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Plakatmotiv: Red Rock West (1993)

Ein wendungsreicher,
zynischer kleiner Thriller

Titel Red Rock West
(Red Rock West)
Drehbuch John Dahl & Rick Dahl
Regie John Dahl, USA 1993
Darsteller

Nicolas Cage, Dennis Hopper, Lara Flynn Boyle, J.T. Walsh, Craig Reay, Vance Johnson, Timothy Carhart, Robert Apel, Bobby Joe McFadden, Dale Gibson, Ted Parks, Babs Bram, Robert Guajardo, Sarah Sullivan, Dan Shor, Michael Ruud, Dwight Yoakam, Peter Kevin Quinn u.a.

Genre Crime, Thriller
Filmlänge 98 Minuten
Deutschlandstart
8. Juli 1993
Inhalt

Auf der Suche nach einem Job, landet der arbeitslose Texaner Michael Williams im kleinen Kaff Red Rock. Dort hält ihn Kneipenbesitzer Wayne fälschlicherweise für den von ihm bestellten Profikiller, welcher seine untreue Frau zur Strecke bringen soll.

Weil Michael die angebotene Geldsumme nicht abschlagen will, lässt er sich auf das tödliche Geschäft ein. Doch als Waynes Ehefrau Suzanne von der ganzen Sache erfährt, dreht sich der Spieß um. So bietet sie Michael den doppelten Betrag, wenn er sie laufen lässt und anstelle dessen ihren Mann umbringt. Sie kann mit diesen Summen wuchern, denn irgendwo lagern noch zwei Millionen Dollar …

Was zu sagen wäre

Zum Abspann singt Dwight Yoakam ”A Thousand Miles from Nowhere”. In diese Gegend führt uns der Film von John Dahl. Tausend Meilen von Nirgendwo und dann links abbiegen. In Wyoming. Ein Typ kommt in die Stadt, abgebrannt, auf der Suche nach einem Job auf dem Ölfeld. Aber mit seinem kaputten Bein, Kriegsverletzung, nimmt ihn niemand. Und eh er sich's versieht, legt ihm der Barkeeper 5.000 Dollar auf den Tisch. Damit gerät die Kacke ans Dampfen.

John Dahl, der sein dramaturgisches Geschick bei Musikvideo von Kool & the Gang, Angela Winbush und Deniece Williams geübt hat, legt seinem kleinen, bösen Thriller die Struktur des klassischen Westerns zugrunde und stellt in den Mittelpunkt einen braven Mann mit dem Allerweltsnamen Michael. Der ist einer, der, auch wenn er selbst keinen Cent mehr in der Tasche hat, nicht einmal dann die offen stehende Kasse ausraubt, wenn der Ladenbesitzer weit und breit nicht zu sehen ist. Nicolas Cage (Air Borne – Flügel aus Stahl – 1990; Wild at Heart – 1990; "Mondsüchtig" – 1987; Arizona Junior – 1987; Peggy Sue hat geheiratet – 1986; "Birdy" – 1984; Cotton Club – 1984; Rumble Fish – 1983; Ich glaub' ich steh' im Wald – 1982) humpelt mit weidwundem Dackelblick durch die staubigen Straßen der Stadt, ziemlich verwundert, was da für durchtriebene Gestalten rumlaufen. Natürlich ist wenig so, wie es zu Beginn scheint: Plakatmotiv (US): Red Rock West (1993) Ein Ehemann will seine Frau, die reich geerbt hat, umbringen lassen, weil die droht, ihn zu verlassen und mit nichts zurückzulassen. Die Ehefrau dreht den Spieß um, zahlt dem angeheuerten Killer das Doppelte. Und alle halten Michael, den Mann mit dem weidwunden Blick, für den angeheuerten Killer. Und der hält die Geschichte von der getriebenen Ehefrau mit dem Erbe für die wahre Geschichte.

Zum Showdown auf dem nächtlichen Friedhof der bis eben noch friedlichen und höchstens etwas staubigen Stadt liegen zwei blutende Leichen zwischen den Gräbern, ein angeschossener Liebhaber auf der Intensivstation und ein toter Hilfssheriff im Büro. Denn nach einer halben Filmstunde ist noch Dennis Hopper in den Film gekommen, der den richtigen Auftragskiller, Lyle, spielt ("Indian Runner" – 1991; Jack, der Aufreißer – 1987; Blue Velvet: Verbotene Blicke – 1986; Das Osterman-Weekend – 1983; Rumble Fish – 1983; Apocalypse Now – 1979; Der amerikanische Freund – 1977; Easy Rider – 1969; Hängt ihn höher – 1968; Der Unbeugsame – 1967; Die vier Söhne der Katie Elder – 1965; Giganten – 1956; … denn sie wissen nicht, was sie tun – 1955). Hopper spielt diesen Lyle als kaum zurechnungsfähigen Typen mit Lust am Morden, der ununterbrochen an einer Whiskyflasche nuckelt; dass er am Ende nur tot, aber nicht stockbesoffen auf dem Boden liegt, ist das reine Wunder – oh, man darf verraten, dass er am Ende tot ist. Dieser Umstand gehört sich bei Filmen dieser Art.

Obwohl Filme dieser Art ziemlich aus der Mode gekommen sind, seit Hollywood entdeckt hat, dass marodierende Roboter aus der Zukunft, wild gewordene Actioncops mit Todessehnsucht und Krieg führende Sterne mehr Geld in die Kinokassen spülen. "Red Rock West" wirkt wie ein Import aus den 50er Jahren. Da hätte dann nur nicht Nicolas Cage sondern Spencer Tracy die Rolle des braven Fremden gespielt. Die Femme fatal, die früher Barbara Stanwyck gespielt hätte, spielt jetzt Lara Flynn Boyle, die mit schwarzen Haaren und blauen Augen es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt und in einer Welt, die ausschließlich aus Männern besteht, ihre Reize einsetzt, um zu kriegen, was sie will. tatsächlich sehen wir in der kleinen Stadt Red Rock neben Lara Flynn Boyles Suzanne lediglich zwei weitere Frauen, Statistinnen, die das Drehbuch mit jeweils drei Sätzen ausstattet.

In dem Song von Dwight Yoakam spielt für irgendeinen Mann die Zeit keine Rolle mehr, weil er seine Wunden leckt, die eine Frau ihm zugefügt hat. So geht auch dieser Film, die Ballade des Ex-Kriegers Michael, zu Ende, mit einem Happy End in Moll und einem lonesome Cowboy, der sein Glück nun in der nächsten kleinen Stadt versuchen wird, die am Wegesrand liegt.

Wertung: 7 von 10 D-Mark
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