Abahachi, Häuptling der Apachen, nimmt bei den Schoschonen einen Kredit auf, um seinem Stamm der Apachen ein Stammlokal zu finanzieren.
Als der Deal mit dem edlen Immobilienmakler Santa Maria – der sich als wenig seriös entpuppt – schief läuft, steht Abahachi zusammen mit seinem Blutsbruder Ranger auf der Abschussliste des Indianerstammes und wieder mal am Marterpfahl. Während die Schoschonen zum Krieg aufrüsten, Blutsbruder Ranger neben ihm am Pfahl motzt, dass er es leid sei, alle zwei Tage irgendwo gefesselt herumzustehen und den Rest der Zeit mit sinnlosem Anschleichen totzuschlagen, erinnert sich Abahachi an einen Schatz, mit dem er seine finanziellen Schulden begleichen könnte.
Nur leider hat er die Karte zum Versteck im Rausch mit drei anderen geteilt.
So macht er sich mit Blutsbruder Ranger auf den Weg zur Beauty-Farm Puder-Rosa seines schwulen Zwillingsbruders Winnetouch, der nicht nur ein Viertel der Karte hat, sondern auch zu berichten weiß, wer die beiden anderen Kartenstückbesitzer sind: „der Grieche und die Uschi”. Leider kommt ihnen Santa Maria in die Quere, der auch ganz scharf ist auf den Schatz …
Wohin die filmische Reise geht, ist nach 30 Sekunden klar. Da hat der seriöse Off-Erzähler erzählt, dass dem Apachenhäuptling Abahachi an einem unbeschrankten Bahnübergang von Ranger das Leben gerettet worden ist, was nun die Blutsbrüderschafft der beiden erfordert. Schnitt. Beide stehen sich gegenüber, die Musik schwillt dramatisch, aber Ranger weiß nicht, was er zu tun hat, also greift Abahachi dessen Hand und schneidet ihm in den Daumen. „Au…!“ schreit darauf Ranger, „sag mal, spinnst Du!?“ und haut Abahachi einen auf die Zwölf.
Und so geht das dann weiter: Während die Kamera durch ein Indianerdorf gleitet, hören wir im Hintergrund einer Fußballübertragung zu, während vorne eine alte Frau mit einem Rollator aus Bambus das Bild durchquert und sich mit einem ungeduldigen Dorfbewohner streitet – in indianisch mit Untertiteln.
Michael Bully Herbig hat die Pubertät des Privatfernsehens für sich zu nutzen gewusst und mit der "Bullyparade" bei Pro7 einen mehrjährigen Klassiker geschaffen. Die Quoten waren weniger originell als die Witze, aber um diese ging es. Herbig und seine … ja, was eigentlich? Kumpels, Freunde, Kollegen sind gut darin, den Witz im filmischen Alltag zu finden. Das klingt zunächst einmal albern, weil das im US-Kino doch dauernd passiert, siehe kürzlich erst Die nackte Kanone. Aber es passiert eben nie im deutschen Kino, das sich entweder in unterkomplexen romantischen Komödien verliert (Stadtgespräch – 1995, "Irren ist männlich" – 1996) oder in bedeutungsschwerem Intellekt. Herbig, den alle "Bully" nennen, löst sich davon und konzentriert sich auf das wirkliche Erbe deutscher Kinogänger, die in den 60er Jahren geboren worden sind: Winnetou! Und sein Blutsbruder Old Shatterhand.
