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Kinoplakat: The Expendables 3

Das Digitale zerstört
den Handmade-Charakter

Titel The Expendables 3
(The Expendables 3)
Drehbuch Sylvester Stallone & Creighton Rothenberger & Katrin Benedikt
mit Charakteren von Dave Callaham
Regie Patrick Hughes, USA, Frankreich 2014
Darsteller

Sylvester Stallone, Jason Statham, Harrison Ford, Arnold Schwarzenegger, Mel Gibson, Wesley Snipes, Dolph Lundgren, Randy Couture, Terry Crews, Kelsey Grammer, Glen Powell, Antonio Banderas, Victor Ortiz, Ronda Rousey, Kellan Lutz u.a.

Genre Action
Filmlänge 126 Minuten
Deutschlandstart
21. August 2014
Inhalt

Barney Ross und die letzten Expendables – Christmas, Gunnar, Hale Caesar und Toll Road – befreien den inhaftierten ehemaligen Expendable Doc aus einem Gefangenentransporter. Die vergrößerte Truppe soll einen Waffendeal verhindern. Dabei stellt sich heraus, dass der Waffenlieferant der totgeglaubte Expendable-Mitgründer Conrad Stonebanks ist. Stonebanks schießt Caesar an und entkommt.

Barney erhält sehr zu seiner Genugtuung von seinem neuen CIA-Kontakt Max Drummer den Auftrag, Stonebanks dingfest zu machen – sehr zu seinem leidwesen aber soll er ihn lebend nach Europa schaffen; Stonebanks, so der Plan, soll in Den Haag als Kriegsverbrecher vor dem Internationalen strafgerichtshof angeklagt werden. Für Barney macht das deutlich: die alten Zeiten sind vorbei, man kann sich auf nichts und niemanden mehr verlassen; kurz entschlossen schickt er seine alte Truppe in Rente und heuert neue, junge Expendables an.

Mit Hilfe von Bonaparte rekrutiert er vier junge Leute, die Stonebanks gefangen nehmen sollen. Bei einer Waffenübergabe in einem Museum in Bukarest können sie Stonebanks' Wachen überraschen und den Waffenhändler betäuben und festnehmen. Der Transport per Lieferwagen wird jedoch von Stonebanks Leuten per Helikopter abgefangen.

Die vier Neuen werden von Stonebanks' Leuten gefangen genommen, Barney entkommt und fliegt in die Heimat, um Ausrüstung aufzuladen – er will die jungen leute unbedingt aus Stonebanks Klauen befreien. Am Flughafen, die Maschine ist schon auf dem Weg zum Rollfeld, kommen Christmas und die anderen aussortierten Expendables an Bord und vervollständigen den Rettungstrupp.

Aber in Stonebanks Versteck, eine alte stadt in Osteuropa wartet Stonebanks mit einer ganzen Armee. Genau das Training, was die Expandables brauchen …

Was zu sagen wäre

Dieser dritte Teil ist das Gegenteil dessen, für was dieses Franchise über die „Entbehrlichen“ einst angetreten ist. Da wirkt bald jede dritte Einstellung, wie vor Green Screen aufgenommen – egal, ob die harten Kerle im Auto witzeln und im Hintergrund die einmontierte Landschaft vorbeirauscht oder ob sie – wo die Green-Screen-Technik dann wenigstens plausibel ist – aus abstürzenden Hubschraubern hängen. Stets passen die Lichtverhältnisse zueinander nicht und das ist bei einem Film, der angetreten war, die Rückkehr zur harten physischen Action der Schwarzenegger-seligen 1980er Jahre zu zelebrieren, tödlich.

Digitaleffekte kann jeder. Passenderweise ist dann das neue Wiz-Kid der Truppe, Thorn, ein hagerer Kletterer, dessen Finger schnell über Touchscreens huschen, der im Zweikampf aber eher zurückhaltend agiert.

Story platt – Film unterhaltsam

Das heißt aber nicht, dass der Film nicht trotzdem Spaß macht. Über den Gehalt der Story müssen wir nicht groß reden. Sie stammt aus dem Setzkasten der Actionfilm-Autoren und dient lediglich als Gerüst, um irgendwie von einer Schießerei zur nächsten Schlägerei zu kommen. Los geht es mit einer ordentlichen D-Zug-rammt-in-Knastmauer-Action und endet in einer 40-minütigen Schlacht um eine Hotelruine, in der Fäuste, automatische Waffen, Messer, Panzer und Hubschrauber zum Einsatz kommen – sehr sinnbefreit, zu digital aufgemotzt, dennoch unterhaltsam. Es gilt das erste Gesetz des Actionfilms: Die Helden treffen mit jedem Schuss zwei Schurken, die Schurken können feuern, wie und was sie wollen – sie schießen immer daneben. Das hat Arnold Schwarzenegger schon sehr erfolgreich in Commando (1985) durchexerziert. Der Zuschauer soll sich ja um seine Helden nicht unnötig ängstigen.

