Der Film begleitet den an unheilbarem Krebs erkrankten Regisseur Nicholas Ray. Bekanntheit erlangte Ray in den 1950ern mit dem Film … denn sie wissen nicht, was sie tun. Der deutsche Regisseur Wim Wenders besuchte den schwerkranken Ray in New York City und hielt dessen Sterbeprozess mit der Kamera fest. Der Film ist eine Zusammensetzung aus Dokumentarelementen und Spielfilmszenen. Der Film endet nach Rays Tod.
„Gibt es das, dass die Wiedergabe Kunst ist und dann wieder nicht, die Wirklichkeit Einbildung oder nicht? Die Wirklichkeit kann für einen Verrückten, was manche die perfekte Anpassung an unsere Gesellschaft nennen, eine völlige Fantasiewelt sein.“ Ein Regisseur großer Filme aus dem Kanon des westlichen Kinos stirbt und ein Regisseur des jungen deutschen Films begleitet das Sterben. Heraus kommt die Fiktion einer Dokumentation, die dokumentiert, wie der letzte Film des Sterbenden entsteht.
Nicholas Ray hat so ein paar Filme für die Ewigkeit gedreht: 1955 … denn sie wissen nicht, was sie tun etwa oder Johnny Guitar – Wenn Frauen hassen (1954). Wim Wenders hat ihn bei den Dreharbeiten von Wenders Film Der amerikanische Freund (1977) kennengelernt, in dem Ray die Rolle des Malers Derwatt spielte. Sie freundeten sich an, es war eine Mentor-Schüler-Beziehung, es trennen sie 34 Jahre, Ray ist Jahrgang 1911. Der vorliegende Film ist eine Mischung aus real dokumentierten Szenen, nachgespielten Szenen und inszenierten Szenen; er folgt dem Wunsch des Sterbenden, noch einen letzten Film zu drehen.
Aus dem Off kommentiert Wenders seine Befindlichkeit als die eines Filmemachers, der seinen Freund beim Sterben begleitet und dabei zunehmend nur noch an Einstellungsgrößen, Lampenmaterial und Kamerapositionen denkt. Im Kinosessel wirkt das, als sei Wender in seinem Element. Drehbücher scheinen ihm ein Tort des GottSeiBeiUns zu sein. Seine Filme wirken häufig, als habe man am Set improvisiert, einfach die Kamera laufen lassen und gesehen, was passiert. In "Lightning Over Water", der so heißt, weil Ray schon ein Treatment für einen Film mit diesem Titel in der Schublade hatte, ist das ähnlich, aber konterkariert durch eben die Notwendigkeit, das auf nichts außer den Tod zulaufende Material so zu verarbeiten, dass ein Kinofilm daraus entsteht.
90 Minuten sind wir Teil der Nicholas-Ray-Combo, bekommen Einblicke in das Lebensgefühl New Yorker Filmleute und in die Philosophie des Kinos. Ein tierschürfendes Porträt Nicholas Rays bekommen wir nicht. Aber einen Eindruck vom Menschen und Filmemacher Ray: „Je näher ich meinem Ende komme“, sagt er in einer Vorlesung und meint das Ende der Dreharbeiten, „umso mehr möchte ich meinen Anfang wieder umschreiben. Und gewöhnlich hat auf der letzten Seite das Finale den Anfang neu bestimmt.“
Wenders sagte zu der Entstehung des Films: „Nick hat mir von seiner Krebserkrankung erzählt. Er wusste, daß er unheilbar krank war. Er wollte arbeitend sterben. Unser gemeinsamer Film war ein Versuch, dem Krebs etwas entgegen zu setzen, eine Sterbebegleitung, bei der auch ein Film entstanden ist. Aber wir alle, die diese letzte Reise mit Nick gemeinsam gemacht haben, hätten dies auch ohne Film in der Kamera getan.“
Der Film entstand in nur wenigen Wochen. Bei der Umsetzung setzte Wenders zum ersten Mal auch VHS ein. Wenders wollte mit den wackligen VHS-Bildern die Wahrheit betonen, im Gegensatz zu den gut ausgeleuchteten 35-mm-Film-Aufnahmen, die auch Teil des Films sind.
Die Kinofilme von Wim Wenders

Wenders sieht sich als „der Reisende und dann erst Regisseur oder Fotograf“. Von 1991 bis 1996 war Wenders Vorsitzender der Europäischen Filmakademie und ist seither deren Präsident. Außerdem war er von 2002 bis 2017 Professor für Film an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 2020 erschien die Dokumentation Wim Wenders, Desperado von Eric Friedler und Andreas "Campino" Frege, in der die Filmemacher die Ambivalenz zwischen europäischem und amerikanischem Kino (Wenders' Traumland) am Beispiel von Wim Wenders und Francis Ford Coppola analysieren.
- Summer in the City (1970)
- Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1972)
- Der scharlachrote Buchstabe (1973)
- Alice in den Städten (1974)
- Falsche Bewegung (1975)
- Im Lauf der Zeit (1976)
- Der amerikanische Freund (1977)
- Nick's Film – Lightning Over Water (1980)
- Hammett (1982)
- Der Stand der Dinge (1982)
- Paris, Texas (1984)
- Tokyo-Ga (1985)
- Himmel über Berlin (1987)
- Yamamoto – Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten (1989)
- Bis ans Ende der Welt (1991)
- In weiter Ferne, so nah! (1993)
- Lisbon Story (1994)
- Die Gebrüder Skladanowsky (1995)
- Am Ende der Gewalt (1997)
- Buena Vista Social Club (1999)
- The Million Dollar Hotel (2000)
- Viel passiert – Der BAP-Film (2002)
- Land of Plenty (2004)
- Don't come knocking (2005)
- Palermo Shooting (2008)
- Pina – tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren (2011)
- Das Salz der Erde (2015)
- Every Thing will be fine (2015)
- Die schönen Tage von Aranjuez (2016)
- Grenzenlos (2017)
- Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes (2018)