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Plakatmotiv: Die Firma (1993)

Ein souveräner Regisseur rettet
ein Script nach Bestsellervorlage

Titel Die Firma
(The Firm)
Drehbuch David Rabe & Robert Towne & David Rayfiel
nach dem gleichnamigen Roman von John Grisham
Regie Sidney Lumet, USA 1993
Darsteller

Tom Cruise, Jeanne Tripplehorn, Hal Holbrook, Terry Kinney, Wilford Brimley, Ed Harris, Holly Hunter, David Strathairn, Gary Busey, Steven Hill, Tobin Bell, Barbara Garrick, Jerry Hardin, Paul Calderon u.a.

Genre Drama, Thriller, Crime
Filmlänge 154 Minuten
Deutschlandstart
14. Oktober 1993
Inhalt

Der junge Harvard-Absolvent Mitch McDeere tritt eine gut dotierte Stellung bei einer Anwaltsfirma in Memphis an, die sich auf Steuerberatung für wohlhabende Klienten spezialisiert hat. Er ahnt nicht, dass die Firma in schmutzige Geschäfte mit der Mafia verstrickt ist. Nur seiner Frau kommen die paradiesischen Arbeitsbedingungen von Anfang an verdächtig vor.

Als Mitch erfährt, dass in jüngster Zeit vier Angestellte unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen sind, wird auch er hellhörig. Ein FBI-Agent setzt Mitch schließlich das Messer auf die Brust: Entweder er riskiert sein Leben und beschafft Beweise gegen seinen neuen Arbeitgeber - oder er geht gemeinsam mit seinen Kollegen ins Gefängnis.

Gemeinsam mit seiner Frau Abby und einer findigen Detektivsekretärin sinnt Mitch auf einen Ausweg …

Was zu sagen wäre

Dies ist ein Sozialdrama. Die Geschichte eines jungen Mannes aus den Trailer Parks, der als Pizzabote erlebt, wie schnell der Staat eine Existenz und Jobs vernichten kann, nur weil der Arbeitgeber seine Steuern nicht korrekt abgeführt hat. Er ist ein schlaues Bürschchen, entwickelt Ehrgeiz, schließt erfolgreich Jura in Harvard ab, sortiert verschiedenste Angebote von Wall-Street-Kanzleien und Boston-Anwälten und entscheidet sich für das saftigste Jobangebot: eine kleine aber feine Kanzlei in Memphis – ordentliches Jahresgehalt, mondänes Haus mit Mercedes-Cabrio davor, die Studiengebühren werden übernommen, und lauter nette Leute; bisschen konservativ im Familienbild, aber was für ein Start.

Und dann lernt der junge Mann sehr bald, dass es nicht reicht, strebsam und fleißig zu sein, um von diesem Staat nicht einkassiert zu werden. Wenn einem so viel Schönes wird beschert, steckt die Mafia dahinter und schnell hat ihn das FBI am Wickel. Und während die Firma ihr jüngstes Juwel noch auf Linie intrigiert und bald erpresst, hängt er schon am Haken des FBI, muss zwei Herren dienen, ohne dass es der jeweils andere erfährt. Er ist aber, wie wir wissen, ein schlaues Köpfchen. Und also beginnt er, den einen gegen den anderen auszuspielen und mit den Mitteln des Gesetzbuches heil aus der Sache herauszukommen.

Das ist ein toller Stoff für einen Roman, sehr komplex, spannend, mit Aha-Effekten über juristische Spitzfindigkeiten, und wurde aus der Feder von John Grisham ein Weltbestseller. Als Film funktioniert eher so halb gut. Dessen muss sich auch Regisseur Sydney Pollack (s.u.) bewusst gewesen sein: Es muss viel juristisches Bla-Bla abgearbeitet werden, der Held muss glaubhaft juristische Kniffe ersinnen und anwenden, es gibt zahlreiche Büro-, Kopierer- und Sitzen-am-Computer-Szenen. Auf der großen Leinwand sind das nicht so die Hingucker, auch wenn die Büros große Teakholzfluchten mit edel eingebundenen Büchern und großartiger Aussicht sind, und die Computer teuer.

