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Plakatmotiv: Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (1980)

Sie haben genau hingeschaut und einen
der lustigsten Filme aller Zeiten gedreht

Titel Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug
(Airplane!)
Drehbuch Jim Abrahams & David Zucker & Jerry Zucker
Regie Jim Abrahams + David Zucker + Jerry Zucker, USA 1980
Darsteller

Robert Hays, Julie Hagerty, Peter Graves, Leslie Nielsen, Lloyd Bridges, Robert Stack, Kareem Abdul-Jabbar, Lorna Patterson, Stephen Stucker, Lee Terri, Frank Ashmore, Jonathan Banks, Lee Bryant, Nicholas Pryor, Craig Berenson, Barbara Billingsley, Joyce Bulifant, Maureen McGovern u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 88 Minuten
Deutschlandstart
14. November 1980
Inhalt

Nachdem auf dem Trans-American-Flug 209 von Los Angeles nach Chicago neben einigen Passagieren auch der Pilot Captain Oveur und der Copilot Murdock an einer Fischvergiftung erkrankt sind, muss ein flugkundiger Passagier gefunden werden, der das Flugzeug landen kann. Mit Ted Striker findet sich zwar ein solcher Passagier, der ehemalige Kampfpilot leidet jedoch seit einem traumatischen Erlebnis aus seiner Militärzeit unter Flugangst, da er sich für den Tod seiner Flugkameraden verantwortlich fühlt, die vor Jahren bei einem von ihm geleiteten Einsatz ums Leben kamen.

Striker hatte sich zuvor am Flughafen spontan dazu entschlossen, ein Ticket für den Flug zu kaufen, um seine Ex-Freundin Elaine zurückzugewinnen, die den Flug als Stewardess begleitet. Elaine glaubt erst nicht daran, dass Striker das Flugzeug landen und er Verantwortung übernehmen kann. Er ist jedoch der Einzige an Bord, der Flugerfahrung besitzt und nicht den verdorbenen Fisch gegessen hat, also lässt man ihn an den Steuerknüppel. Auch Striker selbst zweifelt an sich, und so gibt er bald wieder auf. Erst als ihm der Passagier Dr. Rumack, der die ärztliche Erstversorgung an Bord übernommen hat, eine Geschichte von einem Mann erzählt, der ihm seine letzten Worte anvertraut hatte, ändert sich Strikers Meinung schlagartig: Der sterbende Patient von Dr. Rumack war einer seiner ehemaligen Flugkameraden, der Strikers damalige Entscheidungen noch auf dem Sterbebett verteidigte.

Über Funk erhält Striker Anweisungen von seinem ehemaligen Vorgesetzten, Captain Rex Kramer, sowie vom Fluglotsen Steve McCroskey …

Was zu sagen wäre

Eine dichte Wolkendecke, die Kamera schwebt über ihr. Wir hören den emblematischen Score aus der Weiße Hai. Der Titelvorspann läuft. Plötzlich teilt das Leitwerk eines Flugzeugs die Wolkendecke und verschwindet. John Williams spannungsgeladener Score schwillt an. Als er seinen schrillen Höhepunkt erreicht, schießt das Passagierflugzeug aus den Wolken auf die Kamera zu und über uns hinweg. <Nachtrag2001>Als Peter Graves das Drehbuch zu dem Film las, in dem ihm eine Rolle angeboten wurde, lehnte der Mann mit den schlohweißen Haaren, der Jim Phelbs in "Kobra, übernehmen Sie" gespielt hatte, mit Robert Mitchum in Die Nacht des Jägers (1955) und unter Billy Wilder in Stalag 17 (1953) ab. Der Inhalt dieses Drehbuches sei „der größte Müll“ gewesen, sagte er 2000 im einem Zeitungsinterview, den er je zu lesen bekommen habe. Das kann man verstehen.</Nachtrag2001>

