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Plakatmotiv: Die Eiskönigin II

Bombastisches Bilderkino
mit furchtbarem Gesang

Titel Die Eiskönigin II
(Frozen II)
Drehbuch Jennifer Lee + Chris Buck + Marc Smith + Kristen Anderson-Lopez + Robert Lopez
Regie Chris Buck & Jennifer Lee, USA 2019
Stimmen

Idina Menzel, Mattea Conforti,  Dina Kürten, Willemijn Verkaik, Frieda Rudolph, Kristen Bell, Hadley Gannaway, Yvonne Greitzke, Pia Allgaier, Hedwig Krämer, Jonathan Groff, Leonhard Mahlich, Josh Gad, Hape Kerkeling, Santino Fontana, Robin Kahnmeyer, Manuel Straube, Evan Rachel Wood, Delaney Rose Stein, Gundi Eberhard, Sabrina Weckerlin, Alfred Molina, Jackson Stein, Bernd Vollbrecht, Martha Plimpton, Isabella Grothe, Rachel Matthews, Lara Trautmann, Jeremy Sisto, Klaus-Dieter Klebsch, Jason Ritter,  Jonas Lauenstein, Sterling K. Brown, Bernd Egger u.a.

aufgeführt sind US-amerikanische und deutsche Synchronsprecher

Genre Animation, Märchen
Filmlänge 103 Minuten
Deutschlandstart
20. November 2019
Inhalt

Als Kinder erfahren Elsa und Anna von ihrem Vater, was sich einst in dem verwunschenen Wald im hohen Norden zugetragen hat. Ihr Großvater König Runeard, der Begründer und erste König von Arendelle, schloss Freundschaft mit dem darin lebenden Stamm der Northuldra und baute einen großen Staudamm.

Bei den Eröffnungsfeierlichkeiten brach ein bewaffneter Streit aus. Dies erzürnte die Geister des Waldes (Erde, Feuer, Luft und Wasser). Seit dieser Zeit versperrt eine Mauer aus Nebel den Weg in den Wald und aus ihm heraus. Während Runeard seitdem verschollen ist, entkam Prinz Agnarr mit der Hilfe eines unbekannten Retters und wurde zum neuen König von Arendelle. Der Nebel ist noch immer da: Niemand kann den Wald betreten oder verlassen. Da die Mädchen nicht genug von diesen Geschichten kriegen können, singt ihnen Königin Iduna noch ein Gute-Nacht-Lied von dem geheimnisvollen Fluss Ahtohallan, der angeblich die Geheimnisse der Vergangenheit kennt.

Drei Jahre nach ihrer Krönung feiert die Eiskönigin Elsa den hereinbrechenden Herbst in ihrem Königreich mit ihrer jüngeren Schwester Anna, dem Schneemann Olaf, mit Kristoff und dessen Rentier Sven. In letzter Zeit hört sie immer wieder eine geheimnisvolle weibliche Singstimme. Während eines Scharadespiels kann sie die Stimme nicht mehr ignorieren. In der Nacht folgt sie der Stimme ins Freie und weckt dabei unbeabsichtigt die Geister auf. So entfesselt, vertreiben die Geister die Bewohner aus der Stadt. Grand Pabble und die Kolonie der Trolle eilen zu Hilfe nach Arendelle. Wie Pabble mitteilt, muss Elsa die Dinge in Ordnung bringen, indem sie die Wahrheit über die Vergangenheit des Königreichs herausfindet. Daraus folgert Elsa, dass sie der Stimme folgen muss, die sie immer hört.

Gemeinsam machen sie sich auf die Reise in den verwunschenen Wald. Durch Elsas Magie können sie den Nebel durchqueren. Der Geist des Windes erscheint in Form eines Tornados, den Elsa zum Stillstand bringt, indem sie Schneeschauer erzeugt. So entstehen Skulpturen aus Eis, die Situationen aus der Vergangenheit von Elsas Vater Agnarr darstellen. Eine Eisskulptur stellt dar, dass Königin Iduna eine Angehörige der Northuldra war. Sie war es, die Agnarr gerettet hat.

Im Wald stehen sich die Northuldra und Soldaten aus Arendelle gegenüber, die immer noch gegeneinander kämpfen. Elsa und Anna vermitteln einen Waffenstillstand. Als sich der Geist des Feuers bemerkbar macht, entdeckt Elsa, dass sich dahinter ein kleiner magischer Salamander verbirgt. Sie kann ihn besänftigen. Später erfährt Elsa, dass es noch einen fünften Geist gibt, der die Menschen und den Zauber der Natur verbindet.

Diesen Geist muss Elsa finden – hoch im Norden …

Was zu sagen wäre

Wer sich mit der Natur anlegt, der wird Sturmfluten ernten. Das ist, grob gesagt, die Botschaft dieser Fortsetzung des erfolgreichsten Disney-Trickfilms der Kinogeschichte. Da geht eine friedliche Kontaktaufnahme zwischen dem Königreich Arendelle – vulgo: den Menschen – und einem nach den Gesetzen der Natur lebenden Volk im Wald grässlich schief, und wer die Disneyfilme der zurückliegenden Jahre gesehen hat, ahnt schon, wo der Verursacher des martialischen Streits und der Tragödie um den verwunschenen Wald zu finden ist: ein dicker, alter, weißer Mann mit blonden Haaren, der zwar keine Mauer zwischen ihm und den Nachbarn errichtet. Der aber mit seinem aggressiven Akt die Geister des Waldes in Rage versetzt, die daraufhin den Wald mit einem unüberwindbaren Nebel umhüllen.

