Live in Concert: BAP! 1981 feiern sie bei ihrem ersten Auftritt im WDR-ROCKPALAST den überregionalen Durchbruch. Die einstige Garagenband, die sich jahrelang nur traf, „um einen Bierkasten leerzuproben”, hat es geschafft – mit dem dritten Album "Für Usszeschnigge", mit Rock 'n' Roll, mit kölschen Texten ganz an die Spitze.
20 Jahre sind seither vergangen. An einem kalten Frühjahrsabend findet Wolfgang Niedecken, Gründer, Sänger, Texter und Anführer von BAP, den Weg in die Lichtburg in Essen, einem über 70 Jahre alten Kinoprunkpalast aus der Zeit zwischen den Weltkriegen. Die Vergangenheit ist hier Gegenwart. Man spürt förmlich die Geschichte dieses Ortes, wo Filmvorführer und Platzanweiserin mythische Figuren waren. Auf der Bühne sitzt Wolf Biermann und spielt eines seiner Lieder.
Im November 1976 hatte der Dissident und Systemkritiker aus der DDR in der Kölner Sporthalle nach jahrelangem Auftrittsverbot in seiner Wahlheimat sein ersten Konzert gespielt – und zwei Tage danach erfahren, dass ihm in seiner Abwesenheit die Staatsangehörigkeit aberkannt worden war; Heimreise unmöglich. Zum gleichen Zeitpunkt rätselt Wolfgang Niedecken beim Proben mit seiner Band zwischen Coverversionen seiner Vorbilder Bob Dylan und Neil Young, dass es doch hinzukriegen sein müsste, die ursprüngliche Energie des Rock 'n' Roll mit Texten auf Kölsch zu verbinden.
Jetzt steht BAP selbst auf der Bühne der Lichtburg. Niedecken ist nachdenklicher Beobachter …
Schwere Kost. BAPs Texte zu verstehen fällt mir als gebürtigem Kölner und BAP-Fan der ersten Stunde nicht schwer. Diesen Film zu durchdringen indes schon. Nicht, dass der Song "Kristallnaach" schwer entzifferbare Zeilen beinhaltet, die sich mir nicht auf Anhieb erschließen – Kryptisches kann Band-Leader Wolfgang "BAP" Niedecken schon auch. Aber Wim Wenders legt noch eine Schippe drauf und lässt die erwartete Dokumentation zu einem Vexierspiel werden.
Mit einer Kollage aus aktuellen Konzertaufnahmen und seltenen Archivbildern, angereichert mit Niedeckens Texten und Kommentaren sowie Gastauftritten von Wolf Biermann, Marie Bäumer (Der Schuh des Manitu – 2001), Joachim Król ("Der bewegte Mann" – 1994) und der Rockband Anger 77, entsteht das Porträt einer Band, die seit zwei Jahrzehnten mit Kölsch–Rock in den oberen Rängen der Charts mitspielt.
Eine irgendwie launige Reise durch die Geschichte der diversen BAP-Formationen, die – typisch Wim Wenders – sehr verklausuliert daher kommt, kommentiert aus dem Off vom brummelnden Bass Niedeckens. Amüsant ist das Gespräch des Nobelpreisträgers Heinrich Böll mit Niedecken über das Kölsche in dessen Liedern und das Kölsche im Kölschen.
Ein Großteil der Musik kommt von den jüngsten Alben der Band. Auf Songs von "… rockt andere kölsche Leeder" wartet man vergeblich, von "Affjetaut" gibt es immerhin "Helfe kann dir keiner".
Die Trackliste des Films
- Koot vüür Aach
- Big Band Intro
- Vum donnernde Lääve
- Amerika
- Nix wie bessher
- Waterloo Sunset
- Waschsalon
- Für 'ne Moment / FC jeff Jas
- Die Moritat vun Jan un Griet
- Arsch huh, Zäng ussenander
- Tryptichon
- Vüür Johr un Daach
- Verdamp lang her
- Helfe kann dir keiner Liebesleed
- Hundertmohl
- Deshalv spille mer he
- Leechterkette locke
- Jede Draum jedräump
- Aff un zo
- Istanbul
- Vill passiert
- sickher
- Schluss, Aus, Okay
- Wat 'e Johr !
Die Kinofilme von Wim Wenders
Wilhelm Ernst "Wim" Wenders ist ein deutscher Regisseur und Fotograf. Zusammen mit anderen Autorenfilmern des Neuen Deutschen Films gründete er 1971 den Filmverlag der Autoren. Mit Filmen wie Paris, Texas oder Himmel über Berlin erreichte er ab den 1980er Jahren weltweite Bekanntheit.
Wenders sieht sich als „der Reisende und dann erst Regisseur oder Fotograf“. Von 1991 bis 1996 war Wenders Vorsitzender der Europäischen Filmakademie und ist seither deren Präsident. Außerdem war er von 2002 bis 2017 Professor für Film an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 2020 erschien die Dokumentation Wim Wenders, Desperado von Eric Friedler und Andreas "Campino" Frege, in der die Filmemacher die Ambivalenz zwischen europäischem und amerikanischem Kino (Wenders' Traumland) am Beispiel von Wim Wenders und Francis Ford Coppola analysieren.
- Summer in the City (1970)
- Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1972)
- Der scharlachrote Buchstabe (1973)
- Alice in den Städten (1974)
- Falsche Bewegung (1975)
- Im Lauf der Zeit (1976)
- Der amerikanische Freund (1977)
- Nick's Film – Lightning Over Water (1980)
- Hammett (1982)
- Der Stand der Dinge (1982)
- Paris, Texas (1984)
- Tokyo-Ga (1985)
- Himmel über Berlin (1987)
- Yamamoto – Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten (1989)
- Bis ans Ende der Welt (1991)
- In weiter Ferne, so nah! (1993)
- Lisbon Story (1994)
- Die Gebrüder Skladanowsky (1995)
- Am Ende der Gewalt (1997)
- Buena Vista Social Club (1999)
- The Million Dollar Hotel (2000)
- Viel passiert – Der BAP-Film (2002)
- Land of Plenty (2004)
- Don't come knocking (2005)
- Palermo Shooting (2008)
- Pina – tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren (2011)
- Das Salz der Erde (2015)
- Every Thing will be fine (2015)
- Die schönen Tage von Aranjuez (2016)
- Grenzenlos (2017)
- Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes (2018)
- Anselm – Das Rauschen der Zeit (2023)
- Perfect Days (2023)