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Plakatmotiv: Giganten (1956)

Ein großes Epos über Texas auf
dem Weg zur Industrialisierung

Titel Giganten
(Giant)
Drehbuch Fred Guiol + Ivan Moffat
nach dem gleichnamigen Roman von Edna Ferber
Regie George Stevens, USA 1956
Darsteller

Elizabeth Taylor, Rock Hudson, James Dean, Carroll Baker, Jane Withers, Chill Wills, Mercedes McCambridge, Dennis Hopper, Sal Mineo, Rod Taylor, Judith Evelyn, Earl Holliman, Robert Nichols, Paul Fix, Alexander Scourby u.a.

Genre Drama, Western
Filmlänge 201 Minuten
Deutschlandstart
12. Dezember 1956
Inhalt

Jordan Benedict Jr., genannt Bick, lebt mit seiner raubeinigen Schwester Luz sozusagen mitten in der Pampa. Der Besitz der Benedicts ist derart groß, dass man ihn getrost einen eigenen Staat im Staate nennen kann.

Das vor etlicher Zeit den Mexikanern geraubte Texas wird zu einem großen Teil von Mexikanern bewirtschaftet, die in herunter gekommenen Siedlungen leben und von den Amerikanern schlichtweg als "Pack" oder "Gesindel" bezeichnet werden. Das alles ändert sich, als Bick eine Tochter aus gutem Haus aus einem der Nordstaaten kennen lernt, die schöne, intelligente und überaus liberale Leslie Lynnton.

Den nächsten Konflikt führt Bick mit dem Eigenbrötler Jett Rink, der ein kleines Stück Land geerbt hat, dort Öl findet. Während Jett einer der reichsten Ölmagnaten von Texas wird, geraten Bick und Leslie in Streit über die gemeinsame Kindererziehung. In Angst darüber, dass keines seiner Kinder die Ranch übernehmen wird, willigt Bick resigniert ein, in Jetts Ölgeschäft einzusteigen.

Trotz des Triumphs über Bick, muss Jett erfahren, dass Geld allein nicht glücklich macht …

Was zu sagen wäre

Der Westen war erschlossen, nicht mehr "Wild", Texas den Mexikanern entrissen, die USA gingen dazu über, ihr Land zu bewirtschaften. In dieser Zeit steigt George Stevens mit "Giganten" ein (Mein großer Freund Shane – 1953; Ein Platz an der Sonne – 1951; Die Frau, von der man spricht – 1942) und erzählt seine Saga über eine Zeitspanne von rund 20 Jahren. Bemerkenswert offen geht der Film mit Themen um, die die US-Amerikaner nicht so gerne durchdeklinieren: Rassismus, Gleichberechtigung, Nepotismus.

Texas, als wir es zusammen mit der Ostküsten-Schönheit Leslie kennenlernen, ist ein öder, aber sehr großer Landfleck, reine Wüste, auf der Rinder gehalten werden und ein einsames, im viktorianischen Stil erbautes Herrenhaus steht; schaut man vom Dach aus auf das Land, das Bick Benedict drumherum besitzt, kann man dessen Grenze nicht einmal erahnen. Die Farm, Reata getauft, ist riesig und leer. Und geht es nach den hier lebenden und arbeitenden Texanern, dann braucht es auch weiter nichts, Hauptsache, die Rinder gedeihen und liefern Fleisch und Gewinn. Die auf Benedicts Land lebenden Mexikaner, die für ihn in den Koppeln und im Haushalt arbeiten, gelten den Texanern nicht mehr als ihr Vieh; sie sollen still ihre Arbeit machen und sich ansonsten um sich selbst kümmern.

