IMDB

Plakatmotiv: Blade (1998)

Graf Dracula
hat ausgebissen

Titel Blade
(Blade)
Drehbuch David S. Goyer
mit Blade und Deacon Frost aus den MARVEL-Comics von Marv Wolfman und Gene Colan
Regie Stephen Norrington, USA 1998
Darsteller

Wesley Snipes, Stephen Dorff, Kris Kristofferson, N'Bushe Wright, Donal Logue, Udo Kier, Arly Jover, Traci Lords, Kevin Patrick Walls, Tim Guinee, Sanaa Lathan, Eric Edwards, Donna Wong, Carmen Thomas, Shannon Lee u.a.

Genre Comic-Verfilmung
Filmlänge 120 Minuten
Deutschlandstart
3. Dezember 1998
Inhalt

Blades Leben begann, als das seiner Mutter endete: Durch den tödlichen Biss eines Vampirs geriet das vergiftete Blut auch in die Adern ihres noch ungeborenen Sohnes. Damit war Blades Schicksal besiegelt.

Obwohl halber Vampir, unterdrückt er seinen Durst nach Blut. Er hat sich geschworen, den Tod seiner Mutter zu rächen und die Menschheit vor den dunklen Machenschaften dieser seelenlosen Kreaturen zu beschützen. Blades übermenschliche Kräfte ermächtigen ihn, seine Feinde zu erkennen, sie aufzuspüren und zu besiegen. Er führt seinen Kampf gemeinsam mit dem Vampirjäger Abraham Whistler – ohne Erbarmen.

In der Zwischenzeit bereitet der machtbesessene Vampir Deacon Frost alles vor, um in einem letzten, endgültigen Anschlag auf die Menschheit die Weltherrschaft zu übernehmen …

Was zu sagen wäre

Der Vampir des 20. Jahrhunderts trägt keine edle Abendrobe mit elegantem Mantel mehr. Vampirklamotten heute, das sind Jeans, Lederjacken, Cocktailkleider, was die Modedesigner heutzutage halt so hergeben. Der moderne Vampir übernachtet nicht im Sarg in einem abgelegenen Schloss in den Karpaten. Plakatmotiv: Blade (1998)Er betreibt Nachtclubs in Los Angeles, in denen er und seinesgleichen die Nächte durchtanzt, für die nötige Zufuhr an Menschenblut durch mitgebrachte menschliche Groupies sorgt und tagsüber mit ordentlich Sunblocker durch die Straßen der Stadt streift.

Zumindest einige von ihnen.

Andere Vampire hausen in dunklen Festungen irgendwo in der oder unter der Stadt. Es sind die alten Vampire, die „reinen Blutes“ sind, die gezeugt wurden von zwei Vampiren und schon als solche auf die Welt kamen. Die neuen Vampire, die sich ursprünglich Comicautoren aus dem MARVEL-Verlag ausgedacht haben, haben mit Graf Dracula nichts gemein. Die Reinblütigen haben mit den Menschen eine Art Nichtangriffspakt geschlossen. Mit welchen Menschen genau bleibt unklar. Wie dieser Pakt genau aussieht, ist ebenfalls unklar, denn die Vampire beißen sich durch die menschliche Gesellschaft, um ihren Durst zu stillen. Daran hat sich nichts geändert, heißt heute nur anders: „Sie trinken Blut, um ihren Mangel an Hämoglobin auszugleichen.“ Vor Kreuzen haben sie keine Angst, dafür mögen sie immer noch kein Knoblauch, weil das bei ihnen zu einem anaphylaktischen Schock führt. Auch Silberkugeln und Sonnenlicht sind weiterhin tödlich. Die Reinblütigen sehen auf die Gewandelten herab, also auf die Vampire, die mal Menschen waren und gebissen worden sind. Die Gewandelten wiederum schauen herab auf die Familiars – das sind Menschen, die sich in den Dienst der Vampire stellen und hoffen, eines Tages von ihnen gebissen zu werden.

Der neue Vampir ist standesbewusst, hierarchisch organisiert und neigt zum Rassismus. Und er hat zwar einen nicht näher definierten Vertrag mit den Menschen, ist gleichzeitig aber quer durch die Gesellschaftsschichten in allen Bereichen des Lebens bis hinauf in die höchsten Einflusssphären einflussreich vertreten.

Und dann gibt es noch Blade. Gezeugt von zwei Menschen, aber zu einem Daywalker geworden, weil seine Mutter während der Schwangerschaft gebissen wurde. Im Mutterleib wurde er nicht gänzlich in einen Vampir verwandelt, weil seine im Sterben liegende Mutter ihn zuvor noch zur Welt brachte. So ist Eric Brooks nun ein Vampir mit den Stärken eines Vampirs ohne deren Schwächen (Sonnenlicht etc.), der seinen Durst auf Menschenblut mit einem Serum stillt, dessen Wirkung aber mit fortlaufender Einnahme nachlässt. Blades Motivation der Jagd auf (beinahe) Seinesgleichen ist die Rache: Er will den Vampir finden, der damals seine Mutter biss. Bis es soweit ist, will er die Vampire zumindest im Zaum halten. "Blade" basiert auf den MARVEL-Comic-Figuren von Marv Wolfman und Gene Colan. Blade, einer der ersten schwarzen Comicstrip-Fighter, tauchte zum ersten Mal 1973 als Nebenfigur in "Tomb of Dracula" auf und machte auf die Fangemeinde einen so großen Eindruck, dass ihm die MARVEL-Zeichner ab 1994 eine eigene Serie widmeten.