Sind wir nicht in den vergangenen zehn Jahren genug mit virilen Kerlen und ängstlichen Flugbegleiterinnen in dahinsiechenden Passagierflugzeugen malträtiert worden? Allein aus dem Arthur-Hailey-Roman "Airport" haben sie zwischen 1970 und 1979 vier Filme gezimmert. Neben dem Klassiker mit Burt Lancaster als Flughafenchef (Airport – 1970), schon damals mit George Kennedy als Chefingenieur Joe Patroni an seiner Seite, bleibt besonders Charlton Heston als echter Mann in Erinnerung, der Jahre später in Giganten am Himmel Frauen in Führungspositionen eher wenig anheimelnd findet und sich lieber unter Todesgefahr in das zerstörte Cockpit einer havarierten 747 abseilen lässt, als Stewardess Nancy das Steuer zu überlassen und diese über Funk sicher zur Landebahn zu bringen. Für Typen wie Hestons Al Murdock erfanden sie für den vierten Teil der Reihe – Die Concorde (1979) – den schönsten Pilotensatz, der jemals in so einem Film gesprochen wurde. Da stöhnt Isabelle bewundernd: „You pilots are such... men.“ Und Captain Joe Patroni (immer noch George Kennedy) antwortet: „They don't call it the cockpit for nothing, honey“, wobei man vielleicht erklären muss, dass Cock in der englischen Umgangssprache nicht für den gefiederten "Hahn" genutzt wird, sondern für das männliche Genital. Das war schon fast die Parodie ihrer selbst, was sich die Macher der Airportfilme da trauten. Man kann also verstehen, dass Peter Graves, der soignierte ältere Herr, als er im Drehbuch lauter ähnliche Sätze las, umgeben von absurden bis grotesken Situationen, nicht angetan war. Zum Glück war seine Geduld groß genug, um sich erst noch mit den Autoren zu treffen, bevor er endgültig absagen wollte.

Die Autoren heißen Jim Abrahams sowie David und Jerry Zucker. Sie fungieren als Produzenten und sitzen auch gemeinsam auf dem Regiestuhl. Sie müssen Peter Graves sehr deutlich gemacht haben, dass ihnen keineswegs ein fünfter Airportfilm vorschwebte. Sie hatten eher sowas wie den ultimativen Flugzeugkatastrophenfilm im Sinn, eine Parodie auf all die spannenden und unspannenden, reißerischen und Klischee schwitzenden Actionfilme, die in den vergangenen Jahren die Leinwände verstopft hatten. Graves änderte seine Meinung und steht jetzt gemeinsam mit anderen Großlegenden mancher A- und besonders vieler B-Movies auf dem Plakat – schon das ist eine Anlehnung an die alten Katastrophenfilme, zu denen Hollywood die großen Namen der guten (sehr) alten Zeit aus ihren Luxusvillen in Bel Air nochmal vor die Kamera holte. Lloyd Bridges (High Noon – 1952) spielt mit, der großartig die knurrige Seele der Flugleitstelle gibt – „Das ist wohl die falsche Zeit, um mit dem Leim schnüffeln aufzuhören!“ –, ununterbrochen schneidende (und meist unsinnige) „Ich will, dass …“-Kommandos gibt, davon auch seine Frau am Telefon nicht ausnimmt: „Ich will, dass die Kinder um 9 im Bett sind, die Haustür abgeschlossen ist und sag dem Milchmann, ich will keinen Käse!“ Auf dem Plakat steht auch Robert Stack (In den Wind geschrieben – 1956), TV-Legende als Capone-Jäger Eliot Ness in "Die Unbestechlichen". Stack spielt den kantig kernigen Chefpiloten Rex Kramer, der zwei Sonnenbrillen übereinander trägt und den furchtbar schwitzenden Laien auf dem Pilotensitz da oben ruhig und sicher auf den Boden lotsen soll; von ein paar komödienbedingten Übertreibungen einmal abgesehen, spielt Robert Stack im Grunde punkt- und mimikgenau die Charlton-Heston-Rolle nach.

