Es waren einmal zwei Schwester, Prinzessinnen – Elsa und Anna. Sie lebten im Königreich Arendelle eine glückliche Kindheit. Anna jedenfalls. Elsa eher weniger – sie lebt heimlich mit einem Fluch, den nur sie und ihre Eltern kennen: Elsa kann … Eis werden lassen; was sie anfasst, wird zu Eis; ist sie besonders zornig, kann sie mit Eiszapfen um sich schießen.
Als sie noch Kinder waren, kannte auch Anna Elsas Geheimnis und die beiden Mädchen nutzten jede Gelegenheit, um damit zu spielen – Elsa baute Eisbahnen, Anna schoss sie auf und ab. Aber dann gab es einen Unfall und Elsas Eisstrahl traf Anna am Kopf. Sie fiel in ein Koma und erst die Trolle im Wald konnten die kleine Prinzessin retten – nahmen ihr dabei aber die Erinnerung an den Vorfall und an die Fähigkeit der Schwester. Fortan zog sich Elsa in ihr Zimmer zurück, verschloss sich vor der Welt und vor Anna aus Angst, sie könne jemanden verletzten.
Bei einem Unfall starben der König und die Königin und das Königreich Arendelle versank für viele Jahre in Trauer und verschloss sich gegen die Welt draußen vor der Tür bis der Tag gekommen war, an dem Prinzessin Elsa alt genug war, um zur Königin gekrönt zu werden – niemand im Königreich wusste von ihrer Fähigkeit und Elsa stand Todesängste aus, während der Zeremonie, bei der Menschen aus den Königreichen nah und fern zu Gast sein würden, ihre Kräfte nicht unter Kontrolle halten zu können.
Anna lernt auf der Krönungsparty Prinz Hans von den südlichen Inseln kennen; es ist Liebe auf den ersten Blick. Auch der Herzog von Pitzbühl ist unter den Würdenträgern, ein Adeliger eines benachbarten Königreiches, der Arendelle für den eigenen Profit ausschöpfen möchte – wo die neue Königin doch wenig Erfahrung hat. Anna stellt Hans ihrer Schwester Elsa vor und bittet um deren Segen für eine baldige Hochzeit mit Hans. Elsa ist entsetzt, schließlich würden sich beide gerade einige Stunden kennen, und lehnt Annas Anliegen schroff ab. Das macht Anna so sauer, dass sie vor den versammelten Würdenträgern einen Streit mit ihrer Schwester vom Zaun bricht, was der eigentlich einfiele und wieso sie sich eigentlich seit Jahren so zurückzöge und jeden ausschlösse.
Es kommt zur Katastrophe. Elsa wehrt Annas verbale Attacke mit einer unbedachte Bewegung ab, die eine Eisbarriere erzeugt. Die Würdenträger und das Volk weichen erschrocken zurück. In ihrer Panik flieht Elsa in die Berge und entfesselt unabsichtlich den ewigen Winter über Arendelle. Nachdem sich Elsa damit abgefunden hat, dass ihr Geheimnis gelüftet wurde, beschwört sie sich einen riesigen Eispalast, bereitet sich glücklich auf ein einsames Leben vor, schließt mit der Vergangenheit ab und erweckt – nebenbei und aus Versehen – den Schneemann aus der gemeinsamen Kindheit, Olaf, zum Leben.
Und Kristoff wundert sich ein bisschen, wieso Anna einen Prinzen lieben kann, den sie doch eben erst kennen gelernt hat. Während sie Elsa in deren Eispalast aufsuchen und die einen Eisgiganten erzaubert, der Anna, Kristoff, Olaf und Sven vertreiben soll, tun sich in Arendelle seltsame Dinge …
Die Disney Studios haben ihre Sparten geordnet. Die vor einigen Jahren gekauften Pixar-Studios machen künftig die vergleichsweise schnell zu produzierenden Kinderfilme wie Planes (2013). Alles, was an großer Trickfilmkunst unter dem Rubrum „für die ganze Familie“ firmiert, läuft jetzt wieder einzig unter dem Disney-Label. "Die Eiskönigin" – Executive Producer: der ehemalige Pixar-Boss John Lasseter – läuft unter dem Disney-Label und ist große Trickfilmkunst.
