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Plakatmotiv: Cat Ballou – Hängen sollst du in Wyoming (1965)

Jane Fonda und Lee Marvin sorgen
für die Parodie des Westerngenres

Titel Cat Ballou – Hängen sollst du in Wyoming
(Cat Ballou)
Drehbuch Walter Newman & Frank Pierson
nach dem Roman "The Ballad of Cat Ballou" von Roy Chanslor
Regie Elliot Silverstein, USA 1965
Darsteller

Jane Fonda, Lee Marvin, Michael Callan, Dwayne Hickman, Nat 'King' Cole, Stubby Kaye, Tom Nardini, John Marley, Reginald Denny, Jay C. Flippen, Arthur Hunnicutt, Bruce Cabot, Burt Mustin, Paul Gilbert u.a.

Genre Western, Komödie
Filmlänge 97 Minuten
Deutschlandstart
8. Oktober 1971
Inhalt

Die Developing Company hat es auf den Grund und Boden des Farmers Frankie Ballou abgesehen. Da dieser nicht freiwillig gehen will, wird zu seiner Beseitigung der gefürchtete Killer Tim Strawn engagiert.

Kurz darauf kehrt Frankies Tochter Catherine, eine junge Lehrerin, nach Wolf City zurück. Als sie von der Bedrohung durch Strawn erfährt, beschließt sie, ihren Vater zu schützen und ebenfalls einen Revolverhelden anzuheuern. Ihre Wahl fällt auf den einst im Wilden Westen legendären Revolverhelden Kid Shelleen, dessen Taten sie aus Groschenheften kennt. Doch Kid, der eher einer ständig torkelnden Whiskyflasche ähnelt, kann die Ermordung ihres Vaters durch Strawn nicht verhindern.

Catherine beschließt, gemeinsam mit dem Indianer Jackson, ihren Zufallsbekanntschaften Clay Boone und Jed sowie Kid Shelleen ihren Vater zu rächen. Plakatmotiv: Cat Ballou – Hängen sollst du in Wyoming (1965) Um an Geld zu kommen, überfallen die fünf einen Zug – ganz so, wie es Kid Shelleen in einem seiner Groschenhefte beschrieb …

Was zu sagen wäre

Der Western ist immer noch eines der, wenn nicht das erfolgreichste Filmgenre. Wären die Geschichten im Cowboy-Gewand nach gut 30 Jahren nur nicht so durchgewalkt. Weil sie das sind, häufen sich Parodien auf das Genre. Wieder haben wir einen unbescholtenen Farmer, wir haben an Gewinnmaximierung orientierte Schurken, wir haben Revolverhelden und wir haben die unschuldige Prinzessin, die ihre Rettung dann aber eher selber in die Hand nehmen muss, weil die Männer um sie herum ihr wahlweise hündisch ergeben sind oder einfach mit ihr ins Bett wollen. Die Prinzessin spielt Jane Fonda mit blondem Langhaar, blauem Auge, mädchenhaft ängstlichem Blick und engem Kleid; da mag die irgendwie sexuelle Hörigkeit irgendwie verständlich sein; Fonda provoziert nach Herzenslust.

Die Regie des Debütanten Elliot Silverstein verändert die Perspektive. Der rein wirtschaftlichen Interessen folgende Schurke dieses Westerns ist ein aufgeblasener Sir Percival, der tagsüber gerne in der Badewanne sitzt, aber nicht wie in vergleichbaren Westerndramen seine Leute zum rumballern losschickt. Er hat einfach die ganze Stadt gekauft, die ihm fortan bedingungslos hörig ist und auch bei offensichtlichem Mord einfach in die andere Richtung schaut und die, als der Farmer schließlich ermordet ist, sich dessen Land ohne auf Besitz- oder Erbrechte zu gucken einfach nimmt. Diese unbedingte Boshaftigkeit des Umfeldes macht die Durchschlagskraft der jungen Klosterschülerin, die sich seither Lehrerin nennen darf, vertretbar nach der Devise: sind die Schurken übertrieben schurkisch, darf die Heldin übertrieben sexy und damit erfolgreich sein.

Das gerade Genannte wäre eine gute Idee, würde aber nicht ausreichen, um eine unterhaltsame Westernkomödie zu drehen. Für so etwas brauchst Du einen veritablen Westernstar. Plakatmotiv: Cat Ballou – Hängen sollst du in Wyoming (1965) Oder Westernschurken. So einen wie Lee Marvin etwa ("Der Tod eines Killers" – 1964; Die Comancheros – 1961; Der Mann der Liberty Valance erschoss – 1962; "Stadt in Angst" – 1955; Die Caine war ihr Schicksal – 1954). Marvin spielt hier eine Doppelrolle, mittels derer er sein Image wunderbar karikiert. Einerseits ist er der grässlich entstellte Killer, den die rein wirtschaftlichen Interessen unterworfene Developing Company angeheuert hat, um Cat Ballons Vater aus dem Weg zu räumen. Anderseits spielt er den versoffenen, früher mal treffsicheren Revolverhelden Eli 'Kid' Shelleen, der der jungen Heldin zur Gerechtigkeit verhelfen soll.

Gäbe es Lee Marvin nicht, würde der Film in die Belanglosigkeit absaufen. Dem Mann, der Liberty Valance war, dabei zuzuschauen, wie er sein kerniges Kerle-Image veralbert, macht großen Spaß. Marvin zeigt Qualitäten eines großen Clowns. Seine Leistung hat auch die Academy of Motion Picture Arts and Sciences überzeugt, die ihm für seinen versoffenen Revolverhelden den Hauptrollen-Oscar überreichte. Neben ihm kann sich Jane Fonda, Tochter von Henry, in eng geschnittenen Kleidern als unschuldige Mamsell in Distres austoben, die gleich drei Männer in Schach hält, die aber alle nicht über den Status der Staffage hinaus reichen.

Marvin und Fonda halten den Film qualitativ über einem Sumpfniveau und lassen sich die Geschichte von Catherine Ballou, die sich von einer in einem Mädchenpensionat erzogenen jungen Dame in eine Gesetzlose verwandelt, von einer Art griechischem Chor – Nat King Cole und Stubby Kaye – in eine Moritat aufwerten.

Wertung: 5 von 8 D-Mark
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