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Kinoplakat: Hercules

Schnelle Gags und große Zeichner
für Götter, Gräber und Gelehrte

Titel Hercules
(Hercules)
Drehbuch Ron Clements + John Musker + Don McEnery + Bob Shaw + Irene Mecchi
Regie Ron Clements & John Musker, USA 1997
Stimmen

Tate Donovan, Til Schweiger, Joshua Keaton, Dominik Auer, Roger Bart, Fredrik Lycke, Danny DeVito, Mogens von Gadow, James Woods, Arne Elsholtz, Susan Egan, Jasmin Tabatabai, Rip Torn, Wolfgang Dehler, Bobcat Goldthwait, Stefan Jürgens, Matt Frewer, Mirco Nontschew, Samantha Eggar, Viktoria Brams, Jim Cummings, Oliver Stritzel, Frank Welker, Paul Shaffer, Osman Ragheb, Barbara Barrie, Ute Cremer, Hal Holbrook, Klaus Abramowsky, Patrick Pinney, Donald Arthur, Roz Ryan, Jocelyn B. Smith, Vaneese Y. Thomas, Tina Schitto, Lillas White, Katrin Fröhlich, Sabine Hettlich, Cheryl Freeman, Ute Becker, LaChanze Sapp, Sandra Schwittau, Gundula Ulbrich, Carole Shelley, Hannelore Gray, Amanda Plummer, Eva Maria Bayerwaltes, Paddi Edwards, Eva Gelb, Charlton Heston, Alexander Kerst u.a.


(aufgeführt sind jeweils US- und deutsche Stimme)

Genre Zeichentrick
Filmlänge 93 Minuten
Deutschlandstart
20. November 1997
Website WaltDisney.org
Inhalt

Dem kleinen Hercules wurde ein Weltreich in die Wiege gelegt. Als Sohn des mächtigen Zeus standen ihm alle Wege offen. Blöderweise passte der niedliche Hosenmatz nicht in die Pläne des Hades, dem Herrscher der Unterwelt, der endlich zurück ans Tageslicht will und daher jede Möglichkeit, Zeus durch Intrigen zu vertreiben, gerne wahrnimmt.

Und jetzt hat Zeus einen regulären Erben … Hades ist sauer. Also schickt er seine Handlanger, dem kleinen Herculeslein die Unsterblichkeit zu nehmen. Das klappt nur zum Teil, denn schon der Windeltragende Hercules ist ein Kraftprotz. Immerhin: Hades' Plan geht soweit in Erfüllung, dass Hercules nicht länger ein Gott ist, sondern auf Erden von einem griechischen Bauern großgezogen werden muss.

Zum Teenager herangereift fällt es Hercules schwer, Freunde zu finden, denn seine Kraft, gepaart mit hemmungsloser Tollpatschigkeit lässt schon ein simples Ballspiel in einer Zerstörungsorgie enden. Als ihm sein Ziehvater endlich die Wahrheit beichtet, beschließt er, sein Glück zu finden. Er zieht hinaus in die Welt, um sich seinen Platz im Olymp zu erobern.

Er trifft auf Philoctetes, genannt Phil, von Beruf Heldentrainer. Der hält von Hercules‘ ungestümer Tollpatschigkeit nicht so viel; weil es aber kanpp ist an Helden zurzeit, nimmt er sich des Teenagers an und der macht schnelle Fortschritte.

Um endgültig zum Helden zu reifen, sagt Phil, müsse Hercules nach Theben, die „Big Olive“ jener Tage – „Wenn Du es dort schaffst“, sagt er, „schaffst Du es überall“. Und tatsächlich: Nachdem Hercules die böse Hydra besiegen konnte, ist er schnell der Liebling der Massen. Der erste Megastar.

Hades ist wieder sauer. Aber er hat eine Geheimwaffe gegen den Pubertierenden: Die schöne Megara soll ihm endgültig und für alle Zeiten den Kopf verdrehen …

Was zu sagen wäre

Hercules Superstar. Warum soll es in der Antike so viel anders zugegangen sein, als heutzutage? Der neue Trickfilm aus den Disney-Studios erzählt keinen historischen Stoff; passend umgeben von einem griechischen Chor, der die Ereignisse in Abständen einordnet, fleddert er mit viel Witz die Legende eines griechischen Halbgottes, um sich über die Sehnsucht des modernen Menschen nach Rampenlicht und Heldenverehrung lustig zu machen. Aus New York, dem „Big Apple“ wird Theben, die „Big Olive“, das (wie New York) von lauter Leuten bevölkert ist, die voneinander gelangweilt sind und die sich ungerne aus der Ruhe bringen lassen – da muss schon Hydra kommen; und Hercules.

