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Plakatmotiv: Die Frau, von der man spricht (1942)

Paraderollen für Tracy und Hepburn
in verlogener Hollywood-Komödie

Titel Die Frau, von der man spricht
(Woman of the Year)
Drehbuch Ring Lardner Jr. & Michael Kanin
Regie George Stevens, USA 1942
Darsteller

Spencer Tracy, Katharine Hepburn, Fay Bainter, Reginald Owen, Minor Watson, William Bendix, Gladys Blake, Dan Tobin, Roscoe Karns, William Tannen, Ludwig Stössel, Sara Haden, Edith Evanson, George Kezas u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 114 Minuten
Deutschlandstart
10. Oktober 1947
Inhalt

Tess und Sam sind Kollegen bei einer großen New Yorker Zeitung. Sie ist eine selbstbewusste Kolumnistin, er ein leidenschaftlicher Sportreporter. Und obwohl Sam emanzipierte Frauen nicht ausstehen kann, verliebt er sich in Tess.

Plakatmotiv (US): Woman of the Year – Die Frau, von der man spricht (1942)Die beiden heiraten, doch schon bald beginnt es zwischen ihnen zu kriseln. Als Tess auch noch zur "Frau des Jahres" gewählt wird, scheint die Ehe am Ende …

Was zu sagen wäre

Hollywood emanzipiert die Frau … bevor es die Frau am Ende noch selber tut. Spencer Tracy, der Knuffige unter Hollywoods harten Hunden gerät an eine Frau, wie er in Person des Sportreporters Sam sie noch nie erlebt hat – attraktiv, nicht auf den Mund gefallen, selbstbewusst und nicht engagiert tun ihrem Beruf und erfolgreich. Kein wunder, dass sich der einfache Mann vom Sportplatz sich sofort in sie verliebt. Was umgekehrt sie an ihm faszinierend finden könnte, bleibt offen. Er hängt mit seinen Kumpels, wenn nicht im Stadion dann am Tresen und ventiliert Sprüche wie „Frauen müssen ungebildet gehalten werden und sauber, wie Kanarienvögel!“

Soviel zur Emanzipation à la Hollywood: Die aparte Politkolumnistin verliebt sich in den Sportreporter, weil der eben von Spencer Tracy gespielt wird, seit mehr als zehn Jahren zunehmend erfolgreich im Filmgeschäft. Visuell übrigens wird die sehr erfolgreiche Kolumnistin, wenn sie zusammen mit dem Sportreporter im Bild ist, immer unterhalb Spencer Tracys gezeigt; das heißt, die Frau schaut immer zum Mann auf. Pikantes Detail am Rande: In diesem Film spielen Tracy und Hepburn erstmals zusammen. Acht weitere Filme sollten folgen, die beiden waren offiziell inoffiziell ein Paar und wurden einer der größten Kassenmagneten ihrer Zeit.

In "Woman of the Year" funktioniert zunächst weder die Beziehung noch die Ehe. Schon die Hochzeit wird zwischen diverse Polittermine geschoben, in der Hochzeitsnacht taucht ein prominenter jugoslawischer Dissident in Tess' Schlafzimmer auf und im Laufe der nächsten Wochen zelebrieren die beiden keinerlei Gemeinsamkeiten. Nach der Ausgangslage Gegensätze ziehen sich an weiß weder er, wie er sie nehmen soll, noch gar hat sie verinnerlich, dass ein Ehemann kein Möbelstück ist. Allerdings weiß der film auch nicht, wie er nun eigentlich mit diesem heiklen, schon sehr modernen Thema Geschlechtergerechtigkeiut umgehen soll.

Am Ende muss Tess ihre Liebe in der Küche bei der Zubereitung eines einfachen Frühstücks beweisen, woran sie grandios scheitert. Klar, sie kennt den kubanischen Präsidenten und den jugoslawischen Dissidenten und spricht fünf Sprachen fließend. Aber was heißt das schon, wenn sie ihrem Ehemann kein Frühstück zubereiten kann? Kommt umgekehrt der Ehemann auf die Idee, dieses Frühstück einfach mit seiner Frau zusammen zuzubereiten und eventuell gemeinsam zu scheitern – was wäre das für ein Spaß in dieser jungen Ehe zwischen kaputten Eiern und staubigem Mehl!? Nein, kommt er nicht. Er schmeißt statt dessen den Sekretär seiner Kolumnisten-Gattin raus und schaut zu, wie die am Herd scheitert.

Der Film bietet neben gelungenen Dialogen eine weitere Paraderolle für die grandiose Katharine Hepburn (Die Nacht vor der Hochzeit – 1940; Die Schwester der Braut – 1938; Leoparden küsst man nicht – 1938). Aber dass sich dieser Film, der zwei Monate, nachdem die USA in den Zweiten Weltkrieg eingetreten sind, in die Kinos kommt, ernsthaft mit der Rolle von Frau und Mann in der modernen Gesellschaft auseinandersetzte, kann ich nicht erkennen.

 

Wertung: 3 von 6 D-Mark
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