nicht so entscheidend.

Es ist tatsächlich eine ganz simple Versuchsanordnung im Drehbuch. Den spannenden Rest bestreitet die Regie. Die führt ein Newcomer, Robert Harmon. Da erinnert vieles, neben der Jugend des Regisseurs auch des Settings und der rätselhaften Jagd auf leeren Highways wegen, an Steven Spielbergs Duell (1971). Das Böse, das kennen wir aus den genannten Vorbildern, ist immer bereit, einen Schritt weiter zu gehen als die Zivilisation. Und die Frage ist dann: Wie reagiert die Zivilisation? Wann legt sie das zivilisierte Jacket ab und zahlt mit gleicher Münze heim?

Das Böse, den Hitcher, spielt Rutger Hauer ("Fleisch & Blut" – 1985; "Der Tag des Falken" – 1985; Morgan, der einsame Killer – 1984; Das Osterman-Weekend – 1983; Der Blade Runner – 1982; Nachtfalken – 1981). Der Holländer pumpt diese Figur mit Boshaftigkeit, Verschlagenheit und Raffinesse auf, dass es eine Lust ist, seinem Minenspiel zuzuschauen. Er terrorisiert einen All American Boy, dem C. Thomas Howell all seine großäugige Hilflosigkeit leiht ("Crazy Love" – 1985; "Die rote Flut“ – 1984; "Der Tank" – 1984; Die Outsider – 1983; E.T. – Der Außerirdische – 1982). Howell legt den Jungen glaubhaft als einen an, der unbedingt das Richtige machen will, am Ende aber, weil er das Kinopublikum hinter sich weiß, zur Selbstjustiz greift.

Über den Durchschnitt hinaus hebt diesen Film die Figur der Nash, einer Kellnerin aus einem TruckStop, die davon träumt, aus ihrem vorgezeichneten Leben ausbrechen zu können und an der Westküste Karriere zu machen. Sie ist offen für die Erzählung des Milchbubis, auch als der von allen Polizeieinheiten gejagt wird. Sie glaubt ihm. Und sie bezahlt teuer dafür. Gespielt wird sie von Jennifer Jason Leigh ("Fleisch & Blut" – 1985; Ich glaub' ich steh' im Wald – 1982; Flammen am Horizont – 1982) als Slang knödelnde Durchblickerin, die dauernd zwischen Traum und brutaler Wirklichkeit hin und her geworfen wird.

"The Hitcher" ist ein nägelbeißend spannendes, großartig fotografiertes Genrestück, das um so spaßiger ist, je weniger man es hinterfragt.

Wertung: 9 von 10 D-Mark
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