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Kinoplakat: Pinocchio

Ein phänomenaler Trickfilm
mit kitschigen Sing-Einlagen

Titel Pinocchio
(Pinocchio)
Drehbuch Ted Sears & Otto Englander & Webb Smith & William Cottrell & Joseph Sabo & Erdman Penner & Aurelius Battaglia
nach der gleichnamigen Geschichte von Carlo Collodi
Regie Hamilton Luske + Ben Sharpsteen, USA 1940
Stimmen

Dickie Jones, Karl Heinz Schenk, Oliver Rohrbeck, Cliff Edwards, Christian Rub, Walter Werner, Klaus W. Krause, Walter Catlett, Alfred Balthoff, Harald Juhnke, Charles Judels, Georg Thomalla, Fritz Tillmann, Evelyn Venable, Friedel Schuster, Almut Eggert, Frankie Darro, Horst Buchholz, Abelardo Decamilli, Charles Judels, Konrad Wagner, Franz Nicklisch u.a.

(aufgeführt sind die Original- und die deutschen Synchronstimmen von 1951 und 1973)

Genre Zeichentrick, Abenteuer
Filmlänge 88 Minuten
Deutschlandstart
23. März 1951
Website WaltDisney.org
Inhalt

Der alte Gepetto wünscht sich nichts sehnlicher als einen kleinen Jungen. In einer wundervollen, sternklaren Nacht erfüllt eine gute Fee seinen Wunsch, indem sie die kleine Holzmarionette Pinocchio zum Leben erweckt.

Trotz aller guten Vorsätze und der Warnungen der gewissenhaften Grille Jiminy zieht Pinocchio voller Neugier und Abenteuerlust los, um die weite Welt zu erkunden. Zwei hinterlistige Gestalten nämlich, ein Fuchs und ein Kater, verkaufen Pinocchio an das Marionettentheater von Stromboli. Pinocchio wird der Star des Marionettentheaters, was ihm zunächst großen Spaß macht, doch damit ihm sein neuer Goldesel nicht entwischt, sperrt Stromboli Pinocchio nach der Vorstellung in einen Käfig. Nur mit Hilfe der Blauen Fee kann er sich befreien. Inzwischen macht sich Gepetto zu Hause gewaltige Sorgen. Er versucht vergeblich, Pinocchio zu finden.

Derweil hat sich Pinocchio vorgenommen, brav zu sein und zur Schule zu gehen. Doch auf dem Weg zu Gepetto gerät er wieder an den Fuchs und den Kater, die ihn zusammen mit anderen Kindern auf eine Vergnügungsinsel locken wollen. Begeistert fährt er mit dem Herumtreiber Lampwick auf die Insel, auf der es nur Kinder gibt und jeder tun und lassen kann, was er will. Doch nach einigen Monaten verwandeln sich alle Kinder in Esel und werden verkauft, nur Pinocchio kann entkommen. Er durchschaut die Nachteile eines Menschendaseins und entwickelt den Wunsch, wieder eine normale Puppe zu sein. Zusammen mit Jiminy Grille macht er sich auf den Weg nach Hause.

Da aber stellen sie fest, dass Gepetto verschwunden ist. Er findet heraus, dass Gepetto von einem Wal verschluckt wurde …

Was zu sagen wäre

Sei ehrbar und aufrecht und stets strebsam, so sollst Du belohnt sein mit der Seele eines Menschen. Zeichentrickpionier Walt Disney (Scheewittchen – 1937) nimmt sich die klassische Fabel über die Bedeutung, ein Mensch zu sein, vor und macht daraus einen faszinierenden Zeichentrickfilm – mit etwas viel Kitsch, aber ebenso viel Phantasie. Disney schafft es, aus einer Sammlung verschiedener Kuckucksuhren in der Werkstatt Gepettos mehr Musik herauszuholen, als mancher Dirigent aus seinem Orchester.

Eine Grille wird zum Gewissen

Die ursprüngliche Geschichte von Carlo Collodi ändern die Disney-Leute an entscheidender Stelle ab, um sie kindgerechter, wärmer – und moralischer – zu machen. Die Grille Jiminy, die im Orginal-Pinocchio nur einen kurzen Auftritt hat, bevor der Junge sie mit einem Holzhammer erschlägt, wird hier zum Erzähler des Ganzen und von der Blauen Fee offiziell zu Pinocchios Gewissen gemacht. Somit darf die Grille bei jeder dramatischen Gelegenheit den moralischen Zeigefinger heben. Jiminy ist dabei so knuddelig, dass wir das gerne ertragen.

Wünsche können in Erfüllung gehen; aber es sind besser die richtigen Wünsche. Disneys Moral von der Geschicht: Sei gewissenhaft und lass Dich nicht verführen, wenn Dir einer sagt: Alles easy, komm mit mir, ich zeige dir, wie Du die Abkürzung zum Glück findest. Die erste Lehre führt schnurstracks in den Käfig, die zweite macht dich um Esel, die dritte schließlich wirft Dich unwiederbringlich dem Wal zum Fraß vor. Dieser Wal ist ein Kunstwerk der Animation – wenn er zornig durchs Wasser pflügt, auf der Jagd nach Gepetto und dem Jungen, wirkt das wie ein Sprung über zwei Evolutionsstufen der Animationskunst.

Multiplan-Kamera macht aus Zeichentrick ein 3D-Erlebnis

Disney und seine Künstler schaffen dreidimendionalen Raum, Landschaften mit Tiefe; dazu haben sie ein Verfahren entwickelt, das sich Multiplan-Kamera nennt. Da werden optisch mehrere Ebenen gemalter Hintergründe gegeneinander perspektivisch verschoben (Parallaxenverschiebung); zusätzlich unterstützt wird der Tiefeneffekt, indem auf die verschiedenen Bildebenen fokussiert werden kann. Das Budget lag entsprechend hoch bei etwa 2,6 Millionen US-Dollar (was inflationsbereinigt Mitte der 2010er Jahre knapp 44 Millionen Dollar entspricht). Die Kritiker überschlugen sich vor Begeisterung, fanden Pinochio noch besser als Schneewittchen; nur an der Kinokasse ging es nicht voran, weil der Zweite Weltkrieg tobte und den wichtigen europäischen Markt vom Geschäft abklemmte. Dennoch spielte der Film schließlich rund 84,3 Millionen Dollar hat er ein.

Wertung: 5 von 6 D-Mark
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