Großer Detailreichtum macht den Film sehr lebendig
Der Film lebt in großartigen nordischen Winterwelten in einem wunderbaren Detailreichtum. Die Gesichter, speziell das von Anna, hat es den Animatoren angetan; sie grient, blinzelt schüchtern, holpert, wirft unsichere Blicke – das ist eine wahre Freude. An Elsa der Eiskönigin haben sie mal gezeigt, wie sie aus einem hübschen Mädel in wenigen Momenten einen coolen Vamp machen können, der künftig seinen eigenen Eispalast bewohnt; die Szene der Verwandlung Elsas – „Here I go …“ – in die einsame Eiskönigin ist … toll. Und bei all dem geht Disney mit der Zeit. Wir haben uns seit Pocahontas‘ Zeiten (1995) daran gewöhnt, dass die Prinzessinnen in den Trickfilmen auch von Disney nicht mehr schmachtende Großaugen in androgynem Körper sind, sondern – siehe auch Rapunzel – Neu verföhnt (2010) – längst den Prügel selbst in die Hand nehmende Großaugen in weiblichem Körper, die den meist etwas einfältigen Prinzen zeigen, wo der Barthel den Most holt. Dass Elsa dadurch, dass sie den Winter über ihr Königreich bringt, zwar Leid bringt, aber eben ihre Schwester auch vor einer furchtbaren Dummheit bewahrt, ist so ein kleiner moralischer Seitenhieb, der den Disney-Gewaltigen sicher gut gefallen hat.
Der Schneemann Olaf hat das Zeug für eine eigene Karriere
Kein Disney-Trickfilm ohne wegweisenden comic-relief. Hier sind es Sven, das Rentier, das nicht sprechen kann (auch das ist in Disneyfilmen bemerkenswert), dessen Dialogzeilen sein Besitzer, Freund und Kumpel Kristoff für Sven mitspricht, woraus sich witzige Selbstgespräch-Diskussionen ergeben („Manchmal kann ich Dich einfach nicht leiden!“) und Olaf, der unzerstörbare Schneemann, der von einem Tag am Strand in der Sonne träumt und Kristoff mehrfach stöhnen lässt „Jemand muss es ihm sagen!“ Während Sven, obwohl er nicht spricht, einfach aufgrund seines Elchseins dauernd an das Elch-Paar aus Disneys Bärenbrüder (2003) erinnert, ist Olaf der Hit – dem Hape Kerkeling in der deutschen Version eine mitreißende, goldige Stimme gibt. Olaf hat das Zeug, in diversen Weihnachts-Specials und Special Editions mit eigenen kleinen Abenteuer als Verkaufsargument eingesetzt zu werden.
Leider wird auch gesungen; und zwar dieses Mal wieder sehr ausführlich und das ist, jedenfalls in der deutschen Version – ist man kein Musical-Fan – schwer zu ertragen. Wären die Bilder nicht so großartig, die Charaktere nicht so gelungen, die Story weniger zwingend, würde der Gesang wirklich stören. So nehme ich ihn hin als mutmaßlich für die Kinderseele notwendiges retardierendes Moment – und freue mich an der robusten Beziehung zwischen Anna und Elsa, zwischen Anna und Kristoff, zwischen Olaf und Sven und … ach: Es ist EINFACH GOLDIG!
Die Fortsetzung: Die Eiskönigin II (2019)
Kinoproduktionen aus der Reihe "Disneys Meisterwerke" ("Disney‘s Classics")
- Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937)
- Pinocchio (1940)
- Fantasia (1940)
- Dumbo (1941)
- Bambi (1942)
- Saludos Amigos (1943)
- Drei Caballeros (1944)
- Make Mine Music (1946)
- Fröhlich, Frei, Spaß dabei (1947)
- Musik, Tanz und Rhythmus (1948)
- Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte (1949)
- Cinderella (1950)
- Alice im Wunderland (1951)
- Peter Pan (1953)
- Susi und Strolch (1955)
- Dornröschen (1959)
- 101 Dalmatiner (1961)
- Die Hexe und der Zauberer (1963)
- Das Dschungelbuch (1967)
- Aristocats (1970)
- Robin Hood (1973)
- Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh (1977)
- Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei (1977)
- Cap und Capper (1981)
- Taran und der Zauberkessel (1985)
- Basil, der große Mäusedetektiv (1986)
- Oliver & Co. (1988)
- Arielle, die Meerjungfrau (1989)
- Bernard und Bianca im Känguruland (1990)
- Die Schöne und das Biest (1991)
- Aladdin (1992)
- Der König der Löwen (1994)
- Pocahontas (1995)
- Der Glöckner von Notre Dame (1996)
- Hercules (1997)
- Mulan (1998)
- Tarzan (1999)
- Fantasia 2000 (1999)
- Dinosaurier (2000)
- Ein Königreich für ein Lama (2000)
- Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2001)
- Lilo & Stitch (2002)
- Der Schatzplanet (2002)
- Bärenbrüder (2003)
- Die Kühe sind los (2004)
- Himmel und Huhn (2005)
- Triff die Robinsons (2007)
- Bolt – Ein Hund für alle Fälle (2008)
- Küss den Frosch (2009)
- Rapunzel – Neu verföhnt (2010)
- Winnie Puuh (2011)
- Ralph reichts (2012)
- Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (2013)
- Baymax – Riesiges Robowabohu (2014)
- Zoomania (2016)
- Vaiana – Das Paradies hat einen Haken (2016)
- Chaos im Netz (2018)
- Die Eiskönigin II (2019)
- Raya und der letzte Drache (2021)
- Encanto (2021)
- Strange World (2022)
- Wish (2023)