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Plakatmotiv: Buena Vista Social Club (1999)

Gute Laune Musik in
einem Urlaubsvideo

Titel Buena Vista Social Club
(Buena Vista Social Club)
Drehbuch Nick Gold (Original-Konzenpt)
Regie Wim Wenders, Deutschland, USA, UK, Frankreich, Kuba 1999
Darsteller

Compay Segundo (Gesang, Gitarre), Rubén González (Piano), Ibrahim Ferrer (Bariton), Omara Portuondo und Eliades Ochoa (Gitarre) u.a.

Genre Dokumentation, Musik
Filmlänge 105 Minuten
Deutschlandstart
17. Juni 1999
Website BVSC online
Inhalt

Wim Wenders begleitet seinen Freund Ry Cooder, der schon die Musik von Paris, Texas und End of Violence geschrieben hatte, mit einem kleinen Filmteam nach Havanna, wo Cooder die Aufnahmen für das Solo-Album von Ibrahim Ferrer im Studio einspielen will (in der Nachfolge der – damals noch nicht erschienenen – ersten "Buena Vista Social Club"-CD).

Die Kamera taucht ein in die Welt der kubanischen Musik. Über mehrere Monate hinweg beobachtet und begleitet er die Musiker, zuerst zuhause in Havanna, dann Wochen später, im April 1998, nach Amsterdam zu dem ersten öffentlichen Auftritt der Band (die außer im Studio vorher nie zusammen gespielt hatten) und dann, noch später, im Juli 1998, zu dem triumphalen Konzert in der Carnegie Hall nach New York.

Er verfolgt die alten Helden der traditionellen kubanischen Son-Musik auf ihrem Weg aus der Vergessenheit bis hin zu Weltruhm, innerhalb nur weniger Monate …

Was zu sagen wäre

Ich dachte, ich drehe einen Dokumentarfilm“, sagt Wim Wenders, „dabei waren wir dabei, einem Märchen beizuwohnen, das sich niemand so hätte ausdenken können.“ Irgendwie stimmt das wohl. Ry Cooder, der amerikanische Musiker, will eigentlich nur in ein musikalisches Projekt für Liebhaber afrokubanischer Kultur investieren. Und Wenders will eigentlich nur tun, was er am liebsten tut: Gucken und Hören, was es in der Fremde gibt.

Der "Buena Vista Social Club" ist als Musikgruppe eine Erfindung Ry Cooders. Der "Social Club" war in Havannas Stadtteil Buena Vista in den 30er bis 50er Jahren ein legendärer Schuppen, in dem die Größen des kubanischen Jazz auftraten. Plakatmotiv: Buena Vista Social Club (1999)Er gilt bis heute als eine Wiege der musikalischen Stilrichtungen Son und Danzón.

Wim Wenders ist also dabei, als Ry Cooder ein lukratives Investment findet. Denn das sollte man bei aller Begeisterung und Zuneigung für die alten Herren und ihre Instrumente nicht vergessen. Es geht nicht eigentlich um die alten Herren, ihre Instrumente, ihre Musik und ihre Geschichte. "Buena Vista Social Club" ist eine Eroberer-Geschichte. Jeder der kubanischen Musiker darf seine Herkunft erzählen, mal aus ärmlichen, mal aus musikalisch vorbelasteten Verhältnissen. Während wir aus dem Off den Werdegang erfahren, sehen wir dazu Bilder des erzählenden Musikers, dann mal Autofahrten durch das schön verfallene, elegant Haltung bewahrende Havanna oder Aufnahmen eines Konzertes in Amsterdam. Da erfahren wir, dass die Musiker, alles Solokünstler, sich eigentlich längst zurückgezogen hatten. Bis Ry Cooder kam, dem Wim Wenders in seiner Doku dann auch den Schlussapplaus in der Carnegie Hall alleine gönnt – als die Musiker längst aus dem Bild sind.

Die Geschichte, die der Film erzählt, ist das real gewordene Märchen, das der Amerikaner möglich macht – der amerikanische Traum für Kuba. Der Film erzählt wenig über Wesen und Kultur der Musiker. In ihren Liedern geht es um ein schönes Mädchen, das im Schlaf verbrennt, weil es die Kerze nicht ausgepustet hat, oder ein Mädchen das mal die Liebe des Sängers nicht erwidert hat, oder eines, deren Liebe verdorrt. Diese Lieder nehmen einen Großteil des Films ein, bebildert mit Aufnahmen aus dem Musikstudio und von den Auftritten in Amsterdam und New York.

Dazwischen, als Teppich für die vielen Offtexte, klebt Wenders Bilder aus einem malerischen, verfallenen, lebendigen, auch mal stromlosen Havanna, die kaum Bezug haben zu dem, was wir hören. Es ist filmtechnisch interessant, dass Wenders, der schon früher ein Faible für neue Aufnahmetechniken gezeigt hat, diesen Film komplett digital gedreht hat (als Kameras wurden eine Digital Betacam als Steadicam genutzt und mehrere Mini-DV-Kameras). Aber es erweist sich, dass er die Nutzbarkeit dieser Kameras für das Kino überschätzt. Seine Kinobilder sehen aus wie die eines Urlaubsvideos, dessen Macher sich die mal sentimentale, mal fröhliche, mal sinnliche Musik lediglich als Klangteppich genommen hat, weil's halt kubanisch klingt. Ins Kino passt dieser visuell begrenzte Film nur, weil er die Begeisterung der Musiker transportiert. Aber weil Wenders und Cooder schon länger befreundet sind, schleicht sich auch der Verdacht ein, dieses musikalische Urlaubsvideo sei nur ein langer Werbefilm für ein CD-Release.

Immerhin, die Musik ist wirklich schön. Und dank Wim Wenders kennt man sie jetzt überall. Denn sein Film wurde ein weltweiter Erfolg. Neben einer Oscarnominierung als bester Dokumentarfilm erhielt "Buena Vista Social Club" in dieser Kategorie den Europäischen Filmpreis, den Deutschen Filmpreis in Gold, die Goldene Kamera, den Großen Filmpreis von Brasilien und weitere Auszeichnungen.

Wertung: 5 von 11 D-Mark
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