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Plakatmotiv: Unternehmen Capricorn (1977)

Ein prachtvoller Thriller

Titel Unternehmen Capricorn
(Capricorn One)
Drehbuch Peter Hyams
Regie Peter Hyams, USA, UK 1977
Stimmen

Elliott Gould, James Brolin, Brenda Vaccaro, Sam Waterston, O.J. Simpson, Hal Holbrook, Karen Black, Telly Savalas, David Huddleston, David Doyle, Lee Bryant, Denise Nicholas, Robert Walden, James Sikking, Alan Fudge u.a.

Genre Thriller
Filmlänge 123 Minuten
Deutschlandstart
3. August 1978
Inhalt

Für die NASA sollte es ein großer Erfolg werden, aber die geplante Marsmission droht zum finanziellen Desaster zu werden, das ihren Fortbestand gefährdet. Deswegen werden die Astronauten Charles Brubaker, John Walker und Peter Willis gezwungen, die Mission in einem Filmstudio auf einem verlassenen Militärstützpunkt vorzutäuschen. Denn die NASA kann es sich nicht leisten, in der Öffentlichkeit als Versager dazustehen.

Dem Techniker Elliot Whittier, der nichts von dem Betrug weiß, kommen aber Zweifel an der Echtheit der Bilder. Durch Whittiers Misstrauen wird der Journalist Robert Caulfield auf die Angelegenheit aufmerksam. Mit investigativem Scharfsinn macht er sich an die Aufklärung des Rätsels.

Auch von handfesten Drohungen seitens seiner Gegner lässt er sich nicht abschrecken. Plakatmotiv: Unternehmen Capricorn (1977) Denn die Wahrheit und eine gute Story sind ihm wichtiger, als ein Leben ohne Risiko …

Was zu sagen wäre

Stell Dir vor: Die Mondlandung hat es nie gegeben. Die haben sie in einem Filmstudio nachgestellt, um uns in die Irre zu führen. Peter Hyams liefert uns die Verfilmung dieses Verschwörungsmythos'. Sein "Capricorn One" ist großes Spannungskino im Geiste der Paranoiathriller, die in den 60er bis Mitte der 70er Jahre entstanden.

Der Unterschied zu Filmen wie 3 Tage des Condor oder "Zeuge einer Verschwörung" oder "Botschafter der Angst" ist, dass hier nicht eine mögliche Verschwörung erst von einem Paranoiker oder Überlebenden entdeckt werden muss. Die Verschwörung liegt nach zehn Minuten offen zu Tage. Derjenige, der sie aufdecken wird, wird erst in der zweiten Filmhälfte relevant. Hyams zeigt uns mit scharfem Blick ein modernes Amerika, dem der Mord an Kennedy, der Vietnamkrieg und die Watergateaffäre die Träume ausgetrieben haben. Der Amerikanische Traum ist tot. Die Idee, gemeinsam zu den Sternen zu fliegen, ist nur was für Superreiche. Bei der Liveübertragung der sechsten Mondlandung beschwerten sich Zuschauer, dass deswegen Wiederholungen der Sitcom "I love Lucy" ausgefallen sind. Die Stimmung der Bürger aus God's own Country hat festgestellt, dass es sich für Mondlandungen gerade mal eine Teflonpfanne kaufen kann. Sonst nichts. Warum also Billionen Dollar dafür ausgeben? Weil ein Techniker einen Traum hat. Den Traum, zum Mars zu fliegen.

Das sind die Pole, zwischen denen dieser Thriller sein enormes Spannungsfeld aufbaut. Hier eine Gesellschaft, personifiziert in einem US-Präsidenten, der von dieser Gesellschaft wiedergewählt werden will, die die Billionen Dollar lieber in Schulen, Kindergärten, Straßen stecken würde. Dort ein Missions-Chef, der für seinen Traum vom Mars über Leichen geht. In der Mitte zwischen beiden Polen hat David Huddleston als NASA-Chef Hollis Peaker seinen großen Auftritt. Der sehr füllige Huddleston, ein beliebtes Gesicht in vielen TV-Serien, spielt den NASA-Boss als einen, der keine Träume hat, aber auf das Wohlwollen der Washingtoner Bürokratie angewiesen ist. Hollis Peaker würde nie über eine Leiche gehen. Aber ein zynischer Schleimscheißer ist er dennoch. In der ersten Hälfte des Films, in der viel erklärt werden muss, ist David Huddleston der Hingucker, das Comic Relief.

