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Plakatmotiv: Vater der Braut (1950)

Der ganz normale Wahnsinn einer Hochzeit
mit einem melancholischen Spencer Tracy

Titel Vater der Braut
(Father of the Bride)
Drehbuch Frances Goodrich + Albert Hackett
nach dem gleichnamigen Roman von Edward Streeter
Regie Vincente Minnelli, USA 1950
Darsteller

Spencer Tracy, Joan Bennett, Elizabeth Taylor, Don Taylor, Billie Burke, Leo G. Carroll, Moroni Olsen, Melville Cooper, Taylor Holmes, Paul Harvey, Frank Orth, Russ Tamblyn, Tom Irish, Marietta Canty u.a.

Genre Komödie, Romanze
Filmlänge 92 Minuten
Deutschlandstart
10. April 1951
Inhalt

Als Stanley T. Banks mit der Tatsache konfrontiert wird, dass seine jüngste Tochter heiraten will, möchte er am liebsten nicht wahr haben, dass aus seiner kleinen Tochter schon´eine erwachsene Frau geworden ist. In seiner Hektik beschwört er ein echtes Chaos herauf …

Plakatmotiv (US): Father of the Bride – Vater der Braut (1950)Im Hause Banks regiert das Chaos. Denn seit der relativ wohlhabende Vater Stanley erfahren hat, dass seine einzige Tochter Kay heiraten will, wird er von den Planungen, Vorbereitungen und Durchführungen für das große Ereignis geschüttelt, gerührt und geplagt. Während Mutter Ellie mit Grandezza durch die Aufregungen geht, hat Stanley, der unschuldige Zeuge, bald Alpträume, die in der Szene kulminieren, als ihm Kay nachts in der Küche gesteht, dass sie alles abblasen will.

Natürlich wird doch geheiratet …

 

Was zu sagen wäre

Der schönste Tag im Leben einer Braut kann für deren Umfeld ganz schön anstrengend sein, für ihren Vater ist er ein Albtraum. Vincente Minnelli dekliniert in seiner charmanten Salonkomödie einmal durch, was es heißt, in der heutigen Zeit eine Hochzeit auszurichten. Sie gerät zu einem Fest des Kapitalismus, schließlich will der Mittelstands-Brautvater, an dessen Heim „noch ein, zwei Hypotheken den Schornstein“ belasten, nicht als kleinlicher Sparfuchs dastehen, der es sich wohl nicht leisten kann; zumal dann nicht, wenn die Familie des Bräutigams viel wohlhabender ist.

Spencer Tracy (Ehekrieg – 1949; Die Frau von der man spricht – 1942) spielt den gebeutelten Vater, der dauernd gefragt wird, aber nichts zu sagen hat. Die Dinge nehmen ihren Lauf, ohne dass Stanley etwas dagegen unternehmen kann. Wie bei Hochzeiten üblich, nehmen die Frauen das Heft in die Hand. Er versucht, so gut es geht mitzuspielen. Tracy zeigt in dieser Rolle, welch großer Komödiant in ihm steckt, bei dem Timing, Mimik und Haltung die ganze Rolle ausfüllen. Als stets ausgleichende, gütige Ehefrau und Brautmutter steht ihm – wie immer patent – die  elegante Joan Bennett zur Seite. Als junge Braut kämpft die 18-jährige Elizabeth Taylor tapfer zwischen der Liebe zu und den Ansprüchen an ihren Ehemann, gleichzeitig mit den Erwartungen an eine Ehefrau und der Abnabelung von der heimischen Nestwärme. Taylor ist maßgeblich mit verantwortlich dafür, dass der 1,2 Millionen US-Dollar teure Film ein großer Erfolg wurde. Sie hatte zwei Tage vor der Premiere des Films tatsächlich geheiratet. Das internationale Box-Office des Film liegt bei etwa 9 Millionen US-Dollar.

Vincente Minnelli orchestriert die Vorbereitungen Schicht auf Schicht wie die Etagen einer Hochzeitstorte, auf deren Spitze er dann noch eine unerwartete Frucht setzt: Vater Stanley hat in der Nacht vor der Hochzeit einen Albtraum von der Trauungszeremonie, die in seiner Vorstellung nur aufgrund seines Unvermögens zur Blamage wird. Entworfen hat diese Sequenz der spanische Surrealist Salvador Dalí, der mit Film ein bisschen Erfahrung hat: Vor fünf Jahren entwarf er für Alfred Hitchcock die Albtraumsequenzen in dessen Spellbound – Ich kämpfe um Dich. Elemente daraus, die großen Augen, der aufgeweichte Boden, erkennen wir in Stanley Albtraum wider, in dem wir auch uns selbst erkennen – wer konnte nicht schon mal auf der Flucht im Traum die Beine nicht mehr bewegen? Der Film lebt vom ganz normalen Chaos der Hochzeitsvorbereitungen, das Vincente Minnelli in Rückblenden erzählt. Das strafft die Dramaturgie und bietet Möglichkeiten für launige Off-Kommentare des melancholischen Brautvaters.

Wertung: 4 von 6 D-Mark
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