Das schöne, junge Schneewittchen lebt glücklich auf dem Schloss als Dienstmagd am Hof ihres Vaters und dessen zweiter Frau. Sie träumt von einem Prinzen, der einst kommen wird, um sie zu ehelichen. Diese Stiefmutter ist eitel und neidisch, kann den Gedanken, dass ihre Stieftochter einst schöner sein wird als sie, nicht ertragen und beauftragt einen Schergen, das Mädchen draußen im Wald zu meucheln.
Der Jäger tut wie geheißen, bringt den Mord an der unschuldigen Schönheit jedoch nicht übers Herz und lässt sie ins Dunkel des Waldes fliehen.
Die Zwerge staunen nicht schlecht, als sie von der Arbeit in ihrer Edelsteinmine heim kommen und alles sauber und ordentlich – „die Teller sind im Schrank versteckt“ – vorfinden. Quer auf ihren Betten schläft Schneewittchen, die sich erschreckt, als die Zwerge sie wecken. Man freundet sich jedoch schnell an und beschließt, dass die junge Schöne bei den Zwergen wohnen bleiben kann und im Gegenzug den Haushalt führt.
Die böse Stiefmutter hat jedoch durch ihren magischen Spiegel erfahren, dass Schneewittchen noch am Leben ist. Sie verschafft sich durch Magie ein anderes Aussehen, vergiftet einen Apfel und macht sich auf den Weg zur Hütte der Zwerge, wo ihre ahnungslose Stieftochter sie freundlich empfängt und den Apfel annimmt …
„Das ist eine Frau. Und alle Frauen sind böse!“, warnt Brummbär, der immer schlecht gelaunte Zwerg seine sechs Mitbewohner, als er das blasse Mädchen in ihren Betten vorfindet. Hier nimmt dieser Film kurz einen Schlenker in die Literaturgeschichte zu all jenen Frauenfiguren, die vom Baum der Versuchung naschen und den Untergang des Mannes besiegeln. Aber den anderen sechs ist das wurscht, sie lassen sich nicht beirren und bald schon tanzen sie den Schuhplattler in der Hütte im wald mit ihrer neuen Mitbewohnerin.
Der Film ist ein Märchen, aber mit seinen Waldgeistern, der dramatischen Musik und der Bedrohung aus der eigenen Familie kein Kinderkram. Für das Düstere steht die böse Stiefmutter, die mordet, um die Schönste zu bleiben, die gleichzeitig nicht davor zurückschreckt, sich in eine hässlichen alte Hexe mit Warze auf der Nase zu verwandeln, um Schneewittchen unerkannt zu überlisten. In ihrem Kerker liegt das Skelett eines Menschen hinter Gittern, ausgestreckt nach dem Krug Wasser, der um eine Fingerlänge zu weit entfernt steht. „Na, durstig??“ kräht die Böse und tritt dem Skelett den Krug an den Schädel. Bei diesem Teufel wird das ein oder andere Kind unter dem Kinosessel verschwinden; da steht die US-Produktion ganz in der Tradition der Deutschen Romantik. Sie beide, Mädchen und Stiefmutter, bilden das perfekte Yin und Yang.
Schnewittchens Vater spielt in dem Drama keine Rolle. Er taucht erst auf, als Schneewittchen wachgeküsst ist. Männer sind bei Walt Disney strahlende Prinzen ohne Eigenschaften („Singen, immer nur singen“) oder sieben kleinwüchsige Vertreter sieben männlicher Eigenschaften – und der vor Frauen warnende Brummbär behällt Recht. als Schneewittchen ihm auf die Glatze küsst, torkelt er unwillkürlich verliebt, gegen den nächsten Baum und fällt dann ins Wasser.
Frauen sind für Mr. Disney die komplexeren Wesen.
Kinoproduktionen aus der Reihe "Disneys Meisterwerke" ("Disney‘s Classics")
- Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937)
- Pinocchio (1940)
- Fantasia (1940)
- Dumbo (1941)
- Bambi (1942)
- Saludos Amigos (1943)
- Drei Caballeros (1944)
- Make Mine Music (1946)
- Fröhlich, Frei, Spaß dabei (1947)
- Musik, Tanz und Rhythmus (1948)
- Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte (1949)
- Cinderella (1950)
- Alice im Wunderland (1951)
- Peter Pan (1953)
- Susi und Strolch (1955)
- Dornröschen (1959)
- 101 Dalmatiner (1961)
- Die Hexe und der Zauberer (1963)
- Das Dschungelbuch (1967)
- Aristocats (1970)
- Robin Hood (1973)
- Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh (1977)
- Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei (1977)
- Cap und Capper (1981)
- Taran und der Zauberkessel (1985)
- Basil, der große Mäusedetektiv (1986)
- Oliver & Co. (1988)
- Arielle, die Meerjungfrau (1989)
- Bernard und Bianca im Känguruland (1990)
- Die Schöne und das Biest (1991)
- Aladdin (1992)
- Der König der Löwen (1994)
- Pocahontas (1995)
- Der Glöckner von Notre Dame (1996)
- Hercules (1997)
- Mulan (1998)
- Tarzan (1999)
- Fantasia 2000 (1999)
- Dinosaurier (2000)
- Ein Königreich für ein Lama (2000)
- Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2001)
- Lilo & Stitch (2002)
- Der Schatzplanet (2002)
- Bärenbrüder (2003)
- Die Kühe sind los (2004)
- Himmel und Huhn (2005)
- Triff die Robinsons (2007)
- Bolt – Ein Hund für alle Fälle (2008)
- Küss den Frosch (2009)
- Rapunzel – Neu verföhnt (2010)
- Winnie Puuh (2011)
- Ralph reichts (2012)
- Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (2013)
- Baymax – Riesiges Robowabohu (2014)
- Zoomania (2016)
- Vaiana – Das Paradies hat einen Haken (2016)
- Chaos im Netz (2018)
- Die Eiskönigin II (2019)
- Raya und der letzte Drache (2021)
- Encanto (2021)
- Strange World (2022)
- Wish (2023)