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Plakatmotiv: Message in a Bottle (1999)

Ein Tränenzieher mit Strand
und Sonnenuntergang

Titel Message in a Bottle – Der Beginn einer großen Liebe
(Message in a Bottle)
Drehbuch Gerald Di Pego
nach dem Roman "Weit wie das Meer – Message in a Bottle" von Nicholas Sparks
Regie Luis Mandoki, USA 1999
Darsteller

Kevin Costner, Robin Wright Penn, Paul Newman, John Savage, Illeana Douglas, Robbie Coltrane, Jesse James, Bethel Leslie, Tom Aldredge, Viveka Davis, Raphael Sbarge, Richard Hamilton, Rosemary Murphy u.a.

Genre Drama, Romantik
Filmlänge 131 Minuten
Deutschlandstart
26. August 1999
Website nicholassparks.com
Inhalt

Eine einsame Frau am Strand verliebt sich in einen Mann, den sie nicht kennt.

Um die schmerzlichen Erinnerungen ihrer Scheidung zu verarbeiten, hat sich Theresa Osborne ganz der Sorge um Sohn Jason und ihrer Arbeit für die "Chicago Tribune" verschrieben. Während eines einsamen Urlaubs – Jason ist bei seinem Vater – entdeckt Theresa am Strand ein Flasche, darin ein bewegender, leidenschaftlicher Brief, der schlicht mit „G.” unterschrieben ist. Die Poesie des Briefes bewegt sie und begibt sich auf die Suche nach dem Autor der Zeilen. In Outer Banks, North Carolina, findet sie … den Schiffsbauer Garret Blake.

Der hat sich nach dem Tod seiner Frau Catherine ebenfalls aus der geselligen Welt zurückgezogen, Kontakt hält er nur zu seinem Vater Dodge. Dem kommt Theresa gerade recht, versucht Dodge doch mit allen Mitteln, Garret aus seiner Trauer herauszureißen: „Du hast die Wahl”, sagt Dodge zu Garret, „die Vergangenheit oder die Zukunft. Entscheide Dich für eine von beiden und werde dann darin glücklich!

Was zu sagen wäre

In Outer Banks, North Carolina, reden die Leute nicht viel. Wenn sich hier zwei Männer nach einem jahrelangen, erbitterten Streit versöhnen, dann hilft der eine dem anderen wortlos beim Bau des Schiffes, das dem so viel bedeutet. Und doch schafft es einer dieser wortlosen Männer, anrührende Liebesbriefe an eine Tote zu schreiben. So anrührend, dass sich in 1.600 Kilometer Entfernung eine Redakteurin der "Chicago Tribune" ernsthaft verliebt in die sanften Töne dieses vermutlich sanften, einfühlsamen Mannes, der den Tod seiner geliebten Frau nicht überwindet.

In dieser Verfilmung des gleichnamigen Romans von Nicholas Sparks reffen zwei Menschen aufeinander, denen das Leben schon herbe Wunde geschlagen hat. Er hat seine Frau an den Krebs verloren, sie ihren Mann an eine andere Frau. „Das passiert doch jedem!“, sagt sie, weil sie gar nicht glauben kann, dass sie die Trennung immer noch so mitnimmt. „Aber es ist Dir passiert“, antwortet er. Gerald Di Pego hat wunderbar lakonische Dialoge ins Drehbuch geschrieben, die dem dauernd drohenden Pathos gleich den Wind aus den Segeln nehmen. Vor allem Paul Newman bringt diese Dialoge zum Strahlen. Er spielt Garrets Vater, der das Leiden seines Sohnes nicht erträgt und auch nicht, wie der sein Glück davonfliegen lassen kann. Es ist eine vergleichsweise kleine Rolle für den Superstar der 1950er und 60er Jahre, der immer noch regelmäßig in wichtigen Nebenrollen vor der Kamera steht (Im Zwielicht – 1998; Nobody's Fool – 1994; Hudsucker - Der große Sprung – 1994; Die Farbe des Geldes – 1986; "The Verdict" – 1982; Die Sensationsreporterin – 1981; "Die Bronx" – 1981; Schlappschuss – 1977; Unter Wasser stirbt man nicht – 1975; Flammendes Inferno – 1974; Der Clou – 1973; Der Mackintosh Mann – 1973; Sie möchten Giganten sein – 1971; Butch Cassidy und Sundance Kid – 1969; Indianapolis – 1969; Der Etappenheld – 1968; Der Unbeugsame – 1967; Man nannte ihn Hombre – 1967; Der zerrissene Vorhang – 1966; Ein Fall für Harper – 1966; Immer mit einem anderen – 1964; Der Wildeste unter Tausend – 1963; Haie der Großstadt – 1961; Exodus – 1960; Die Katze auf dem heißen Blechdach – 1958; Der lange heiße Sommer – 1958), aber eine eindrückliche, die den weidwunden, aber auch etwas langweiligen Charakter des Sohnes abrundet.

