London, im Jahr 1897: Die Stadt ist nicht nur eine Metropole der Menschen, sondern auch der Mäuse. Der Spielzeugmacher Hampelmann wird von Greifer, der bösen Fledermaus mit dem Holzbein entführt. Seine Tochter Olivia macht sich zusammen mit dem Arzt und Kriegsveteranen Dr. Dawson auf den Weg in die Baker Street 221b, wo Basil, der große Mäusedetektiv, wohnt. Dieser ist zuerst mehr als desinteressiert, bis er in der Beschreibung des Entführers Greifer, den Gehilfen seines Erzfeindes, des genialen Verbrechers Professor Rattenzahn, erkennt.
Dieser Sherlock Holmes aus dem Mäusereich ist ein ungewöhnlicher Titelheld für einen Disneyfilms: Er ist arrogant, wehleidig und – vor allem zu Beginn – höchst unsympathisch. In diesem Beginn steckt eine ordentliche Portion Horror – der erster Auftritt der Fledermaus ist gruselig. Und dann wird eine betrunkene Maus einer fetten Katze zum Spiel und Fraß vorgeworfen – da möchte ich nicht Kind sein im Kino. Nach einer viertel Stunde hat sich der Film im Disneyland eingependelt; und dann wird er auch etwas … langatmig.
Im Zentrum dieses Krimis steht klar die Frage, wie kann das Mädchen befreit, wie kann Rattenzahn bezwungen werden. Alle Figuren, auch die als comic relief angelegten, haben eine klare Funktion im Drama und also wenig Spielraum für den kleinen Unsinn zwischendurch. Die Krimihandlung aber ist im Tempo für die Kinder im Kinosessel gedrosselt und daher mäßig spannend, die Dialoge, vor allem die, in der Basil wiederholt sein detektivisches Können in der Spurensuche beweist, sind redundant.
Mit Rattenzahn aber kehrt der Große Disney-Schurke zurück – hier lassen wir den letzten Schurken, den Gehörnten König aus dem voherigen Fantasy-Drama Taran und der Zauberkessel mal außen vor; der war eine Kategorie für sich. Groß, verschlagen, mit glühenden Augen, Zigarettenspitze und Nadelstreifen und (im Original) mit einem einzigartigen Vincent Price als Synchronstimme, der ähnlich wie Peter Ustinov in Robin Hood lustvoll alles Schurkische herausholt aus dem Schurken; im deutschen flacht da Edgar Ott etwas ab, den ich sehr mit den Heldenfiguren Balu, Little John oder O‘Malley verbinde, nicht aber mit der Seele eines Schurken.
„Basil …“ ist ein schöner Kinderkrimi mit Gruseleinlage und Achterbahndramaturgie, wie man sie von einschlägigen Filmen heute gewöhnt ist. Hat sich ehedem Steven Spielberg Inspirationen bei den Disneyfilmen geholt, holen sich die Disney Studios heute ihre Inspirationen für Achterbahnfahrten bei ihm. Mein Eindruck, wonach die Disney Studios ihre Linie nach dem Abtreten der alten Walt-Disney-Mannschaft noch suchen, verfestigt sich; umso spannender ist es, dass sie suchen und dennoch ein respektables Niveau halten – vielleicht mal abgesehen von Cap und Capper – bei dem man nie sagen könnte Komplette Enttäuschung. Die Zeichentricktechnik ist immer herausragend und es finden sich meistens einzelne Figuren, denen man gerne zuschaut.
Kinoproduktionen aus der Reihe "Disneys Meisterwerke" ("Disney‘s Classics")
- Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937)
- Pinocchio (1940)
- Fantasia (1940)
- Dumbo (1941)
- Bambi (1942)
- Saludos Amigos (1943)
- Drei Caballeros (1944)
- Make Mine Music (1946)
- Fröhlich, Frei, Spaß dabei (1947)
- Musik, Tanz und Rhythmus (1948)
- Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte (1949)
- Cinderella (1950)
- Alice im Wunderland (1951)
- Peter Pan (1953)
- Susi und Strolch (1955)
- Dornröschen (1959)
- 101 Dalmatiner (1961)
- Die Hexe und der Zauberer (1963)
- Das Dschungelbuch (1967)
- Aristocats (1970)
- Robin Hood (1973)
- Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh (1977)
- Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei (1977)
- Cap und Capper (1981)
- Taran und der Zauberkessel (1985)
- Basil, der große Mäusedetektiv (1986)
- Oliver & Co. (1988)
- Arielle, die Meerjungfrau (1989)
- Bernard und Bianca im Känguruland (1990)
- Die Schöne und das Biest (1991)
- Aladdin (1992)
- Der König der Löwen (1994)
- Pocahontas (1995)
- Der Glöckner von Notre Dame (1996)
- Hercules (1997)
- Mulan (1998)
- Tarzan (1999)
- Fantasia 2000 (1999)
- Dinosaurier (2000)
- Ein Königreich für ein Lama (2000)
- Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2001)
- Lilo & Stitch (2002)
- Der Schatzplanet (2002)
- Bärenbrüder (2003)
- Die Kühe sind los (2004)
- Himmel und Huhn (2005)
- Triff die Robinsons (2007)
- Bolt – Ein Hund für alle Fälle (2008)
- Küss den Frosch (2009)
- Rapunzel – Neu verföhnt (2010)
- Winnie Puuh (2011)
- Ralph reichts (2012)
- Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (2013)
- Baymax – Riesiges Robowabohu (2014)
- Zoomania (2016)
- Vaiana – Das Paradies hat einen Haken (2016)
- Chaos im Netz (2018)
- Die Eiskönigin II (2019)
- Raya und der letzte Drache (2021)
- Encanto (2021)
- Strange World (2022)
- Wish (2023)