Bully führt sie ein als Abahachi und Ranger und lässt sie erst einmal am Marterpfahl streiten wie zwei Beamte, die seit zwanzig Jahren dasselbe Büro teilen: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden!“, sagt Ranger am Marterpfahl. „Warum?“ fragt kleinlaut Abahachi. „Ist Dir eigentlich klar, was wir den ganzen Tag machen? Grundloses Anschleichen, stundenlanges Spuren lesen und völlig sinnlos nebeneinander her reiten.“ So ein Dialog wäre für eine deutsche Komödie schon lustig, das Publikum wäre zufrieden. Aber Herbig und seine Autoren beherrschen die Kunst des Noch-einen-Draufsetzens: „Das nennst Du reiten, was Du da machst?“, zickt also Abahachi zurück und das Publikum johlt. Das Timing sitzt, Herbig und sein Kompagnon Christian Tramitz können sich auf mehrjährige Blödelerfahrung in ebenjener Bullyparade verlassen, in der Abahachi und Ranger immer schon Bestandteil der Sketche waren.
Der Schurke im Stück ist ein Santa Maria, dessen Name an Mario Adorfs skrupellosen Oberschurken Santer aus dem ersten Winnetou-Film erinnert. Santa führt seine Truppe wie ein paar Schüler beim Klassenausflug: „Jetzt gehen wir alle nochmal aufs Klo. Und dann geht's los.“ Sky Dumont (Eyes Wide Shut – 1999) spielt den Santa mit der süffisanten Grandezza eines verarmten Adligen, der sich immer noch auf seine Diener verlassen kann: „Ist es nicht schön, nach Hause zu kommen und zu wissen, da ist Jemand, der auf Dich wartet. Es duftet nach frischem Kaffee, kross gebackenem Speck; und irgendwo in der Ferne … singt der Wolf sein einsames Lied.“ … worauf wir den Schattenriss eines Wolfs vor dem vollen Mond sehen, der Strangers in the Night singt und von einem genervten Anwohner erschossen wird. Santas Mörderbande hat derweil ganz andere Probleme, weil Mitglied John nicht mit auf Raubzug war, weil Santa Maria ihn zum Mittagsschlaf verdonnert hatte: „Was für'n Arschloch! John hat aus meinem Becherchen getrunken.“ „John hat in meinem Bettchen geschlafen.“ „John hat sich meinen Kugelschreiber in den Popo gesteckt.“ Auch hier wieder das im deutschen Kino bislang unbeachtete Rezept, auf den Aha-Gag noch eine Punchline draufzusetzen.
Der eitle Schurke in diesem Film träumt von zwei Dingen: viel Geld und schöne Frauen. Und selbst aus diesem simplen Klischee zieht Herbig Nektar: „In Kürze bin ich der reichste Mann im Wilden Westen. Ich könnte Dich zu meiner Frau nehmen“, sagt also der Schurke zur entführten Saloon-Schönheit. Und die antwortet ratlos: „Was soll ich denn bei Deiner Frau?“ Diese Art von Komik: „Aber Du hast immer gesagt, wenn wir mal groß sind …“, verzweifelt Abahachi an Uschi und die antwortet: „Aber 1,69 ist nicht groß.“
Ich ahnte, dass es im "Schuh des Manitu" ganz lustig werden könnte. Dass Bully aber eine deutsche Version der Nackten Kanone gelingt, ich also tatsächlich 75 von den 87 Filmminuten gelacht habe, hätte ich nicht gedacht. Weil ich dem deutschen Kino leichtfertig seinen Willen zur Professionalität abgesprochen habe. Michael Herbig ist aber nicht nur ein Filmfan, der unendlich viele Vorbilder zitieren kann ("Erkan & Stefan"). Er ist auch ein Profi darin, die Lehren aus diesen Vorbildern für seinen Film zu nutzen.
"Der Schuh des Manitu" markiert die überraschende Erkenntnis, dass es in Deutschland Produzenten gibt (Constantin Film), die auf Herz und Bauch der Kreativen hören, weil diese sich auf die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Produzenten einlassen. Einfach gesagt: Hier ziehen Kreative und Finanziers an einem Strang. Und gewinnen.
24 Jahre später dreht Michael Bully Herbig eine Fortsetzung seiner Karl-May-Parodie: Das Kanu des Manitu (2025)