Plakatmotiv (US): Giant – Giganten (1956)Es braucht den Geist der entwickelten Ostküste im Kopf einer Frau, um Texas den entscheidenden Schubs in die Moderne zu versetzen. Leslie, Tochter eines wohlhabenden Akademikers aus Maryland, lässt sich von den Männerritualen auf Reata nicht einschüchtern, im Gegenteil. Reden die Männer über Politik und wollen die Frauen zum Stricken schicken, weist sie süffisant darauf hin, dass sie in Washington groß geworden ist, in der Hauptstadt, wo tagein, tagaus über Politik diskutiert werde. Auch schickt sie bald einen Arzt in das mexikanische Dorf Vientecito, wo Benedicts mexikanische Arbeiter leben und die Behandlung ihrer kranken Kinder nicht bezahlen können. Für Bick, den Texaner, sind Mexikaner nur billige Arbeitskräfte, die sich selbst helfen sollen. Leslie, die Ostküstenpflanze, schaut einmal hin und erkennt, dass sie das nicht können. Elizabeth Taylor ("Beau Brummell – Rebell und Verührer" – 1954; Ivanhoe – Der schwarze Ritter – 1952; Quo Vadis – 1951; Ein Platz an der Sonne – 1951; "Ein Geschenk des Himmels" – 1951; Vater der Braut – 1950) spielt die Leslie mit der Grandezza des Stars, die im Vorspann als erste genannt wird und deren Gage die höchste ist. Für die Rolle der Leslie kassierte Elizabeth Taylor eine Gage von 175.000 US-Dollar, Rock Hudson 100.000 US-Dollar. Dagegen erhielt Co-Star James Dean nur 20.000 US-Dollar. Taylor ist schön, stark und beeindruckend dickköpfig.

"Giganten" spiegelt die großen Westerngeschichten, nur 80 Jahre später. Das Land ist einmal durchkonfektioniert, jetzt rollt die zweite Welle und bringt die gehobene Zivilisation bis in die hintersten Winkel eines jeden Farmlands; und die Mexikaner werden bei der Gelegenheit gleich mit gerettet, die im Gegenzug dankbar für die Amerikaner in den Krieg gegen Deutschland ziehen. Und Jett Rink, der trinkende Emporkömmling, der ein Stück Land erbt und mit dem Öl, das er dort findet, zum reichsten Mann des Staates avanciert, sucht den Erfolg nicht etwa, weil er vom amerikanischen Pioniergeist durchdrungen ist, der Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Hoffnung, sondern weil er Leslie liebt, weil er die Ostküsten-Lady mit den guten Manieren beeindrucken möchte.

So ist letztlich sie es, durch die sich der Rinderstaat Texas zum Technologiestaat Texas wandelt. Äußerlich erkennt man die Veränderungen daran, dass um das zu Beginn einsam in der kargen Landschaft stehende viktorianische Herrenhaus herum über die Jahrzehnte ein Garten samt Swimmingpool und Tennisplatz entsteht. Diesen Jett Rink spielt James Dean, der hier seine Rolle des rastlosen, unverstandenen Teenagers aus Jenseits von Eden (1955) und … denn sie wissen nicht, was sie tun (1955) weiter entwickelt zum rastlosen Underdog, der gegen die herrschende Ordnung der Oberen Zehntausend rebelliert, damit Erfolg hat und darüber zerbricht. So wichtig die Jett-Rink-Rolle als Katalysator für die Geschichte ist, so wenig bleibt von James Dean in Erinnerung: er nuschelt vorwurfsvoll, er säuft, er bricht zusammen.

Dies ist nicht der Film von James Dean, auch wenn man das in der Erinnerung denken mag, weil es auch Deans letzter Film werden sollte, dies ist der Film von Liz Taylor und Rock Hudson (In den Wind geschrieben – 1956; Meuterei am Schlangenfluss – 1952; Winchester 73 – 1950). Als Ehepaar Benedict spielen sie das differenzierte Bild der Clanchefs, denen die Zukunft unter den Fingern verrinnt. Keines der Kinder will die riesige Ranch übernehmen. Jordan, der Älteste, wird Arzt, dessen Zwillingsschwester Judy sucht mit ihrem Mann „eine kleine Farm. Größe war gestern!“ Und Luz, die jüngste, macht ausgerechnet Jett Rink schöne Augen.

In "Giganten" wird in etwa eine Spanne von 20 Jahren abgedeckt. Das wurde für die Maskenbildner zur Herausforderung, zumal George Stevens nicht den üblichen Weg ging, ältere Schauspieler zu verpflichten, die auf jung getrimmt werden (und dann langsam in ihr Alter kommen), sondern mit Liz Taylor und James Dean zwei 23-Jährige und in Rock Hudson einen 31-Jährigen besetzte. Für den Mittfünfziger musste sich Hudson dann mit Fett-Kissen ausstaffieren lassen, damit die Alterung glaubwürdig wirkt. Liz Taylor altert elegant, ihre Haare bekommen einen Grauschimmer und die Augenpartie ein paar Falten. Da fiel es nicht auf, dass Carroll Baker (*Mai 1931), Taylors jüngste Filmtochter Luz, in Wirklichkeit neun Monate älter ist als Taylor selbst (*Februar 1932).

Wertung: 6 von 7 D-Mark
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