Wer in den 80er Jahren Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Dolph Lundgren, Mel Gibson und Harrison Ford im Kino sehen wollte, der musste Karten für fünf Filme kaufen – ich will nicht behaupten, dass diese fünf plus Statham plus Wesley Snipes plus Antonio Banderas plus einer jungen Testosteron-Riege inklusive draller Blondine sonderlich für ihr Schauspiel gefeiert werden müssten. Im allgemeinen bemühen sie ihre zwei einstudierten Gesichtsausdrücke – Schwarzenegger hat gar nur noch einen, dümmlich grinsenden – und prügeln, schießen, bomben den Rest der Zeit. Deswegen guckt man sich diesen Film ja aber auch an. Wenn dann Wesley Snipes (Brooklyn’s Finest – 2009; Blade: Trinity – 2005; Blade II – 2002; The Art of War – 2000; Blade – 1998; Auf der Jagd – 1998; Mord im Weißen Haus – 1997; The Fan – 1996; Money Train – 1995; Drop Zone – 1994; Demolition Man – 1993; Die Wiege der Sonne – 1993; Passagier 57 – 1992; "New Jack City" – 1991), frisch aus dem Ultra-Gefängnis rausgebombt, gefragt wird, warum er denn gesessen habe, antwortet „Steuerhinterziehung“, ist das eines dieser Goodies, die die Autoren ins Buch schreiben. Wesley Snipes saß tatsächlich wegen Steuerhinterziehung hinter Gittern.

Die alten Recken sind müde, sehr müde

Harrison Ford, der Mann der Indiana Jones war, der der Blade Runner war, der demnächst wieder Han Solo ist, wirkt blass und kränklich, gibt einen CIA-Schreibtischmann, der sich am Steuerknüppel eines Hubschraubers austoben kann (Ender's Game – 2013; Paranoia – 2013; Cowboys & Aliens – 2011; Morning Glory – 2010; Firewall – 2006; K-19 – Showdown in der Tiefe – 2002; Schatten der Wahrheit – 2000; Begegnung des Schicksals – 1999; Sechs Tage, sieben Nächte – 1998; Air Force One – 1997; Vertrauter Feind – 1997; Das Kartell – 1994; Auf der Flucht – 1993; Die Stunde der Patrioten – 1992; In Sachen Henry – 1991; Aus Mangel an Beweisen – 1990; Die Waffen der Frauen – 1988; Frantic – 1988; Mosquito Coast – 1986; Der einzige Zeuge – 1985; Ein Rabbi im Wilden Westen – 1979; Apocalypse Now – 1979; Krieg der Sterne – 1977; "Der Dialog" – 1974; American Graffiti – 1973). Da hat er nicht viel zu leisten und die Flugmanöver sind ohnehin digital gebaut.

Mel Gibson (Auftrag Rache – 2010), der andere ehemals Große mit Potenzial zu echter Schauspielerei (The Million Dollar Hotel – 2000; Fletchers Visionen – 1997; Kopfgeld – 1996; Braveheart – 1995; Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis – 1987; Die Bounty – 1984), hat sich nach seinen antisemitischen Ausfällen offenbar in den Schmollwinkel verzogen, tritt in Filmen des Geldes wegen auf und spielt immer das Gleiche – oder: den Gleichen. Als Schurke Stonebanks wiederholt er seine Figur aus Machete kills (2013) auf dem darstellerischen Niveau von Get the Gringo (2012). Vielleicht bekommt er aber auch nichts anderes mehr.

Arnold Schwarzenegger … hat offenbar einfach Spaß am Dabei sein; dass er sich sonderlich anstrengte, seiner Rolle ein irgendwie geartetes Profil zu geben, kann man nicht sagen. Und Sylvester Stallone, das Master Mind hinter der Serie, sieht so unglaublich traurig aus, dass ich geneigt bin, ihm zu glauben, dass er sich auf großer Abschiedstournee befindet. Wenn sein Barney sagt „Unsere Zeit ist vorbei“, dann meint Stallone das offenbar genau so.

Seine junge Truppe, die er in diesem Teil zusammenstellt, ist eine Ansammlung smarter Kids, die professionell und fokussiert zur Sache geht. Aber die sind natürlich nicht expandable.

Wertung: 4 von 8 €uro
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