Sydney Pollack löst diese Herausforderung, in dem er nur die A-Liste Hollywoods vor die Kamera lässt – oder besser: sie einlädt! Und alle kommen. Gene Hackman als der Mentor des jungen Genies (Erbarmungslos – 1992; Das Gesetz der Macht – 1991; Narrow Margin – 1990; Eine andere Frau – 1988; Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses – 1988; No Way Out – 1987; Superman IV – Die Welt am Abgrund – 1987; Die verwegenen Sieben – 1983; Under Fire – 1983; Eureka – 1983; Superman – 1978; Die Brücke von Arnheim – 1977; French Connection II – 1975; 700 Meilen westwärts – 1975; Frankenstein Junior – 1974; "Der Dialog" – 1974; Die Höllenfahrt der Poseidon – 1972; Die Professionals – 1972; French Connection – 1971; Leise weht der Wind des Todes – 1971; Bonnie und Clyde – 1967), ein Zyniker vor dem Herrn, aber selbst Opfer seiner Triebe und so eine Art späteres Ich des jungen Anwalts. Hal Holbrook als Kanzleichef (Wall Street – 1987; The Fog – Nebel des Grauens – 1980; Unternehmen Capricorn – 1977; Schlacht um Midway – 1976; Die Unbestechlichen – 1976; Dirty Harry II – Callahan – 1973), ein gütiger Grillspezialist mit verschlagenem Blick. Wilford Brimley, der so oft den gemütlichen Opa gespielt hat (Cocoon II – Die Rückkehr – 1988; Cocoon – 1985; Der Unbeugsame – 1984; Höllenjagd bis ans Ende der Welt – 1983; Das Ding aus einer anderen Welt – 1982; Die Sensationsreporterin – 1981; Brubaker – 1980; Der elektrische Reiter – 1979; Das China-Syndrom – 1979) und hier als Sicherheitschef alle bösen Register zieht. Die liebevolle Gattin des jungen Helden spielt Jeanne Tripplehorn, ein – vergleichsweise – Greenhorn auf der Leinwand mit großen braunen Augen und fülligen Lippen, die zum ersten Mal als Psychologin 1992 in Basic Instinct auftrat.

Und zu all diesen Namen für diese schwer zu bebildernde Geschichte hat Sydney Pollack dann den Mann der Stunde in den Mittelpunkt gestellt, Kassenmagnet, GoodLookingGuy, Identifikationsfigur aus dem rebellischen Jugendkino der 80er Jahre: Tom Cruise (Eine Frage der Ehre – 1992; In einem fernen Land – 1992; Tage des Donners – 1990; Geboren am 4. Juli – 1989; Rain Man – 1988; Cocktail – 1988; Die Farbe des Geldes – 1986; Top Gun – 1986; Legende – 1985; Der richtige Dreh – 1983; Die Outsider – 1983; Lockere Geschäfte – 1983; Die Kadetten von Bunker Hill – 1981). Der meistert seine Rolle, wie sein Mitch McDeere seine ersten Schritte ins Berufsleben – tapsig aber aufgrund seiner Ausbildung/Efahrung trittsicher.

Sydney Pollack baut all diese Ingredenzien – Schauspielikonen, Mafia, Cayman, viel Geld – in edle Bilder und elegante Inszenierung. Sowas nenne ich souveräne Regieführung, die über die Schwächen des Buches hinweg Regie führt. Muss der Film zweieinhalb Stunden dauern? Es ist die Filmversion eines umfangreichen Romanbestsellers, also: Ja! Aber rein als Film? Nein! Da ist viel Redundanz, wird eine Handlung vorgeschoben, die zäh ist, werden Charaktere nicht entwickelt sondern einfach durch Kulissen geschickt, die die Romanvorlage vorgibt. Sydney Pollack ist ein alter Hase im Hollywood-Geschäft. Er macht auch aus einem Buch mit Schwächen einen eleganten Kinothriller.

Wertung: 6 von 10 D-Mark
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