Die Sei-eins-mit-der-Natur-Botschaft ist eine, die die Disney-Studios in ihren Trickfilmen gerne erzählen, und das in "Frozen II" mit der Aufarbeitung der US-Geschichte gegen die Indianer verknüpfen. Die andere – „Folge Deiner Bestimmung“ – ist ewiges Mantra dieser Filme. Diesmal muss diese Bestimmungssuche etwas umständlich eingeleitet werden und weil auch wieder ausführlich gesungen wird, zieht sich der erste Akt in die Länge und lebt vor allem von den bekannten Figuren – vor allem natürlich von Schneemann Olaf, diesem unverwüstlichen Optimisten. Der Gesang gehört zur "Eiskönigin" wie der Blick in die Kindheit der Prinzessinnen zu Beginn des Films oder Olafs geplapperte Zusammenfassung des bisherigen Handlungsaublaufs.

Der deutsche Gesang ist ordentlich, aber gesungener Text und Körperhaltung passen da oft nicht zusammen, so wie auch Text und Melodie so asynchron wirken wie die Lippenbewegungen der Singenden. Schaut man sich den Film im Original an, ist das alles halb so wild. Da fügt sich der Gesang organisch in den Film. In deutscher Synchro stört er. Dafür sind, auch das gehört zur "Eiskönigin"-Tradition, die Bilderwelten umso prachtvoller.

Wie schon das Original ist "Die Eiskönigin II" ein Frauenfilm, in dem Männer charmant dämlich, unbekümmert naiv, Untergebene oder Krieg treibende Verbrecher sind. Und als Königin Elsa auf einem Straßenfest Wünsche von Kindern in Eisskulpturen verwandelt, wünscht sich ein Junge einen Schneemann und ein Mädchen einen Sextanten.

Die Autoren haben sich viel Mühe gegeben, dieser Fortsetzung einen stimmigen Grund zu geben. Zwingend ist die Fortsetzung, jedenfalls in erzählerischer Hinsicht, nicht. Das kann man an Kristoff und seinem Rentier Sven beobachten. Beide spielen für die Handlung keine Rolle. Im ersten Teil konnte er Anna noch mit seinem Wagen aushelfen und ihr in gefährlichen Situationen ein wenig zur Hand gehen. Hier ist seine Rolle nun auf den verliebten Jungen beschränkt, der so ungeschickt ist, dass er einen Heiratsantrag an Anna nach dem anderen versammelt und deshalb von Sven ein wenig gefoppt wird; beide laufen neben der Story her, nicht mit ihr.

Diesmal braucht vor allem Elsa eine neue Bestimmung. Vor sechs Jahren war es ja eher Anna, die ihrer Bestimmung folgte, nämlich ihre große Schwester zu retten, auf dass die das Königreich zu neuer Blüte führe. Und Elsa musst mit ihren Kräften klar kommen und akzeptieren lernen, dass sie halt anders ist als die anderen. Weil es sich um ein Märchen – ein bisschen nach der Vorlage des Hans-Christian-Andersen-Märchens – handelt, galt das als einigermaßen normal.

Jetzt also muss eine neue Bestimmung her und nun erzählen die Disney-Studios, die mit ihren Marvel-Superhelden zwischenzeitlich viel Erfahrung gesammelt haben, eine Art Origin-Story zu Elsa, die nun auch zunehmend wie eine die Welt rettende Superheldin wirkt; wir erfahren, warum sie überhaupt ihre eisigen Zauberkräfte hat und wofür sie sie einsetzen soll. Und dass es da diesen abgelegenen Landesteil im Königreich gibt, in dem das Naturvolk der Northuldra lebt, welches eben vor vielen Jahren ein schreckliches Schicksal erlitt. Elsas Bestimmung ist es, sich selbst zu erkennen und damit die Northuldra zu befreien. Das ist ein ehrbares Ziel, auch, dass der uramerikanische Disneykonzern sich halbwegs kritisch mit den Kriegen der Weißen gegen die Indianer auseinandersetzt, ist beachtenswert.

Aber so, wie die Mickey Mäuse nach ihren zahlreichen Studiozukäufen mittlerweile alle Geschmäcker, alle Kulturen und alle Geschlechter mit ihren so unterschiedlichen Filmprodukten befriedigen können, also sozusagen jeden Weltenbürger freundlich umarmen, so funktioniert auch die Befreiung der Northuldra. Denn natürlich soll das Naturvolk unter der Herrschaft Arendelles leben. In freundlicher (aber fester) Umarmung der gütigen, gerechten Königin. Den Lauf der Handlung beeinflussen die Northuldra nicht; sie bilden lediglich die exotischen Staffage und liefern die Idee für einen raumgreifenden Heiratsantrag. Denn sie laufen neben der Handlung her, und da haben sie Kristoff gefunden, den verliebten Stoffel.

"Frozen II" ist wunderschönes Bilderkino mit gut gelaunten Olaf-Momenten, und auf dem Höhepunkt – in den Disney-Studios arbeiten halt die Besten der Profis – liefert er Gänsehautkino. Aber draußen, nach dem Kino ist die Gänsehaut bald wieder weg; im Bauch bleibt ein netter Film mit scheußlichen Gesangseinlagen.

Wertung: 5 von 8 €uro
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