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Plakatmotiv: Die Waffen der Frauen (1988)

Ein Karriere-Märchen, in
dem mal eine Frau gewinnt

Titel Die Waffen der Frauen
(Working Girl)
Drehbuch Kevin Wade
Regie Mike Nichols, USA 1988
Darsteller

Harrison Ford, Sigourney Weaver, Melanie Griffith, Alec Baldwin, Joan Cusack, Philip Bosco, Nora Dunn, Oliver Platt, James Lally, Kevin Spacey, Robert Easton, Olympia Dukakis, Amy Aquino, Jeffrey Nordling, Elizabeth Whitcraft, Maggie Wagner, Lou DiMaggio, David Duchovny u.a.

Genre Komödie, Drama
Filmlänge 113 Minuten
Deutschlandstart
9. März 1989
Inhalt

Die ehrgeizige Sekretärin Tess findet eine Anstellung bei der Unternehmensberaterin Katherine Parker, einer knallharten Geschäftsfrau. Katharine erklärt ihr, sie setze auf Teamarbeit und ein gemeinsames Fortkommen beider Frauen. Tess ergreift die Chance und bittet sie um Rat. Sie weiß von dem erfolgreichen Geschäftsmann Oren Trask, dass der einen Fernsehsender kaufen will, aber nicht recht weiter kommt. Stattdessen, so Tess' Idee, solle er einen Radiosender kaufen, der in vielerlei Hinsicht deutliche Vorteile bringen würde.

Privat ertappt sie kurz darauf ihren Freund Mick bei einem Seitensprung und zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus. Dabei wird sie von ihrer Freundin Cyn unterstützt.

Als Katharine Parker zum Skiurlaub verreist, bricht sich diese dort ein Bein und landet im Krankenhaus. Aus ihrem Krankenzimmer ruft sie Tess an und bittet sie, auf ihre Wohnung aufzupassen. Tess stellt dort fest, dass Parker ihre Idee geklaut und sie ihrem Geschäftspartner Jack Trainer als die eigene vorgestellt hatte. Tess lernt Jack Trainer kennen, sie verlieben sich ineinander, und gemeinsam mit ihm arbeitet sie an der Planung der Transaktion.

Dann kommt Katherine aus dem Krankenhaus und stellt sich nicht nur als Jacks Geliebte heraus. Sie verdrängt auch Tess, die „nur meine Sekretärin ist“, die ihr die Geschäftsidee gestohlen habe, aus der entscheidenden Verhandlungsrunde …

Was zu sagen wäre

Das Arbeitsleben ist ein Rattenrennen. Tess weiß das. Jeden Morgen fährt sie mit der Fähre von New Jersey nach Manhattan und träumt, während sie sich als Sekretärin von irgendwelchen Brokern ärgern lassen muss, von einem eigenen Büro. Sie hat dafür extra – und erfolgreich – die Abendschule besucht: „Ich will nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, mir den Arsch abzurackern und nichts zu erreichen, nur weil ich Regeln befolgt habe, die ich nicht aufgestellt habe!Plakatmotiv: Die Waffen der Frauen (1988)Aber die Erfolgreichen waren halt in Harvard oder in Yale. Und sie ist zudem eine Frau. Und die sind in dieser Welt Sekretärinnen.

Mike Nichols arbeitet in seinen Filmen mit den Schwierigkeiten zwischenmenschlicher Beziehungen und mit den Regeln gesellschaftlichen Lebens ("Biloxi Blues" – 1988; Sodbrennen – 1986; "Silkwood" – 1983; Die Kunst zu lieben – 1971; Catch 22 – Der böse Trick – 1970; Die Reifeprüfung – 1967; Wer hat Angst vor Virginia Woolf? – 1966). In "Working Girl" verknüpft er beides. Der Financial District im Schatten der Twin Towers glänzt hier nicht so goldgelb, wie in Oliver Stones Wall Street (1987). Bei Mike Nichols besteht die Finanzwelt aus Besprechungsräumen, unspektakulären Büros und Großraumbüros. Kein Glamour. In diesem Film ist das die Welt der Frauen. Kleine Broker benehmen sich hier wie junge Hunde, die mit den Frauen nur spielen wollen. Erfolgreiche Broker wollen Frauen gleich auf dem Rücksitz ihrer Limousine begrapschen. Die einzige Frau, die in einem Eckbüro sitzt und selber Deals anleiern darf, Katherine, ist eine, die sich genauso verhält wie die Männer. Sigourney Weaver spielt sie als lächelnde Schlange mit kalten Augen (Gorillas im Nebel – 1988; Ghostbusters – 1984; "Ein Jahr in der Hölle" – 1982; Alien – 1979; Der Stadtneurotiker – 1977). Auch Katherine missbraucht die Frauen, die für sie arbeiten, indem sie ihnen ihre Ideen klaut.

