Das junge Ehepaar Rosemarie und Guy Woodhouse ziehen zusammen in eine neue Wohnung im Herzen von New York. Wie sie bei der Besichtigung erfahren, hat das Haus eine mysteriöse Vergangenheit, was primär Rosemarie nicht davor abschreckt, sich dennoch dort niederzulassen.
Als sie nach einem tödlichen Unfall einer Mieterin das ältere Ehepaar Minnie und Roman Castevet kennenlernen, fühlen sich die neuen Bekannten geradezu euphorisch zu den Woodhouses hingezogen. Bei einem gemeinsamen Essen fällt Rosemarie nach dem Genuss einer Mousse au Chocolat in einen tiefen Schlaf, in dem sie träumt, dass sie vom Teufel vergewaltigt wird.
Tatsächlich, so erfährt sie nach ihrem Erwachen, hat Guy mit ihr geschlafen, weil dieser die Zeit des Eisprungs nutzen wollte. Kurz darauf ist Rosemarie schwanger. Aber sie fühlt sich nicht gut …
Eine schwangere Frau ist der einsamste Mensch der Welt. Sie gilt als sehr emotional, empfindlich, nervös – also nicht ernst zu nehmen, egal was sie sagt. Und je wirrer klingt, was sie sagt, desto mehr Bestätigung ist das für den Befund Schwangere sind halt nicht ganz bei Sinnen.
Ich bin ein Mann und ich weiß nicht, ob das tatsächlich so ist. Roman Polanski lässt es mich glauben, absolut. Er lässt mich mit Rosemarie gemeinsam diese Irritation durchleben, immer nicht so genau zu begreifen, ob sie Gespenster sieht, oder Recht hat mit ihren Ahnungen. Man kann diesen Film getrost als Horrorschocker bezeichnen. Obwohl er gar keine Schockeffekte hat – mit Ausnahme der Zeugungsszene wohl, die schockierend ist, am nächsten Morgen aber schon wieder nicht so klar zu greifen ist; ob das wirklich alles passiert ist, oder nicht doch eher ein Albtraum war. Dass ihr Ehemann Guy freimütig behauptet, er habe Rosemarie „genommen“, als sie schlief, ist ja Albtraum genug.
<Nachtrag2009>Überhaupt dieser Ehemann. Seine Rolle wirft ein Schlaglicht auf das Verhältnis von Mann zu Frau in jener Zeit um 1968. Das erste, was Rosemarie nach der Geburt von ihrem Mann hört ist „Es gab Komplikationen. Aber Du kannst andere Kinder bekommen. In ein paar Monaten schon. So viele Kinder bekommen, wie Du möchtest.“ Nicht einmal steht er an ihrer Seite. Wenn sie klagt, motzt er, sie solle sich nicht so haben. Das ist aus der Rolle heraus verständlich, wenn auch ausgesprochen kaltherzig für einen Mann, der seine Frau eigentlich liebt. Aber "Liebe" hieß damals offenbar noch "Besitzen".</Nachtrag2009>
Es ist diese stete Doppeldeutigkeit: Dauernd ringen die rationale Erklärung – die Schwangere wird zunehmend neurotisch und paranoid – und die dramaturgisch konsequente, aber irrationalen Verschwörungstheorie miteinander. Polanski hält es kunstvoll und lange in der Schwebe, was die Oberhand gewinnt, wo die Erklärung für das Mysterium liegt.
Polanski entwickelt seine Geschichte langsam, ruhige Bilder, wenig Musik. Tröpfchenweise sickert der Horror, in dem die Ungewissheit beim Zuschauer größer ist als sein Wissen. Dass etwas nicht stimmt, kist schnell klar: Das Haus, in das das junge Paar zieht hat keinen guten Ruf. Da haben Kannibalen gelebt und Teufelsanbeter. Ein Bewohner sprang aus dem Fenster. Die Gänge sind alt und düster, der Boden ist brüchig. Alles klare Filmzeichen dafür, dass unter der Oberfläche etwas nicht stimmt. Polanski beweist gutes Gespür für solche Situationen (Tanz der Vampire – 1967; "Wenn Katelbach kommt …" – 1966; Ekel – 1965).
Die heimliche Hauptrolle spielt Ruth Gordon. Ihre tüttelige, aufdringliche und manipulative Nachbarin Minnie Castevet ist der Mensch gewordene Horror im Film. Sie hat für diese Rolle den Supporting-Actress-Oscar überreicht bekommen. Die Rosemarie spielt Mia Farrow, die bislang wenig im Kino zu sehen war. Ihre Rosemarie hat einen Klein-Mädchen-Charme, schwankt zu Beginn zwischen etwas schnutig und etwas sexy. Rosemarie ist vertrauensselig, aber nicht auf den Kopf gefallen. Selbst, als sie in einem Antiquariat zwei Bücher über die Hexenkunst kauft, nehmen wir ihr das ab. Schließlich hat ihr väterlicher Freund Husch ihr auch eines geschenkt – dann muss da ja was dran sein, an Hexen. Allerdings merkt Rosemarie zu spät, was ihr geschieht. Farrow spielt das mit angemessener Panik und Entschlossenheit im Blick. Ihr Mann hat es schwerer: John Cassavetes (Das dreckige Dutzend – 1967) ist der Unsympath, der sich dauernd als liebender, fürsorglicher Gatte inszeniert (das kann er, Guy ist Schauspieler), seiner Frau aber nie zur Seite steht und offenbar auf die Einflüsterer aus der Nachbarwohnung hört; gleichzeitig nimmt Guys Karriere Fahrt auf. Dass beides zusammenhängt, liegt irgendwie auf der Hand, aber man kann es im Zuschauersessel nie greifen. Große Filmkunst. Großer Horror.
Mia Farrow gelang mit diesem Film der Durchbruch als Schauspielerin. Der Horrorfilm stieß vor allem in amerikanischen Kirchenkreisen auf massive Kritik und wurde vom National Catholic Office for Motion Pictures (NCOMP) wegen „Perversion fundamentaler christlicher Glaubensvorstellungen“ und „Verhöhnung religiöser Persönlichkeiten und Gebräuche“ mit dem Prädikat C für „Condemned“ („Missbilligt“) belegt. Dennoch wurde er ein Kassenschlager.
Mit "Rosemaries Baby"gelang dem polnischen Regisseur nach Tanz der Vampire (1967) ein weiterer Klassiker, der als der erste einer Reihe psychedelischer Horrorfilme wie Der Exorzist, "Das Omen" oder Carrie gilt, die ab den späten 1960er- und vor allem in den 1970er-Jahren große Erfolge feierten.
Der Film, der mit einem Budget von 2,3 Millionen US-Dollar hergestellt wurde, spielte an den Kinokassen 30 Millionen US-Dollar ein. Die Dreharbeiten fanden zwischen dem 21. August und dem 6. Dezember 1967 größtenteils in den Paramount Studios in Los Angeles statt, in denen die Innenräume der beiden Wohnungen sowie die Flure des Dakota Buildings aufgebaut waren. Die wenigen Außenaufnahmen entstanden vor dem Dakota Building in New York, Central Park West.