Hyams balanciert mit seiner Story immer hart an der Kante zum Absturz: Wie soll das gehen, eine Landung auf dem Mars vorzutäuschen vor den Augen der Welt? Plakatmotiv (US): Capricorn One (1977) Da muss es doch viel zu viele Mitwisser geben. Hyams findet fast immer eine Lösung, selten muss er den gefürchteten Kommissar Zufall bemühen.

Irgendwann übernimmt der Reporter Robert Caulfield die Hauptrolle, dem Elliot Gould (Die Brücke von Arnheim – 1977; Der Tod kennt keine Wiederkehr – 1973; M.A.S.H. – 1970) mit seinem knautschigen Erscheinungsbild die Aura eines liebenswerten Trinkers gibt. Dass ausgerechnet so einer sich aufgrund einer vagen Angabe über Telemetriedaten, die nicht stimmen könnten, derart in seinen Verdacht verbeißt, ist der Dummheit der Verschwörer geschuldet. Nicht die Daten interessieren Caulfield. Aber dass sein Freund, der ihm von dieser falschen Telemetrie erzählt, quasi mitten im Gespräch verschwindet und aus allen Unterlagen verschwindet, als habe der nie existiert, macht den Reporter stutzig. Auch, dass auf ihn geschossen wird. Oder, dass sein Auto manipuliert wird, auf dass er einen tödlichen Unfall baue. Und während sich der Reporter in seine Story verbeißt und wir im Kinosessel beinahe die drei Astronauten aus dem Blick verloren haben, die in einem Filmstudio stehen und mit sich hadern, wie sie diese Lüge eigentlich ihren Familien, die so stolz auf sie sind, erzählen sollen, löst sich beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre, so wie die Weltbevölkerung das wahrnimmt, der Hitzeschild von der Kapsel. Für die drei Astronauten im Studio bedeutet das das Todesurteil. 

Das letzte Drittel gehört drei in der Wüste um ihr Leben kämpfenden Astronauten – James Brolin (Westworld – 1973; Die phantastische Reise – 1966), Sam Waterston (Der große Gatsby – 1974) und O.J. Simpson (Treffpunkt Todesbrücke – 1976; Flammendes Inferno – 1974) – einem langsam hellwach werdenden Reporter, zwei BO-109 Hubschraubern und einem knallroten Doppeldecker, den Telly Savalas steuert (Stoßtrupp Gold – 1970; James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät – 1969; Mackenna's Gold – 1969; Das dreckige Dutzend – 1967; Die Panzerschlacht in den Ardennen – 1965). Hyams inszeniert den Überlebenskampf der Astronauten, die sich aufteilen und jeweils alleine gegen die beiden Hubschrauber antreten müssen im Geiste von Steven Spielbergs Duell (1971) – Mensch gegen Maschine. Die Piloten der beiden Hubschrauber tauchen nur am Ende mal kurz auf. Da stehen zwei schwarze Maschinen in der Luft, die wie gigantische Insekten aussehen und sich mit Blicken verständigen, bevor sie töten. Bill Butler, der Director of Photography, der auch Spielbergs Weißen Hai fotografiert hat, filmt diesen Thriller in gleißendem Sonnenlicht, das jedem Glauben an eine dunkle Verschwörung widerspricht. Er nutzt lange Brennweiten, die die Hubschrauber bedrohlicher machen und harte farbliche Kontraste, die dem Film einen sehr realistischen Look geben.

Das Finale in der Wüste macht aus Peter Hyams spannendem Verschwörungsthriller einen Nägelbeißer paar excellence.

Wertung: 8 von 9 D-Mark
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