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Plakatmotiv: Wie ein einziger Tag (2004)

Große Gefühle, eine böse
Mutter und Küsse im Regen

Titel Wie ein einziger Tag
(The Notebook)
Drehbuch Jan Sardi & Jeremy Leven
dem gleichnamigen Roman von Nicholas Sparks
Regie Nick Cassavetes, USA 2004
Darsteller

Ryan Gosling, Rachel McAdams, James Garner, Gena Rowlands, James Marsden, Joan Allen, Sam Shepard, Kevin Connolly, Jamie Anne Allman, Heather Wahlquist, David Thornton, Starletta DuPois, Matthew Barry, Linden Ashby, Jeff Fahey, Joanna Going, Mark Harmon, Michael Madsen, Catherine O'Hara, Bill Pullman, Isabella Rossellini, Tom Sizemore, JoBeth Williams, Mare Winningham, James Gammon, Rex Linn, Randle Mell u.a.

Genre Drama
Filmlänge 123 Minuten
Deutschlandstart
2. September 2004
Inhalt

Regelmäßig besucht ein älterer Mann ein Pflegeheim, um einer an Alzheimer erkrankten Frau aus einem Buch vorzulesen. Die Geschichte handelt von der jungen Allie, einem Mädchen aus gutem Hause, dass sich während eines Sommerurlaubs im Jahr 1940 in den einfachen Fabrikarbeiter Noah verliebt. Allies Eltern sind gegen die Beziehung der beiden und verbieten ihrer Tochter, Noah jemals wiederzusehen.

Noah will sich nicht abweisen lassen und schreibt Allie ein ganzes Jahr jeden Tag einen romantischen Liebesbrief, den ihre Mutter jedoch abfängt. Irgendwann lernt Allie den wohlhabenden Juristen Lon kennen, mit dem sie sich auf Drängen ihrer Familie verlobt. Noah baut währenddessen das Traumhaus, das er Allie versprochen hat. Auch er lernt eine andere Frau kennen, denkt jedoch immer an seine verlorene große Liebe.

Durch einen Zufall entdeckt Allie eines Tages ein Bild von Noah in der Zeitung und besucht ihn in seiner Heimatstadt. Eigentlich nur, um sich endgültig von ihm zu verabschieden.

Und wie geht die Geschichte weiter?“, will die an Alzheimer erkrankte Frau von dem älteren Mann wissen, der ihr vorliest. Also liest er weiter. Denn die Geschichte ist noch längst nicht zu Ende ...

Was zu sagen wäre

Dafür ist Kino da. Auf der Leinwand können sich die ganz großen Gefühle entfalten, die wir im Alltag nie hatten, oder als Teenager mal glaubten, zu haben, oder vielleicht hatten, aber verloren haben. Man mag unterschiedlicher Auffassung darüber sein, ob ein guter Film der ist, der mir die Augen öffnet über eine große Ungerechtigkeit oder der, der mir hilft, mal für zwei Stunden abzutauchen und dann mit einem anhaltend guten Gefühl in meinen Alltag zurückzukehren. "Wie ein einziger Tag" gehört zur zweiten Kategorie. Es ist die Verfilmung eines Romans von Nicholas Sparks, den Hollywood 1998 entdeckt hat, als Sparks seinen dritten Roman, "Message in a bottle" veröffentlichte, der im selben Jahr mit Kevin Costner, Robin Wright und Paul Newman verfilmt wurde – eine melodramatische Liebesgeschichte, die nicht wirklich glücklich endet, aber an den Kinokassen sehr erfolgreich war.

"Message…" war Sparks' dritter Roman. "Wie ein einziger Tag" Sparks' erster Roman, jetzt die dritte Verfilmung, nachdem vor zwei Jahren mit "Nur mit Dir – A Walk to Remember" sein zweites Buch verfilmt worden war.