Ein Halbgott nur auf dem Papier

Mit dem historischen – besser dem mythologischen – Hercules, der eigentlich Herakles heißt (zu Hercules wurde er erst bei den Römern) hat die Disney-Produktion außer dem Namen und ein paar Schauplätzen nichts zu tun. Das geht schon damit los, dass Disneys Hercules zwar als Halbgot bezeichnet wird, aber Sohn des Zeus und seiner Hera ist. Dass der Göttervater im Original fremd geht und Hercules mit der sterblichen Alkmene zeugt, dass Hera ihren Stiefsohn umbringen möchte, das wollte Disney der jungen Zielgruppe dann doch nicht erklären müssen.

Der Titelheld ist sympathisch, bisweilen etwas nervtötend in seiner vollkommenen Naivität – als wollte Disney seinen juvenilen Zuschauern keinen Helden zumuten, der stark ist und intelligent. Sein Spiegelbild, Philoctetes, der Trainer, ist ein kleinwüchsiger, dicklicher Satyr, der im Original vom baugleichen Danny DeVito (L.A. Confidential – 1997; Junior – 1994; Batmans Rückkehr – 1992; Twins – 1988; Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil – 1985; Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten – 1984) synchronisiert wird – der ist intelligent, ist aber nicht kräftig, ist aber dennoch so etwas wie ein Bundestrainer.

Hades, Gott der Unterwelt in Disneys HerculesHades ist großartig

Großartig und das eigentliche Zentrum des Films ist – einmal mehr – der Schurke im Stück. Unterweltboss Hades ist wunderbar animiert und hat die schönsten Dialogzeilen. Dazu ist er mit viel Liebe synchronisiert; in der Originalfassung tut das James Woods mit fistelndem Bass (Das Attentat – 1996; Nixon – 1995; Casino – 1995; Es war einmal in Amerika – 1984), in der deutschen Fassung Arne Elsholtz, der im Alltag Tom Hanks, Bill Murray, Kevin Kline oder Jeff Goldblum synchronisiert.

Auch Hades wurde Ziel Disney'scher Freiheiten. Der Gott der Unterwelt ist eigentlich ja gar kein Teufel, kein Feind des Zeus. Er ist einfach nur ein Gott, der seinen Job macht – da unten.

Megara, die klassische Eva am Baum der Versuchung

Hades‘ Gehilfen, Pain & Panic (deutsch: Pech & Schwefel), sind die komischen Figuren des Stücks, die alles falsch machen, ständig hässlich bestraft werden und dadurch Mitleid erregende, drollige Knirpse bleiben. Hier toben sich in der Synchronfassung herrlich die Comedians Stefan Jürgens und Mirco Nontschew aus.

Megara in Disneys HerculesUnd dann ist da Megara, modisch „Meg“ abgekürzt, die Nemesis, die unschuldig in Not geratene Frau, die jung war und das Geld brauchte und also vom Baum der Versuchung genascht hat und Hercules verrät und von ihm (nach dem Abspann) zum Altar geführt wird. Sie ist die vom Drachen bewachte Prinzessin, die gerettet werden will. Sie ist Disney-Durchschnitt. Das beeindruckenste an dieser Megara ist ihre Frisur, eine statisch unmögliche Konstruktion, die aber griechisch anmutet.

Die Disney-Studios bleiben ihrer modernen Linie treu, wechseln mit ihren jährlichen Produktionen zwischen Elegisch und Gagreich. Vor dem Gagfeuerwerk um den griechischen Halbgott wurden mit Der Glöckner von Notre Dame (1996) die Freunde des romantischen Dramas, mit Pocahontas (1995) die der Mystik, mit König der Löwen (1994) die der geheimnisvollen Natur angesprochen. Davor hatte zuletzt Aladdin (1992) mit seinen schnellen Punchlines die Comedyfreunde bedient, die bei der großen Oper um Die Schönen und das Biest (1991) leer ausgegangen waren.

Wertung: 9 von 11 D-Mark
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