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Plakatmotiv: Die nackte Kanone 2 ½ (1988)

Mehr vom Selben.
Aber richtig gut!

Titel Die nackte Kanone 2 ½
(The Naked Gun 2½: The Smell of Fear)
Drehbuch David Zucker & Pat Proft
nach der TV-Serie "Police Quad" von Jim Abrahams & David Zucker & Jerry Zucker
Regie David Zucker, USA 1991
Darsteller

Leslie Nielsen, Priscilla Presley, George Kennedy, O.J. Simpson, Robert Goulet, Richard Griffiths, Jacqueline Brookes, Anthony James, Lloyd Bochner, Tim O'Connor, Peter Mark Richman, Ed Williams, John Roarke, Margery Jane Ross, Peter Van Norden u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 85 Minuten
Deutschlandstart
8. August 1991
Inhalt

Der Industrielle Quentin Hapsburg will alternative Energieformen verhindern, die Kohle, Öl und Atomkraft überflüssig machen könnten. Aus diesem Anlass verübt er einen Bombenanschlag auf das Institut von Dr. Meinheimer, der im Auftrag der Regierung Alternativen erforschen soll.

Im Laufe der Ermittlungen trifft Frank Drebin wieder auf seine einstige Geliebte Jane, die inzwischen als Hapsburgs Assistentin arbeitet und zudem noch mit ihrem Chef zusammen ist. Das Bombenattentat misslingt, doch Hapsburg lässt Meinheimer entführen und durch einen Doppelgänger ersetzen. Dieser soll an Stelle des Doktors eine Fortsetzung der Nutzung von herkömmlichen Energiequellen empfehlen.

Beim entscheidenden Dinner kann Drebin gerade noch den Auftritt des echten Dr. Meinheimer gewährleisten. Daraufhin entführt Hapsburg Jane und aktiviert eine Bombe, die von Frank und Jane jedoch im letzten Moment abgeschaltet werden kann. Drebin lehnt die ihm vom Präsidenten angebotene Leitung eines Sonderdezernats ab, um mit Jane zusammenkommen zu können.

Was zu sagen wäre

Das Prinzip der Wiederholung lautet: Mach nichts kaputt, aber langweile nicht! Was das betrifft, macht diese Fortsetzung alles richtig. Sie veralbert dieselben Krimiserien, die schon ihr Vorgänger veralbert hat, tauscht für die Queen Präsident Bush und eine noch größere Umweltverschwörung ein und inszeniert ansonsten Szene um Szene mit einer neuen Albernheit.

Zucker-Abraham-Zucker – kurz ZAZ – schaffen es, aus den nach mannigfaltigen Wiederholungen ermüdend erscheinenden Verhören in Krimiserien neue Funken zu schlagen. Ihnen reicht ein Tango – Drebin und Jane Spencer – der jede Menge Information liefert und in seiner Absurdität spannender ist, als jede Verhörsituation in herkömmlichen Krimiserien. Wieder gibt es Kreidemarkierungen der Leichen, diesmal nach einer Bombenexplosion – wir sehen lauter Markierungen inklusive ägyptischer Pharaonen-Darstellungen und Umrissen auf der Fahrstuhltür – während Drebin seinen einleitenden Off-Kommentar formuliert: „Was die Polizeiarbeit angeht, so passiert bisweilen etwas, worauf man durch nichts vorbereitet ist. Jedenfalls war ein geistesgestörter Wahnsinniger, wahrscheinlich besessen von Selbsthass und vielleicht ein paar Monate mit der Miete im Rückstand, endgültig durchgeknallt.“ Während er spricht und durch die Leichenansammlung marschiert, lassen sich Polizisten und Mitarbeiter von den Polizeifotografen lächelnd über einer Leiche fotografieren. „Ich hoffe, dass Sie die Verantwortlichen finden.“ „Tut mir leid, dass ich nicht optimistischer sein kann, Doctor. Aber wir haben einen langen Weg vor uns. Es ist wie beim Sex. Es ist eine mühsame, anstrengende Aufgabe, die niemals ein Ende zu nehmen scheint. Und gerade, wenn man glaubt, die Sache würde endlich laufen, passiert gar nichts!

Und wie ZAZ Hitchcocks Coitus-Zug aus Der unsichtbare Dritte persiflieren, ist bemerkenswert

Ein Klassiker ist die Bar "The Blue Note", in der eine depressiv wirkende Sängerin traurige Weisen zu Pianogeklimper singt, während Menschen vor Fotos brennender Bombenruinen, der Hindenburg-Explosion, der sinkenden Titanic, fröhlich winkender Diktatoren oder des strahlenden Michael Dukakis, Ex-Präsidentschaftskandidat, ihre einsamen Drinks trinken. Das ist ein schönes Beispiel für den reflexiv reflektierenden Humor – die Depression der einsamen Menschen in der Bar wird durch die Bilder beschrieben. Und ein lächelnder Michael Dukakis, der auf den ersten Blick gar nicht passt, weil er doch die Wahl gegen George H. W. Bush verlor, ist dann aber die Punchline. Ein anderes Beispiel für den besonderen ZAZ-Humor, der immer noch eine Kirsche oben drauf setzt, ist dieser Dialog: „Du gehst aus meinem Leben. Ohne Erklärungen.“ „Hast Du die Briefe nicht bekommen, die ich Dir geschickt habe?“ „Jeden einzelnen. Hab' sie nicht aufgemacht. Hab' sie zerrissen und ins Feuer geworfen.“ „Dann hast Du den Scheck über 75.000 nicht bekommen, die Dir Dein Onkel nach seinem Tod vermacht hat??

Der große George Kennedy hat einen wunderbaren Auftritt. Frank Drebin sagt ihm, wie sehr er ihn beneidet: „Manchmal denke ich an Dich und Edna. Dann beneide ich Dich, weil Du jemanden hast. Du hast denselben Menschen. Jeden Tag, seit über 30 Jahren! Du wachst mit ihr auf. Isst mit ihr. Liegst an ihrer Seite. Schläfst immer mit derselben Frau.“ Und während jedem Satz sackt Kennedy mehr in sich zusammen, weil er das alles augenscheinlich gar nicht so begehrenswert, eher lästig findet. „Ihr verbringt jeden wachen Moment miteinander. Während ich mich mit 20-Jährigen herumtreibe, die sich einfach nur amüsieren wollen. Und dazu nur billigen Sex! Sex, Sex! Mädchen, die nicht NEIN sagen können, Mädchen, die nicht genug kriegen können. Mehr! Mehr! Mehr! Mädchen, die auf das alte Handschellenspiel scharf sind.“ Währenddessen versinkt Kennedy in Agonie, Trauer und Verzweiflung. Ein großer Moment für einen großen Charakterkopf.

Die Urzelle der Nackte-Kanone-Filme ist die sechsteilige TV-Serie "Police Squad" von 1981. Sie hat viele Elemente vorweg genommen, die in den Filmen nun verfeinert werden. Schon damals verlies Drebin sein Büro selten durch die Tür, sondern außen um die Wandkulisse herum; auch Drebins Erkenntnis, dass es auch gefährlich sei, wenn man morgens aufstehe und sein Gesicht in einen Ventilator stecke, die er vor drei Jahren im Kino hatte, hatte er schon 1981. Diese von den ZAZ-Freunden konzipierte Serie erinnert an Dadaismus – gehobener Blödsinn in erhabenem Gewand aus Genialität und Pupswitzen..

Wertung: 7 von 10 D-Mark
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