Wim Wenders dreht im Jubiläumsjahr des Kinos mit Studenten der HFF München eine Hommage an die Gebrüder Skladanowsky, die im Jahre 1895 im Wintergarten in Berlin ihre Kurzfilme zeigten, die zusammen mit der Präsentation der Gebrüder Lumière in Paris die Geburtsstunde des Kinos markierten. Wenige Wochen, bevor die Gebrüder Lumière ihren "Cinematografen" präsentierten, zeigten Max, Emil und Eugen Skladanowsky schon auf ihrem Projektionsapparat "Bioscop" bewegte Bilder vor Publikum.
Aber die Lumières hatten einfach die ausgereiftere Technik …
In Zusammenarbeit mit Studenten der Münchner Filmhochschule HFF inszeniert Wim Wenders eine Mischung aus Dokumentarfilm und Fiktion über die Filmpioniere Max, Emil und Eugen Skladanowsky. Die Filmschaffenden griffen für ihren Film über die Entstehung des Kinos recht authentisch für die schwarz-weißen historischen Szenen auf eine Handkurbelkamera aus der Stummfilmzeit zurück.
Es ist ein rührender Film, dem man den Enthusiasmus und die Freude seiner Macher ansieht. Die schwarz-weiße, slapstickartige Aufmachung des Films durch die Handkurbelkamera gibt dem Film, der ja immerhin spannende, authentische Filmwirtschaftsgeschichte erzählt, eine entspannte Atmosphäre. Doku-Spielfilme, wie sie die ARD etwa zeigen würde, können den Elan, die Innovation der Erfinder von damals nicht so gut transportieren, wie die Kurbelkamera.
Und natürlich haben die HFF-Studenten in Lucie Hürtgen-Skladanowsky einen echten Knaller als Hauptfigur aufzubieten: die 91-jährige Tochter von Erfinder Max – seine jüngste Tochter, Jahrgang 1904. Lucie kommentiert locker, hellwach und witzig die Fotos aus jener fernen Zeit, die ihr Wenders und seine Studenten hinhalten. Und sie darf am Ende den Film, den wir alle gerade gesehen haben, kommentieren: „Wie fanden Sie denn unseren Film?“ „Naja, die Liebesgeschichte mit Onkel Emil …wie sagt man dazu … künstlerische Freiheit, nich, beim Drehen? Dit andere war ziemlich authentisch.“ Dem ist eigentlich an dieser Stelle nichts hinzuzufügen.
Diesen Film hat Wim Wenders zusammen mit Absolventen der Filmhochschule München geschrieben und gedreht. Weil das hundertste Jubiläum des Kinos anstand, wollte man gemeinsam einen Film zu diesem Anlass machen. Und der sollte von den Anfängen des Kinos in Deutschland handeln, wo die Gebrüder Skladanowsky 1895, noch ein paar Wochen vor den Lumière-Brüdern in Frankreich, ihr "Bioskop" öffentlich aufführten. Im Gegensatz zu den Erfindern des "Cinematographen" waren die Skladanowskys keine Erfinder und keine vermögenden Industriellen, sondern kamen aus dem Variété und dem Schau-Geschäft.
Sie erfanden „bewegte Bilder“ auf ihre ganz eigene, einfache, poetische, liebenswerte und in der Tat ziemlich undeutsche Art und Weise. Der Film beginnt 1895 und endet in der Gegenwart, 1996, mit Max Skladanowskys jüngster Tochter Lucie, die ihren Vater und die frühen Tage des Kinos noch gut in Erinnerung hat.
Der Film ist in drei Akte unterteilt. Die ersten beiden spielen 1895, der dritte in der Gegenwart 1995. Zudem wird dem Zuschauer in den ersten beiden Akten ein Erzähler zur Seite gestellt, der das Geschehen aus dem Off kommentiert. Der erste Akt wird aus der Sicht der kleinen Gertrud, Tochter von Max Skladanowsky, erzählt, der zweite aus der Sicht von Max Skladanowsky, wobei hier die Stimme von Rolf Zacher zu hören ist.
Die Kinofilme von Wim Wenders

Wenders sieht sich als „der Reisende und dann erst Regisseur oder Fotograf“. Von 1991 bis 1996 war Wenders Vorsitzender der Europäischen Filmakademie und ist seither deren Präsident. Außerdem war er von 2002 bis 2017 Professor für Film an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 2020 erschien die Dokumentation Wim Wenders, Desperado von Eric Friedler und Andreas "Campino" Frege, in der die Filmemacher die Ambivalenz zwischen europäischem und amerikanischem Kino (Wenders' Traumland) am Beispiel von Wim Wenders und Francis Ford Coppola analysieren.
- Summer in the City (1970)
- Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1972)
- Der scharlachrote Buchstabe (1973)
- Alice in den Städten (1974)
- Falsche Bewegung (1975)
- Im Lauf der Zeit (1976)
- Der amerikanische Freund (1977)
- Nick's Film – Lightning Over Water (1980)
- Hammett (1982)
- Der Stand der Dinge (1982)
- Paris, Texas (1984)
- Tokyo-Ga (1985)
- Himmel über Berlin (1987)
- Yamamoto – Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten (1989)
- Bis ans Ende der Welt (1991)
- In weiter Ferne, so nah! (1993)
- Lisbon Story (1994)
- Die Gebrüder Skladanowsky (1995)
- Am Ende der Gewalt (1997)
- Buena Vista Social Club (1999)
- The Million Dollar Hotel (2000)
- Viel passiert – Der BAP-Film (2002)
- Land of Plenty (2004)
- Don't come knocking (2005)
- Palermo Shooting (2008)
- Pina – tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren (2011)
- Das Salz der Erde (2015)
- Every Thing will be fine (2015)
- Die schönen Tage von Aranjuez (2016)
- Grenzenlos (2017)
- Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes (2018)