Cinderella lebt als Waise bei ihrer Stiefmutter und deren arbeitsscheuen Töchtern Anastasia und Drizella. Ihre Stiefmutter kann sich nicht damit abfinden, dass ihre eigenen Töchter nicht so hübsch wie Cinderella sind. Sie demütigen sie und drücken ihr unangemessen viel Arbeit auf. Doch eines lässt sie sich nicht nehmen, das Träumen. Sie singt und tanzt trotz ihres Schicksals mit ihren Freunden, den Tieren. Dazu zählen vor allem die zwei kleinen Mäuse Jaques und Karli.
Eines Tages kommt ein Brief aus dem Schloss des Königs, es wird zum Ball geladen. Der König ist auf der Suche nach einer Frau für seinen Sohn, den Prinzen, und jedes heiratsfähige Mädchen habe zu erscheinen. Cinderella möchte ebenfalls auf den Ball, doch ihre Stiefmutter versucht genau das zu verhindern. Sie gibt Cinderella so viel Arbeit, dass sie kaum noch die Möglichkeit hat, ein Kleid für den Ball zu nähen. Doch ihre Freunde, die Mäuse und Vögel, sind sofort zur Stelle und helfen Cinderella.
Der Prinz möchte Cinderella wiedersehen und sogar heiraten, also muss jedes Mädchen im Königreich den Schuh anprobieren. Derjenigen, der der Schuh passt, wird der Prinz sein Jawort geben …
Schneewittchen revisited: Ein schönes junges Mädchen, von der bösen Stiefmutter geknechtet, ist gut zu Mensch und – vor allem – Tier, träumt vom Prinzen, den sie am Ende auch bekommt. Unterschied 1: Das Mädchen ist blond.
Unterschied 2: Die Zeichen- und Maltechnik der Disney-Künstler ist 18 Jahre gereift. Der Film ist ein prachtvolles Farbspektakel mit lebendigen, fröhlichen Charakteren, wunderbaren Chören und einer realistischen finster-bösen Stiefmutter. Schneewittchen kann nichts dafür, aber gegen diesen Film bleibt an dem 1937er-Film lediglich das akademische Etikett Klassiker hängen alles andere ist zu „Cinderella“ weiter gezogen.
Nach einem kurzen, einfühlsamen Prolog, der das Schicksal des einst glücklichen und nach dem Tod des Vaters in Knechtschaft drangsalierten Mädchens erläutert, lernen wir Cinderella am frühen Morgen im Bett kennen, mit Vögeln und Mäusen; und dem ersten Lied. Mit „Ich hab ihn im Traum gesehen“ macht sie uns ihr Lebensziel – „Prinz“ – deutlich und, dass sie herzensgut zu Tieren ist; die danken ihr das, indem sie beim Bettenmachen helfen und ihr beim Duschen das Wasser reichen. Als schließlich die zickigen Stiefschwestern ins Spiel kommen, dreht der Film die Tonlage deutlich runter. Mit Auftreten der diabolischen Stiefmutter hält Moll Einzug in den sonnig begonnenen Film.
Die lange Exposition in Cinderellas Schlafzimmer ist wichtig, weil sie der Ausgangspunkt für zwei parallel laufende Geschichten ist. Das Schicksal Cinderellas kontrastiert und spiegelt das Leben der Mäuse in der Villa, die im ständigen Kampf mit Lucifer, dem verschlagenen Kater, stehen, der verhindern will, dass sie Cinderella in der Hausarbeit, beim Trost spenden unterstützen. Die Szene, in der Vögel und Mäuse tirillierend Cinderellas Ballkleid nähen, weil die zu besonders harter Hausarbeit verdonnert wurde, um sie von des Königs Ball fernzuhalten, ist einer der Höhepunkte im Film.
