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Kinoplakat: Fantasia 2000
Große Oper in bunten Farben.
Als Kinofilm ungeeignet
Titel Fantasia 2000
(Fantasia/2000)
Drehbuch Eric Goldberg + Hans Christian Andersen + Joe Grant + Perce Pearce + Carl Fallberg + Gaëtan Brizzi + Paul Brizzi + Don Hahn + David Reynolds + Irene Mecchi + Elena Driskill
Regie James Algar & Gaëtan Brizzi & Paul Brizzi & Hendel Butoy & Francis Glebas & Eric Goldberg & Don Hahn & Pixote Hunt, USA 1999
Darsteller

Leopold Stokowski, Ralph Grierson, Kathleen Battle, Steve Martin, Itzhak Perlman, Quincy Jones, Bette Midler, James Earl Jones, Penn Jillette, James Levine, Angela Lansbury, Wayne Allwine, Tony Anselmo, Russi Taylor u.a.

Genre Zeichentrick
Filmlänge 74 Minuten
Deutschlandstart
20. Juli 2000
Website WaltDisney.org
Inhalt
Auf eine Rahmenhandlung verzichtet der Film. Er versteht sich als Sammlung von Clips. Die Zwischenszenen werden diesmal von mehreren Ansagern kommentiert. Die verwendeten Stücke sind:
  • Ludwig van Beethoven – 5. Sinfonie in c-Moll (Abstrakte schmetterlingartige Muster und Strukturen erkunden eine Welt von Licht und Dunkelheit)
  • Ottorino Respighi – Die Pinien von Rom (Eine Buckelwal-Familie schwimmt durch die Luft in einer Landschaft inmitten von Eisbergen)
  • George Gershwin – Rhapsody in Blue (In einem belebten New York der 1930er Jahre begleitet diese Episode einige Personen während eines Tages der Weltwirtschaftskrise; gezeichnet ist der Cartoon im Stil von Al Hirschfelds Comics aus jener Zeit)
  • Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch – Klavierkonzert Nr. 2 in F-Dur op. 102 (eine Nacherzählung von Hans Christian Andersens Märchen „Der standhafte Zinnsoldat“; gegenüber dem Original ist der Schluss geändert: Zinnsoldat und Tänzerin verbrennen nicht im Kaminfeuer, sondern der Bösewicht zieht den Kürzeren)
  • Camille Saint-Saëns – Karneval der Tiere, Finale (Eine Schar mürrischer Flamingos wird ununterbrochen von einem albernen Artgenossen mit einem Jo-Jo genervt; die Episode wurde als Hommage an den Tanz der Stunden aus Fantasia eingebaut, in der balletttanzende Nilpferde, Strauße, Elefanten und Krokodile für Erheiterung sorgten)
  • Paul Dukas – Der Zauberlehrling (Der mit Abstand berühmteste Teil des Vorgängers wurde ein weiteres Mal verwendet)
  • Edward Elgar – Pomp and Circumstance Marches – Märsche 1, 2, 3 und 4 (Nachdem Micky Maus seinen Auftritt in einem Fantasia-Segment bekommen hatte, entschied sich Roy E. Disney, Donald Duck ebenfalls einen Kurzfilm zu widmen. Donald spielt in einer Nacherzählung der Geschichte der Arche Noah Noahs ersten Gehilfen. Donald muss die Tiere an Bord der Arche bringen und verpasst und verliert Daisy Duck und wird schließlich wieder mit ihr vereint. Diesen Abschnitt dirigierte Peter Schickele)
  • Igor Strawinski – Feuervogel Suite – 1919er Version (Es wird die Geschichte eines Frühlingsgeistes und seines Freundes, eines Rothirsches, erzählt. Nach einem langen Winter erweckt der Waldgeist den Frühling im Forst, doch holt er dabei auch versehentlich den Feuervogel aus seinem Schlaf in einem erloschenen Vulkan in der Nähe des Waldes. Der Feuervogel ist zornig, gestört worden zu sein, und zerstört das Leben im Wald und den Waldgeist. Nachdem sich der Feuervogel wieder zurückgezogen hat, erwacht auch der Frühling und mit ihm wird der Frühlingsgeist wiedergeboren. Dieser Abschnitt orientiert sich im Aufbau und in der Thematik Leben – Tod – Wiedergeburt am Segment Eine Nacht auf dem kahlen Berge / Ave Maria aus „Fantasia“)
Was zu sagen wäre

Anknüpfend an den Leinwandklassiker „Fantasia“ von 1940 hat Roy Edward Disney, Walts Neffe, eine neue Versuion geschaffen, in der Animation und klassische Musik verschmelzen. Mickey Mouse kehrt als „Zauberlehrling“ zurück, daneben gibt es sieben neu geschaffene Episoden.

Viel falsch machen konnten die Produzenten nicht. Er ist ein Remake eines Films, der schon in seinem Erscheinungsjahr 1940 in kaum eine Schublade passte. Nicht die Erzählung ist hier das Entscheidende, sondern die Verbindung von Farbe und Musik. Und das ist so einzigartig, wie es gleichzeitig langweilig ist.

So schön die Bilder sind, irgendwann ist es zuviel. Und der Film formuliert sein Dilemma gleich selbst: Es gebe drei Arten von Musik in diesem Film, sagt ein kerniger Off-Sprecher gleich zu Beginn, erstens die Musik, die eine konkrete Geschichte erzähle, dann jene, die keinen eigenen Plot, jedoch eine Reihe von mehr oder weniger konkreten Bildern zeichne. Und schließlich jene Musik, die nur um ihrer selbst willen existiert. Mit dieser dritten Art beginnt dann das Spektakel – Beethovens Fünfter – und ich frage mich, wozu ich die abstrakten Bilder brauche, die mich nun überfallen, wenn die Produzenten selbst sagen, dass diese Musik keine Bilder braucht.

Unfreiwillig unterstreicht der Film auch Hollywoods Kultur-Vampirismus, wenn Star-Dirigent James Levine das Stück „Die Pinien von Rom“ ankündigt und anmerkt, welche (römischen) Bilder er vor Augen habe und dann sagt, dass die Disney-Künstler ganz was anderes sehen würden … nämlich fliegende Buckelwale im Eismeer. Weiter weg von Rom und seinen Pinien geht kaum, aber die Musik evoziert halt so dramatische Bilder – legitim? Schon. Aber wo bleibt die Idee des Komponisten?

Aber: Gershwins „Rhapsody“ ist GROSS-AR-TIG!

Disneys Dramaturgen gehen klassisch nach dem Prinzip Immer noch einen drauf setzen vor. Nach der Rhapsody kommen diese Flamingos mit dem Jo-Jo … wunderbar! Und schließlich kommt Strawinskis Feuervogel. Und der ist dann fünf Minuten Gänsehaut pur. Es wäre dramaturgisch sinnvoll, mit einem Erdbeben wie dem Feuervogel zu beginnen, um eine Balance zwischen Anfang und Ende zu erzeugen – eine reine Steigerung macht das Sitzen im Kinosessel schwer, weil ich nicht ahne, was kommt.

„Fantasia 2000“ ist ein eleganter Bilderrausch, den ich aber besser in Einzelteilen ertrage, wenn ich in Stimmung bin, Musik zu gucken.

Wertung: 8 von 11 D-Mark
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