Garret, der Autor der Flaschenpost, ist ein Schiffbauer, der keine Schiffe mehr baut, seit seine Frau tot ist, der an dem kleinen Ort in North Carolina verwurzelt ist und zum Lebensunterhalt halt die Schiffe anderer Leute in Schuss bringt. Ein stiller Typ mit charmantem Lächeln, also genau das richtige für Kevin Costner, der diese Rolle aus dem Effeff beherrscht, zumal ihn immer die Melancholie des Mannes umweht, Everybodys – und damit Hollywoods – Darling war und dann aber weiter frech seine Filme umgesetzt hat, nicht die, die alerte Marketingplaner für ihn zurechtgelegt hatten und wirtschaftlich mehrfach aufs falsche Pferd gesetzt hat (Postman – 1997; "Tin Cup" – 1996; Waterworld – 1995; Wyatt Earp – Das Leben einer Legende – 1994; Perfect World – 1993; Bodyguard – 1992; JFK – Tatort Dallas – 1991; Robin Hood – König der Diebe – 1991; Der mit dem Wolf tanzt – 1990; Feld der Träume – 1989; No way out – 1987; Die Unbestechlichen – 1987; Die Sieger – American Flyers – 1985; Silverado – 1985). Als Flaschenpost schreibender Garret ist Costner für die Goldene Himbeere nominiert. Costner versucht, seine Karriere per Imagewandel wieder anzuschieben – hin zum knorrigen Liebhaber mit Vergangenheit. 1999 hat er gleich zwei Filme dieser Art im Rennen. Neben "Message in a Bottle" auch Aus Liebe zum Spiel, der ihn im uramerikanischen Baseball-Milieu zeigt. An der Himbeere gemessen muss 1999 ein guter Schauspielerjahrgang sein, dass sie schon einen wie Costner nominieren müssen, der in "Message…" ganz okay ist, dem aber das Drehbuch den farblosen Part, den unamerikanischen überlassen hat. Garret hängt im Gestern fest in einem Land, in dem es immer um das Morgen geht, um das Weiter. Don't Look back, sagen die Amerikaner, step forward! Der Witwer will aber unbedingt zurück in die Vergangenheit. In seinem Haus steht immer noch das Atelier seiner malenden Frau, so wie sie es verlassen hat, nichts darf da verändert werden.

Die interessantere Figur ist tatsächlich Theresa. Sie beißt sich als Single Mom durch, wirkt nicht larmoyant und so wirkt gleich die Eröffnungsszene sehr emotional, in der sie ihren Sohn Jason am Flughafen an ihren Ex-Mann und dessen Frau, die einen Kinderwagen schiebt, übergibt. Es gibt kein böses Wort, kein Gezicke, alle sind ausgesprochen höflich miteinander und verabschieden sich bis zum nächsten Mal. Dieser verbindliche Umgang mit der neuen Familie des Ex-Mannes macht sehr deutlich, was Theresa verloren hat und auch, dass da gar nichts dran zu ändern ist und sie selbst zusehen muss, wie sie Land gewinnt. An die große Liebe jedenfalls, dieses unvergleichliche Sommerferien-Teenagergefühl, glaubt die Großstadtpflanze nicht mehr. Durch Robin Wright Penn (Crossing Guard – 1995; Forrest Gump – 1994; Toys – 1992; Die Braut des Prinzen – 1987) strahlt Theresa große Kraft und große Sehnsucht aus, verletzlich, aber nicht schwach.

Ein Rührstück der Extraklasse. Sowas gibt es im amerikanischen Kino nur noch selten. Die Briten haben eine gewisse Geschmeidigkeit darin mit Filmen wie Vier Hochzeiten und ein Todesfall (1994) oder Notting Hill (1999), in den USA aber sind reine Romanzen selten geworden, zumal melodramatische. Hier geht kein Luxusliner auf Jungfernfahrt, auf dem sich dann zwei verlieben. In "Message in a Bottle" geht es nur um die Romanze und das Verarbeiten individuellen Verlustes. Dafür drückt Luis Mandoki voll auf die Sinne. Dauernd steht die Sonne schon tief und taucht Landschaft und Gesichter in orange-rote Farben. Auf dem Score jubilieren die Violinen, als hätten sie selbst Schmetterlinge im Bauch, während sich die angeschlagene Großstadtblume und der angeschlagene Alleinsegler aus der abgelegenen Bucht langsam näher kommen, wieder auseinander fliegen. und schließlich doch nicht miteinander alt werden können. Womöglich wäre dieser Film nach fünf Jahren als Schmonzette abgetan im Archiv für Filme, die Kevin Costner auch noch gemacht hat, gelandet. Aber das Familie rettet dem Film über den Tag hinaus ein langes Leben. Garantiert. Im Kino funktioniert sowas.

Wertung: 10 von 11 D-Mark
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