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Plakatmotiv (US): Catch-22 (1970)

Wirr. Erschreckend.
Nur nicht packend.

Titel Catch-22 – Der böse Trick
(Catch-22)
Drehbuch Buck Henry
nach dem gleichnamigen Roman von Joseph Heller
Regie Mike Nichols, USA 1970
Darsteller

Alan Arkin, Martin Balsam, Richard Benjamin, Art Garfunkel, Jack Gilford, Buck Henry, Bob Newhart, Anthony Perkins, Paula Prentiss, Martin Sheen, Jon Voight, Orson Welles, Bob Balaban, Susanne Benton, Norman Fell u.a.

Genre Komödie, Drama, Krieg
Filmlänge 122 Minuten
Deutschlandstart
22. Januar 1971
Inhalt

Während des Zweiten Weltkriegs siet sich Captain Jow Yossarián den Schrecken und Grausamkeiten des Krieges ausgesetzt. Geplagt von Brutalität und dem täglichen Anblick des Todes beschließt er, nicht mehr weiter kämpfen zu wollen. Dafür entwickelt der Soldat einen Plan, der vorsieht, dass er als kampfuntauglich eingestuft wird, aufgrund eines vorgetäuschten Wahnsinns.

Jedoch sieht er sich während des Versuchs als geisteskrank eingestuft zu werden, grotesken bürokratischen Schranken ausgesetzt, die eine Einstufung als Wahnsinnig komplett unmöglich machen. Denn: Ein Pilot nur dann als verrückt gelten, wenn er dies selbst beantragt. Unabhängig vom Zustand des Piloten ist der Wunsch nicht mehr zu fliegen aber ein Beweis dafür, dass er noch normal ist. Auch nach mehreren Versuchen muss er einsehen, dass das System zu ausgereift ist, um es zu täuschen, bzw. um aus dem Dienst entlassen zu werden.

Doch langsam beginnt der vorgetäuschte Wahnsinn auch Auswirkungen auf sein reales Leben zu haben und die Gefahr droht, dass das Schauspiel in furchtbare Realität umschlagen könnte …

Was zu sagen wäre

Krieg ist nichts für Weicheier. Und im zeitgenössischen Kino endet er für die Beteiligten in Wahnsinn und/oder Zynismus. Da war gerade erst Robert Altmans M.A.S.H. und jetzt die Verfilmung des als nicht verfilmt geltenden Romans "Catch-22". Altmans Film ist witziger. Mike Nichols' Kriegsbeobachtungen (Die Reifeprüfung – 1967; Wer hat Angst vor Virginia Woolf? – 1966) sind eher von der Sorte, bei der einem das Grinsen vergeht.

Er und sein Drehbuchautor haben die Buchvorlage sozusagen buchstabengetreu verfilmt; einen Zusammenhang geben viele der Szenen zunächst nicht. Während wir rätseln, warum Yossarián abgestochen wurde, warum er im nächsten Moment in einem Flugzeug mit blutigem Bein und dann über einem schwer Verwundeten Kameraden hockt, schweift der Film ab und verfolgt die schwindende Autorität des Truppen-Geistlichen. Zwischendurch sinniert ein alternder Italiener, dass Italien immer gewinnen werde. Erst kamen die Deutschen, dann die Amerikaner – übrig blieben die Italiener. Von denen wir ansonsten nur Nutten sehen.

Das Kriegsszenario, das sich darum dreht, dass die GIs die Brücke von Ferrara zerstören sollen, die der Wehrmacht als Nachschubweg dient, spielt sich an der Peripherie des Films ab. Die Brückenzerstörung hat jetzt schon siebenmal nicht geklappt. Stattdessen hat man befohlen, Ferrara einem strategischen Bombardement zu unterziehen. Dem widersetzt sich Yossarián, aber da springt der Film zu Leutnant Milo, der einen florierenden Handel zwischen Italienern, Deutschen und Amerikanern aufgebaut hat, für den er schon mal die Fallschirme der eigenen Leute klaut, weil die Italiener gerade scharf auf Seide sind und dafür Marmorbüsten bieten, die die Deutschen schick finden.

Außerdem erfahren wir: Der Arzt ist korrupt, der Adjutant des Standortkommandanten ist wahnsinnig, der kurzerhand zum Major beförderte „Captain Major“ ist unfähig, allein die Wäschestube zu leiten. Kameraden erweisen sich als Fahnenflüchtige oder als Vergewaltiger und Frauenmörder. Diesem zusammenhanglosen, wirr erscheinenden Plot, der gesprengt wird mit blutigen, unappetitlichen Szenen, ist schwer zu folgen, ist nicht magnetisierend.

Warum Krieg geführt wird, ist egal. Er dient Karrierezwecken, Gewinnmaximierung und Sex. Man müsste blöd sein, um da nicht mitmachen zu wollen. Wer das System aber durchschaut hat und deshalb nicht mitmachen will, kann ja gar nicht blöd sein, muss also mit machen.

Das ist Catch-22. Umgangssprachlich für Zwickmühle.

Wertung: 4 von 8 D-Mark
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