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Plakatmotiv: Nick's Film – Lightning Over Water (1980)

Dokumentation? Spielfilm? Jedenfalls
ein klassischer Wim-Wenders-Film!

Titel Nick's Film – Lightning Over Water
(Lightning Over Water)
Drehbuch Nicholas Ray & Wim Wenders
Regie Nicholas Ray + Wim Wenders, Schweden, BRD 1980
Genre Dokumentation
Filmlänge 91 Minuten
Deutschlandstart
13. Februar 1981
Website wimwendersstiftung.de
Inhalt

Der Film begleitet den an unheilbarem Krebs erkrankten Regisseur Nicholas Ray. Bekanntheit erlangte Ray in den 1950ern mit dem Film … denn sie wissen nicht, was sie tun. Der deutsche Regisseur Wim Wenders besuchte den schwerkranken Ray in New York City und hielt dessen Sterbeprozess mit der Kamera fest. Der Film ist eine Zusammensetzung aus Dokumentarelementen und Spielfilmszenen. Der Film endet nach Rays Tod.

Was zu sagen wäre

Gibt es das, dass die Wiedergabe Kunst ist und dann wieder nicht, die Wirklichkeit Einbildung oder nicht? Die Wirklichkeit kann für einen Verrückten, was manche die perfekte Anpassung an unsere Gesellschaft nennen, eine völlige Fantasiewelt sein.“ Ein Regisseur großer Filme aus dem Kanon des westlichen Kinos stirbt und ein Regisseur des jungen deutschen Films begleitet das Sterben. Plakatmotiv: Nick's Film – Lightning Over Water (1980) Heraus kommt die Fiktion einer Dokumentation, die dokumentiert, wie der letzte Film des Sterbenden entsteht.

Nicholas Ray hat so ein paar Filme für die Ewigkeit gedreht: 1963 55 Tage in Peking etwa, 1955, … denn sie wissen nicht, was sie tun, oder Johnny Guitar – Wenn Frauen hassen (1954). Wim Wenders hat ihn bei den Dreharbeiten von Wenders' Film Der amerikanische Freund (1977) kennengelernt, in dem Ray die Rolle des Malers Derwatt spielte. Sie freundeten sich an, es war eine Mentor-Schüler-Beziehung, es trennen sie 34 Jahre, Ray ist Jahrgang 1911. Der vorliegende Film ist eine Mischung aus real dokumentierten Szenen, nachgespielten Szenen und inszenierten Szenen; er folgt dem Wunsch des Sterbenden, noch einen letzten Film zu drehen.

Aus dem Off kommentiert Wenders seine Befindlichkeit als die eines Filmemachers, der seinen Freund beim Sterben begleitet und dabei zunehmend nur noch an Einstellungsgrößen, Lampenmaterial und Kamerapositionen denkt. Im Kinosessel wirkt das, als sei Wender in seinem Element. Drehbücher scheinen ihm ein Tort des GottSeiBeiUns zu sein. Seine Filme wirken häufig, als habe man am Set improvisiert, einfach die Kamera laufen lassen und gesehen, was passiert. In "Lightning Over Water", der so heißt, weil Ray schon ein Treatment für einen Film mit diesem Titel in der Schublade hatte, ist das ähnlich, aber konterkariert durch eben die Notwendigkeit, das auf nichts außer den Tod zulaufende Material so zu verarbeiten, dass ein Kinofilm daraus entsteht.

90 Minuten sind wir Teil der Nicholas-Ray-Combo, bekommen Einblicke in das Lebensgefühl New Yorker Filmleute und in die Philosophie des Kinos. Ein tierschürfendes Porträt Nicholas Rays bekommen wir nicht. Aber einen Eindruck vom Menschen und Filmemacher Ray: „Je näher ich meinem Ende komme“, sagt er in einer Vorlesung und meint das Ende der Dreharbeiten, „umso mehr möchte ich meinen Anfang wieder umschreiben. Und gewöhnlich hat auf der letzten Seite das Finale den Anfang neu bestimmt.

Wertung: 5 von 9 D-Mark
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