Tess, die Frau auf der Staten Island Ferry, hatte diese Geschäftsidee und ist in diesem Film damit das Aschenputtel, das mehr kann, als schnell Schreibmaschine zu schreiben. Sie liest Börsenberichte, Finanzmagazine, aber auch die Klatschspalten und kann daher, ausgestattet mit einem guten amerikanischen Herzen, Geschäfte und Transaktionen an der Börse ganz gut einschätzen. Aber Klatschspalten lesen lernt man nicht in Harvard und deshalb wird sie mit ihren Ideen nicht ernst genommen – vor allem deshalb nicht, weil die Bosse, die Tess' Ideen verstehen würden, in ihren Büros im obersten Stockwerk für Tess unerreichbar sind; naja, und die kleinen Broker sind kleine Broker, weil sie keine so klugen Ideen haben wie Tess. Bis sich Tess als erfolgreiche Geschäftsfrau ausgibt und auf denen einen Geschäftsmann trifft, dem gute Ideen wichtiger sind als Geschlechterfragen: „Sie sind die erste Frau, die ich auf so 'ner blöden Party sehe, die sich auch wie eine Frau anzieht, und nicht wie eine Frau, die denkt, was würde ein Mann anziehen, wenn er eine Frau wäre.“ Hier kommt Harrison Ford ins Spiel (Frantic – 1988; Mosquito Coast – 1986; Der einzige Zeuge – 1985; Indiana Jones und der Tempel des Todes – 1984; Die Rückkehr der Jedi-Ritter – 1983; Blade Runner – 1982; Jäger des verlorenen Schatzes – 1981; Das Imperium schlägt zurück – 1980; Ein Rabbi im Wilden Westen – 1979; Apocalypse Now – 1979; Der wilde Haufen von Navarone – 1978; "Helden von Heute" – 1977; Krieg der Sterne – 1977; "Der Dialog" – 1974; American Graffiti – 1973). Ford spielt den Jack Trainer als zielorientierten Geschäftsmann im mittleren Management, der an seiner Umwelt leidet, in der auch die Frauen harte Kerle sind, mit denen man seltsame Getränke trinken muss. Er bevorzugt „Tequila Gold. Kein Chardonnay, kein Kir Royal. Richtige Drinks!

Der Rest ist Märchen, in dem die im Titel angesprochenen Geschlechterfragen keine Rolle spielen. Die "Waffen der Frauen" im deutschen Titel sind die richtige Garderobe und geschäftlicher Instinkt. Das "Working Girl" im Originaltitel zeichnet sich durch das Adjektiv working aus. Plakatmotiv: Die Waffen der Frauen (1988) Sie ist ein arbeitender Mensch, der nicht wahrgenommen wird: „Hätten Sie mir als Sekretärin denn überhaupt zugehört?“ fragt Tess den großen Konzernlenker. Aber das könnte genauso auch ein männlicher Tess fragen, dann gespielt von vielleicht Michael J. Fox. Was nämlich macht die weibliche Tess im Film erfolgreich? Sie trägt ein Kleid, keinen Hosenanzug, und benimmt sich weicher, als andere Financial-District-Frauen. Darüberhinaus hat sie den Willen, es zu schaffen – der aber ist geschlechtslos und gehört zu jeder Aufstiegsgeschichte.

Zu Beginn des Films hat Tess noch einen Working-Class-Freund in Jersey, einer mit behaarter Brust, öligen Haaren, der ihr zum Geburtstag Strapse schenkt. Außerdem schläft er mit anderen Frauen, deshalb verlässt sie ihn bald. Aber auch dieser Mann strebt nach dem beruflichen Erfolg und bekommt ihn auch mit einem Boot, das er vermietet. Der Unterschied zu Tess ist, dass er seine Working-Class-Welt nicht verlassen will und jetzt halt mit der Frau zusammenlebt, mit der Tess ihn vorher im Bett erwischt hat. Aber Leben in New Jersey mit zweite-Wahl-Frau und Bootsverleih gilt in diesem Film nicht als erfolgreich. Erfolgreich ist, wer es in den funkelnden Diamanten geschafft hat, als der die Südspitze Manhattans hier abends funkelt.

Tess lebt am Ende mit ihrem Wall-Street-Mann im gemeinsamen Manhattan-Appartement und bekommt ihr eigenes Büro. Sie hat sich durchgesetzt, sie hat die Herren überzeugt, die böse Königin Katherine zieht im purpurroten Kleid geschlagen vom Feld und das ist schön so, weil es so zu erwarten war. Männer benehmen sich Frauen gegenüber wie Schweine – oder wie die erwähnten jungen Hunde. Auch das zeigt der Film, ist aber nur so eine semi-neue Erkenntnis. Über Männer und Frauen, ihre Unterschiede, ihr Verhalten miteinander erzählt mir das Märchen vom Financial-District-Aschenputtel nichts Erhellendes. Es wäre ja zum Beispiel noch spannend zu sehen, wie die Geschichte weitergeht, wenn das Traumpaar ein Kind bekommt und die Wer-kümmert-sich-ums-Kind-wer-macht-Karriere-in-den-Finanztürmen-Frage aufkommt.

Das treffendste Bild des Films ist das Schlussbild. Wir sehen durchs Fenster die glückliche Tess in ihrem Büro. Die Kamera entfernt sich vom Fenster, es kommen immer mehr Fenster in den Blick mit Menschen an Schreibtischen dahinter. Tess, die erfolgreiche Frau, ist jetzt eine von zahllosen Arbeitsbienen im Stock der großen Konzerne.

Wertung: 6 von 10 D-Mark
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