Als weitere Legende der Hollywood-B-Pictures steht Leslie Nielsen auf dem Plakat (Fortbilden Planet – 1956), der hier den Ist-ein-Doktor-an-Bord gibt, der zur einfacheren Identifizierung schon mit Stethoskop in den Ohren an seinem Platz sitzt. Nielsen spielt diesen Dr. Rumack, als hätte er das Drehbuch als Drama missverstanden. Kein Lächeln zuckt über sein Gesicht, wenn er unablässig donnernde Sätze spricht wie „Wir alle haben nur noch diese eine Chance!“ oder „Ich war auch im Krieg. Als Arzt auf einer Militärbasis in Vietnam. Ich habe nie darüber gesprochen, aber …“ oder „Er muss sofort in ein Krankenhaus.“ „Ein Krankenhaus? Was ist es??“ „Ein großes Haus mit Patienten. Aber das ist jetzt nicht so wichtig.

Leslie Nielsen wird mit seiner unerschütterlichen Ernsthaftigkeit zum perfekten Spieler der drei Regie-Autoren. Die nehmen ihren Film nämlich ebenfalls sehr ernst und geben keinen Gag dem billigen Lacher hin. Manche Groteske findet am Bildrand statt, wo wir sie vielleicht beim zweiten mal Gucken entdecken. Andere finden einfach statt, ohne das Menschen daneben verwundert reagieren: Am Flugzeug verabschiedet sich ein GI von seinem Mädchen. Ein Mann mit Käppi und Taschenuhr kommt vorbei und sagt „Jetzt wird's aber Zeit, Junge. Einsteigen bitte!“ Während das Flugzeug dann zur Startbahn rollt, steht der Junge in der Tür und tauscht mit dem neben dem Flugzeug her laufenden Mädchen letzte Grüße aus. Als das Mädchen dann im Lauf mehrere Strommasten umrennt, schließt der Soldat die Flugzeugtür. Das ist eine Abschied-am-Bahnhof-Szene, die wir in zahlreichen Kriegs- und Liebesdramen gesehen haben; Zucker, Abraham, Zucker – Künstlerkürzel ZAZ – haben sie offenbar auch oft gesehen und bauen sie mit leichten Abweichungen auf einem Flugfeld nach.

All die alten Helden aus der Schwarz-Weiß-Ära rahmen ein Liebesdrama ein, das in der sehr heftigen Brandung eines Strandes in Südostasien (siehe auch Verdammt in alle Ewigkeit – 1953) ihren Anfang nahm und dann an einem Kriegstrauma zu zerbrechen droht. Um seine Selbstsicherheit wiederzugewinnen, muss der Traumatisierte auf dem Pilotensessel Platz nehmen, um die Menschen an Bord zu retten und sein Mädchen zurückzugewinnen. Ich wäre gerne Mäuschen gewesen in den jenen Tagen, als die ZAZ-Freunde ihren Film ausgeheckt haben. Es muss sehr lustig zugegangen sein. Auf jeden Fall war es sehr kreativ. Neben der dramatisch gehaltenen und in ihrer Wiedergekäutheit absichtlich vorhersagbaren Geschichte passiert dauernd was, was nicht ins Bild passt und Lacher provoziert – ein Fahrgast, der den ganzen Film über im Taxi auf den Fahrer wartet (der längst in diesem Flugzeug sitzt); eine düstere Bar, angefüllt mit „harten Kerlen, Abschaum der schlimmsten Sorte“, in der sich ausgiebig zwei zierliche Pfadfinderinnen prügeln; die Frau des Piloten, die mit einem Pferd fremd geht.

Und da sind natürlich die drei Männer im Cockpit: Captain Clarence Oveur (eben: Peter Graves), Co-Pilot Roger Murdock und Techniker Victor Basta, die dann bei ihren Kommandos und Funksprüchen etwas durcheinanderkommen: „Wie ist unser Vektor,Victor?“ „Wir haben Clearence, Clarence.“ „Roger, Roger.“ Im ausklingenden Jahrzehnt der Katastrophenfilme ist "Airplane!" einer der lustigsten Filme aller Zeiten.

Wertung: 9 von 9 D-Mark
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