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Plakatmotiv: Die Professionals (1972)

Ein blutiger Blick in den Hinterhof
der zivilisierten Gesellschaft

Titel Die Professionals
(Prime Cut)
Drehbuch Robert Dillon
Regie Michael Ritchie, USA 1972
Darsteller

Lee Marvin, Gene Hackman, Sissy Spacek, Angel Tompkins, Gregory Walcott, Janit Baldwin, Bill Morey, Clint Ellison, Howard Platt, Les Lannom, Eddie Egan, Therese Reinsch, Bob Wilson, Gordon Signer, Gladys Watson, Hugh Gillin, E. Lund, David Savage u.a.

Genre Action, Krimi, Drama
Filmlänge 88 Minuten
Deutschlandstart
15. September 1972
Inhalt

Gangster Nick Devlin, ein harter Typ, wird nach Kansas, Missouri geschickt, um eine halbe Million Dollar Schulden von "Mary Ann" einzutreiben, der inmitten der wogenden Kornfelder mit Fleisch, Drogen und jungen Mädchen handelt.

Nick rettet das Mädchen Poppy aus den Fängen der Gangster, gerät aber zunehmend selbst in deren Schussfeld.

Wird er ihnen das Handwerk legen oder (wie sein Vorgänger) in Form von Würstchen nach Chicago zurückgeschickt werden ..?

Was zu sagen wäre

Diese Stadt ist wie ein nackter Arsch“, sagt einer von Devlin Männer, als sie ins verregnete Kansas City rollen. Und da könnte er recht haben. Der Film beginnt damit, dass ein Unbekannter, von dem wir nur seinen nackten Hintern sehen, verwurstet wird und seinen Auftraggebern in Form von Wiener Würstchen zurückgeschickt wird. Dasselbe könnte den Männern und Devlin auch drohen.

Michael Ritchie, der die Kinowelt in diesem Jahr auch mit dem Potitdrama Bill McKay – Der Kandidat (1972) fordert, mal genauer hinzusehen, wechselt für diesen Film das gesellschaftliche Umfeld. Wir bewegen uns im Kreise von Gangstern, auf der einen wie auf der anderen Seite. Aber während auf der anderen Seite Typen wie Gene Hackman nackte Mädchen an den Meistbietenden verkaufen – „Ich dachte, Du hast eine Fleischkonservenfabrik?“ „Ja, Rindfleisch, Mädchenfleisch. Das kommt aufs selbe raus. Was die haben wollen! Das verkaufe ich ihnen.“ – steht auf der einen Seite Nick Devlin, ein Typ dem die stahlharte Loyalität zu seinen Leuten in die schlohweißen Haare, in die markanten Gesichtszüge geschrieben steht; Plakatmotiv (US): Prime Cut (1972) Lee Marvin spielt ihn gewohnt wortkarg knurrend (Point Blank – 1967; Das dreckige Dutzend – 1967; Die gefürchteten Vier – 1966; Cat Ballou – Hängen sollst du in Wyoming – 1965; "Der Tod eines Killers" – 1964; Die Comancheros – 1961; Der Mann der Liberty Valance erschoss – 1962; "Stadt in Angst" – 1955; Die Caine war ihr Schicksal – 1954). Eine seiner Männer schwärmt von ihm: „Ich hatte vier Kugeln im Bauch. Aber Devlin hat mich nicht zurückgelassen.

Der Film inszeniert einen Gegensatz zwischen Stadt und Land, zwischen ehemals besten Kumpels. Und weil das Land in diesem Fall Kansas City ist, eine Stadt der Rinderverarbeitung, geriert er sich als eine Art Spätwestern. Devlin, der Mann aus der Organisierten Kriminalität, kommt aus der großen, der zivilisierten Stadt Chicago und trifft im ländlichen Kansas City auf Mary Ann, hauptberuflich Fleischkonserven-Macher, nebenbei Hehler, Killer, Lude: „Kansas ist nicht Chicago. Keine U-Bahn, keine Taxis. Ganz meine Heimat.“ Obwohl auch Devlin ein Gangster ist, der sich gegen die Ordnung einer demokratisch zivilisierten Welt stellt, gilt er hier als Vertreter eben dieser Welt, während Mary Ann wie der faschistische Viehbaron des alten Wilden Westens auftritt; Gene Hackman spielt das mit einer Nonchalance, die Gänsehaut verursacht (French Connection – Brennpunkt Brooklyn – 1971; Leise weht der Wind des Todes – 1971; Bonnie und Clyde – 1967).

Im Grunde geht es nur um eine halbe Million Dollar, die Mary Ann dem Kartell in Chicago schuldet. Und nachdem bereits mehrere Schuldeneintreiber in Kuhscheiße erstickt, im Fluss ersoffen oder – eben – zu Wiener Würstchen verarbeitet worden sind, soll nun die Nummer Eins des Kartells, Devlin, die Sache regeln. Als er erkennt, mit welchen Mitteln sein ehemaliger Kumpel Mary Ann hier sein Geld verdient – auf einer Viehauktion liegen in den Gattern nicht prämierte Ochsen und prächtige Kühe im Stroh, sondern nackte, mit Drogen voll gepumpte junge Frauen – rettet er gleich die noch halb wache Poppy, die fortan mit großen Augen an seinen männlichen Lippen hängt, während er die 25 Jahre jüngere Frau als Tochter-Ersatz unter seine Fittiche nimmt, der er im Finale zum großen Triumph verhilft. Er selber hat zu dem Zeitpunkt zwar alle Schurken aus dem Weg geballert, aber ob er die halbe Million für seine Bosse bekommen hat, bleibt offen. Die Auftragserfüllung ist nicht Thema des Films.

Michael Ritchie zeigt uns eine archaische Welt gleich in unserer Nachbarschaft. Wo wir glauben, die westliche Welt sei ein Hort der Freiheit und persönlichen Entwicklung, zeigt er uns die ungeputzten, dunklen Ecken dieser westlichen Welt, die auch nicht mehr vom dafür vorgesehenen Polizeipersonal gesäubert werden, sondern von Kräften, die selbst kein Interesse daran haben, dass die Polizei bei ihnen zu genau hinschaut – damit sie ihre eigenen dunklen Geschäfte betreiben können.

Wertung: 5 von 8 D-Mark
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