Während auf Graswurzelhöhe ein sehr witziger Dauerkampf zwischen dem fetten Lucifer und den Mäusen ausbricht, verliebt sich oben der Prinz erwartungsgemäß in Cinderella. Das wiederum führt zu fantastischen Szenen mit der Stiefmutter. Mit viel Liebe zum Detail und für den Effekt schwebt diese Monster-Glucke durch den Film – im Auge nur das Wohl ihrer Töchter (und damit ihres). Holt sie ihre Bosheiten raus, verengen sich ihre grünen Augen zu Schlitzen und ein hüllt ein Schatten ihr Gesicht ein. Eine gefährliche Eleganz.
„Cinderella“ hat Disney gerettet. Das Studio war nahezu pleite nach dem Krieg, während dem man sich mit Übungsfilmen fürs Militär über Wasser gehalten hatte. „Pinochio“ (1940), „Fantasia“ (1940) und „Bambi“ (1942) sind heute Klassiker, fielen damals an der Kinokasse aber durch. Nach Bambi produzierten die Disney Studios vorerst keine weiteren abendfüllenden Filme. Stattdessen widmete sich das Studio Übungsfilmen für den Staat und südamerikanischen Plots („Drei Caballeros im Sambafieber“ (Saludos Amigos), „Drei Caballeros“). Anschließend stellte man kurze Cartoons zu abendfüllenden Programmen zusammen („Make Mine Music“, „Musik, Tanz und Rhythmus“). Tatsächlich war Schneewittchen Walt Disneys letzter großer Kassenknüller, der bis dato gut Geld in die Kassen spülte, aber im Grunde genommen lebten sie von der Hand in den Mund; deshalb entschied sich Walt Disney, mit „Cinderella“ an den erfolgreichen Beginn seiner Spielfilmkarriere anzuknüpfen. Der Stoff hatte ohnehin eine zu lange Studio-Geschichte; manche Drehbücher stammten noch aus den Dreißiger-Jahren. Erst 1948 beschloss Disney endgültig, Cinderella zu drehen.
Kinoproduktionen aus der Reihe "Disneys Meisterwerke" ("Disney‘s Classics")
- Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937)
- Pinocchio (1940)
- Fantasia (1940)
- Dumbo (1941)
- Bambi (1942)
- Saludos Amigos (1943)
- Drei Caballeros (1944)
- Make Mine Music (1946)
- Fröhlich, Frei, Spaß dabei (1947)
- Musik, Tanz und Rhythmus (1948)
- Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte (1949)
- Cinderella (1950)
- Alice im Wunderland (1951)
- Peter Pan (1953)
- Susi und Strolch (1955)
- Dornröschen (1959)
- 101 Dalmatiner (1961)
- Die Hexe und der Zauberer (1963)
- Das Dschungelbuch (1967)
- Aristocats (1970)
- Robin Hood (1973)
- Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh (1977)
- Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei (1977)
- Cap und Capper (1981)
- Taran und der Zauberkessel (1985)
- Basil, der große Mäusedetektiv (1986)
- Oliver & Co. (1988)
- Arielle, die Meerjungfrau (1989)
- Bernard und Bianca im Känguruland (1990)
- Die Schöne und das Biest (1991)
- Aladdin (1992)
- Der König der Löwen (1994)
- Pocahontas (1995)
- Der Glöckner von Notre Dame (1996)
- Hercules (1997)
- Mulan (1998)
- Tarzan (1999)
- Fantasia 2000 (1999)
- Dinosaurier (2000)
- Ein Königreich für ein Lama (2000)
- Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2001)
- Lilo & Stitch (2002)
- Der Schatzplanet (2002)
- Bärenbrüder (2003)
- Die Kühe sind los (2004)
- Himmel und Huhn (2005)
- Triff die Robinsons (2007)
- Bolt – Ein Hund für alle Fälle (2008)
- Küss den Frosch (2009)
- Rapunzel – Neu verföhnt (2010)
- Winnie Puuh (2011)
- Ralph reichts (2012)
- Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (2013)
- Baymax – Riesiges Robowabohu (2014)
- Zoomania (2016)
- Vaiana – Das Paradies hat einen Haken (2016)
- Chaos im Netz (2018)
- Die Eiskönigin II (2019)
- Raya und der letzte Drache (2021)
- Encanto (2021)
- Strange World (2022)