Das erfrischende an diesem Film ist das oben Erwähnte: Eine neue Art von Vampir, die radikal mit dem herkömmlichen Bild bricht und eine eigene Visualität ermöglicht. Das liegt im Trend des 90er-Jahre-Kinos. In den USA lässt auch John Carpenter gerade neuzeitliche Vampire toben, die zu uns erst im nächsten Jahr kommen sollen, noch nicht lange her, da ließ Robert Rodriguez eine Fernfahrerkneipe voller Vampire From Dusk Till Dawn tanzen und Kathryn Bigelow ließ junge Ledermantelvampire sogar schon 1987 Near Dark auf unschuldige Oklahoma Boys los.

Die Vorlage im vorliegenden Fall liefert ein Comic und entsprechend zweidimensional sind dann auch die neuen Vampire. Die in großen, der Mafia ähnlichen, Familien organisierten Vampire verkörpern die alte Ordnung. Der (ewig) junge Deacon Frost, ein Gewandelter, ist der Aufsteiger, der sich gegen die rassistische Hierarchie der Vampire stellt und sie mit Klugheit, Geduld und Cleverness zu Fall bringt, um dann mittels eines uralten Rituals, das sogar die ältesten Vampire vergessen haben, den Blut-Vampir zu wecken, um über diesen die Welt zu beherrschen. Plakatmotiv (US): Blade (1998)Das will Blade natürlich verhindern und als er erfährt, dass Deacon Frost es war, der seine Mutter gebissen hat, kennt sein Durst auf Rache kein Halten mehr. Immer, wenn er dann gegen zahllose Vampire antritt, hängen viele Milchglasscheiben herum, stehen Glasvitrinen im Weg oder zerbrechliche Möbel; jedenfalls immer irgendwas, was spektakulär splittert und kracht, wenn Blade seine Silberkugeln verfeuert, sein Schwert schwingt und die an BATerangs erinnernden Klingen schleudert, oder er seine Kampfkunst einsetzt und Vampire durch die Gegend schmeißt. Allein die Einstiegssequenz, in der nach wenigen Minuten das Blut buchstäblich von der Decke spritzt, macht den Film auch für Splatter-Freunde erträglich.

Als Blade scheint Wesley Snipes (Auf der Jagd – 1998; Mord im Weißen Haus – 1997; The Fan – 1996; Money Train – 1995; Drop Zone – 1994; Demolition Man – 1993; Die Wiege der Sonne – 1993; Passagier 57 – 1992; "New Jack City" – 1991) wie Gesucht und Gefunden. Er beherrscht verschiedene Kampfstile, ist dabei so gebaut, dass man sie ihm auch abnimmt und das Drehbuch mutet ihm keine zu langen Sätze zu; das im Zusammenspiel mit der schwarzen Sonnenbrille, die er auch im dunklen Keller trägt, hilft ihm, sein mangelndes schauspielerisches Talent zu überspielen. Das ist kein Nachteil, Comicfiguren folgen, anders als Figuren, die im Kino als normale Menschen gezeigt werden, ausschließlich ihrer Bestimmung und die muss in 30-seitige Heftchenabenteuer passen. Um dennoch eine Art soziales Umfeld, eine im US-Kino wichtige Familie zu haben, gesellen sich zwei Figuren zum Daywalker. Als Blades grauhaariger Mentor Whistler hat der Countrysänger Kris Kristofferson (Heaven's Gate – 1980; Convoy – 1978; A Star is born – 1976; Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia – 1974; Pat Garrett jagt Billy the Kid – 1973) einen beeindruckenden Auftritt – ein nachhaltiger Obi Wan Kenobi für die dunklen Seiten der Welt. Und um auch im Kinosessel diese ganze Welt mit Vampiren, Halbvampiren, Gewandelten, Daywalkern und so weiter zu verstehen, gerät eine clevere Labormedizinerin in den Bannkreis der Vampire. Ihr können Blade und Whistler all diese Hintergründe erklären, damit auch wir im Kinosessel mitkommen. Diese Ärztin, Karen, hat leichte Probleme, ihrem Ex-Freund klar zu machen, was das "Ex" bedeutet, ist attraktiv, so clever, dass es für den Nobelpreis reichen müsste, in Prügeleien nicht zimperlich und gänzlich unerschrocken – und damit immer sowas wie eine möglicherweise in Frage kommende Love Interest für den Titelhelden.

Am Finale haben die Produzenten dann ordentlich rumgeschraubt, da gab es angeblich verschiedene Ansichten, wie der Schlusskampf enden soll und wie das Schlussbild aussehen soll. Schließlich ist der finale Fight von Blade und Deacon eine durchschnittliche Prügelei mit Special Effects, die wir vorher im Film schon gesehen haben und damit hier ein wenig die Überraschung rauben. Und das Schlussbild ist nun in Moskau, was vielleicht Sinn ergibt, wenn dereinst eine Fortsetzung ins Kino kommt.

Wertung: 8 von 11 D-Mark
IMDB