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Plakatmotiv: Die nackte Kanone (1988)

Das Kino seziert seine TV-Konkurrenten
und entdeckt allerlei komische Machismen

Titel Die nackte Kanone
(The Naked Gun: From the Files of Police Squad!)
Drehbuch Jerry Zucker & Jim Abrahams & David Zucker & Pat Proft
nach der TV-Serie "Police Quad" von Jim Abrahams & David Zucker & Jerry Zucker
Regie David Zucker, USA 1988
Darsteller

Leslie Nielsen, Priscilla Presley, Ricardo Montalban, George Kennedy, O.J. Simpson, Susan Beaubian, Nancy Marchand, Raye Birk, Jeannette Charles, Ed Williams, Tiny Ron, 'Weird Al' Yankovic, Leslie Maier, Winifred Freedman, Joe Grifasi u.a.

Genre Komödie, Fantasy
Filmlänge 85 Minuten
Deutschlandstart
27. April 1989
Inhalt

Als Lieutenant Frank Drebin aus einem Urlaub in Beirut nach Los Angeles zurückkehrt, liegt sein Kollege Nordberg im Krankenhaus. Dieser war einem Drogendeal auf der Spur, dessen Hintermann der Industrielle Vincent Ludwig ist.

Ludwig plant ein Attentat auf die britische Königin Elisabeth II. während ihres USA-Besuches. Bei den Ermittlungen stellt sich Drebin jedoch immer wieder so ungeschickt an, dass seine Vorgesetzten in ihm bald die größte Gefahr für den Staatsbesuch sehen. Drebin lässt sich jedoch von Rückschlägen nicht entmutigen und gewinnt sogar Ludwigs Sekretärin Jane Spencer als Geliebte und Verbündete.

Bei einem Baseball-Spiel kommt es zum Showdown: Ludwig hat einen Baseballspieler durch Hypnose so manipuliert, dass dieser auf sein Kommando versucht, die britische Königin zu erschießen …

Was zu sagen wäre

Hier ist niemand in Gefahr. Nicht einmal die Queen von England. Es geht hier nur um Quatsch. aber gehobenen Quatsch. Manchmal derb und laut. Aber jederzeit sehr feinsinnig gesponnen. Der Film geht aus der Fernsehserie "Police Squad!" hervor, die mit sehr wachem Auge alles parodiert, wer zwischen New York und San Franzisco auf Polizeistreife in TV-Serien zieht.

Es lässt sich nicht ein Gag beispielhaft herausheben, der den Wert des Films symbolisiert – da schafft es Lt. Frank Drebin kein einziges Mal, ohne Karambolage einzuparken; als Assistent Nordberg einen Drogen-Mafia-Zirkel aushebt und von Kugeln getroffen wird, stolpert der zurück, stößt sich erst den Kopf an einem Rohr, wankt dann blutend gegen eine frisch gestrichene Tür, stützt sich dann auf einer Fensterbank ab wo er sich die Hand unter dem runtersausenden Fenster einklemmt und stolpert schließlich mit dem Gesicht in ein eine sahnige Hochzeitstorte, bevor er ins Hafenbecken stürzt; als Nationalhymnensänger im Baseball-Stadion versagt Drebin ebenso wie als Schiedsrichter im Spiel, bei einer Pressekonferenz geht er mit noch eingeschaltetem Mikrofon ins Pissoir und was er dort ablässt, geht dann live in die Haushalte in Ost und West; während der eitle Vincent Ludwig seinen kultivierten Reichtum präsentiert, zerstört Drebin diesen; auf dem Wasser schwimmt an der Stelle, wo der schwer verwundete Nordberg gefunden wurde, so eine Leichenmarkierung, die wir aus lauter Krimis kennen, wo mit Kreide die exakte Position der Leiche auf dem Asphalt markiert wird; dazu kommen verbale Gags im Sekundentakt.

Maßgeblich für den Spaß verantwortlich ist Leslie Nielsen, weißhaarige Filmikone aus Zeiten, als die Haare noch dunkel waren (Alarm im Weltall – 1956) und die Filmsujets sehr ernst. Nielsen spielt seinen Frank Drebin als am Witz dieser Persiflage Unbeteiligten. Drebin ist immer der coole Cop mit den harten Ansichten, der sich höchstens mal in die Kamera blickend wundert, wenn Ayatollah Khomeini unter seinem Turban einen knallroten Irokesen veröffentlicht.

Ein filmisch interessantes Werk darf man nicht erwarten. Um Filmkunst geht es in diesem Film erst in hinterer Linie – wenn überhaupt. In diesem Film geht es darum, die Mechanismen und Eigenheiten dieser Polizeiserien vorzuführen, mit denen wir Abend für Abend schlafen gehen. Der großartige Spaß an diesen Witzen zwischen Flatulenz– und Philosophen-Humor ist eingebettet in eine Story, die wir aus "Einsatz in Manhattan" oder "Die Straßen von San Francisco" kennen. Und diese Kenntnis macht aus peinlichen Witzen gute platzierten Humor. Zucker, Abrahams und Zucker machen, was sie in Top Secret (1984) und Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (1980) so unnachahmlich vorgeführt haben: Sie zitieren sattsam bekannte Szenen aus Krimiserien und überspitzen sie ein bisschen, machen aus humorlosen Machos des Fernsehens libidinös leidende Opfer des hintergründigen Humors. Ihr Film ist herrlich choreografierter Blödsinn, ein sehr ernst inszeniertes Manifest des zweischneidigen Witzes.

Wertung: 8 von 10 D-Mark
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