Die wahre Liebe ist ohne große Schmerzen nicht zu erleben, das erleben alle Protagonisten unter Sparks' Leitung. Im aktuellen Film stehen strenge Upperclass-Eltern und Alzheimer dem sorgenfreien Leben einer großen Liebe im Weg, die auf ihrem steinigen Weg aber doch wenigstens Kinder und Enkelkinder hervorgebracht hat. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, zwischen denen wir hin und herspringen. Im Hier und heute erleben wir einen alten Herrn, der sich rührend um eine alte Lady bemüht, die an Alzheimer leidet und in einem Sanatorium wohnt – wir erleben James Garner in einer wunderbar emphatischen Rolle des Kümmerers (Space Cowboys – 2000; Im Zwielicht – 1998; Maverick - Den Colt am Gürtel, ein As im Ärmel – 1994; "Sunset – Dämmerung in Hollywood" – 1988; "Victor/Victoria" – 1982; Latigo – 1971; Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe – 1969; Die fünf Geächteten – 1967; "Grand Prix" – 1966; Gesprengte Ketten – 1963). Ihr liest die Geschichte einer großen Liebe vor. Und wir im Kinosessel erleben diese große Liebe dann. Sie beginnt in den frühen 1940er Jahren in einer Gesellschaft, in der Oben und Unten durch eine unsichtbare Wand säuberlich getrennt sind. Hier sind die Arbeiter aus dem Sägewerk und die Landjungs, dort sind die Wohlhabenden in ihren Villen, die sie nur den Sommer über beziehen. Alle sind natürlich gleich nach der geltenden Verfassung, aber doch wissen alle, wo ihr Platz ist und dass eine gesellschaftliche Mischung nicht vorgesehen ist. Entsprechend rüde fertigt die junge Allie den ersten Kontaktversuch des Fabrikarbeiters Noah ab. Das finden alle normal. Auch Noah, der sich aber schon beim ersten Blick verliebt hat und also nicht aufgibt und Allie mit halsbrecherischen Aktionen für ein Date gewinnt. Noah wird von Ryan Gosling (Mord nach Plan – 2002) als souveräner Sympathikus gespielt, der nicht viele Worte macht, aber weiß, was er will. Dass sich Noah Knall auf Fall in Allie verliebt, liegt an Rachel McAdams, einer Schauspielerin, die mehr Filmprojekte vor als hinter sich hat. Zu behaupten, sie sei einfach eine strahlende Schönheit und wenn sie lache, gehe die Sonne auf, ist nur die halbe Wahrheit. Miss McAdams strahlt in einer Rolle, in der die Regie ihr kaum mehr erlaubt als die großäugige Schönheit mit Lust auf schöne Kleider zu sein, Selbstbewusstsein aus – beeindruckend bei einer Person, die schon auf der Leinwand wirkt, als sei sie nur knapp über Einsvierzig groß und 30 Kilo schwer.

Die Liebe der beiden zueinander ist groß, heftig, glühend beinahe; und verboten. Natürlich wollen die wohlhabenden Eltern einen Erben für ihre Tochter, keinen Arbeiter, und so verlieren sich die beiden von Allies vermeintlich böser Mutter programmiert aus den Augen. Sie findet Lon, Jurist und Erbe. Er hat Martha, eine Kriegerwitwe (Noah war zwischenzeitlich zwei Jahre im fernen Europa, wo er gegen die Nazis kämpfte), aber die beiden trösten sich mehr miteinander, als dass sie wirklich Liebe füreinander empfänden; dazu sind beide nicht mehr fähig.

Und damit könnte es eigentlich gut sein. Allie strahlt auch an Lons Seite immer noch mit der Sonne um die Wette. Dass sie Noah tatsächlich nicht längst vergessen hat, wird erst deutlich, als sie ein Foto von ihm in der Zeitung sieht und in Ohnmacht fällt und ihrem Lon später klagt, dass sie gar nicht mehr male. Wäre das nun alles, wäre das ein ziemlich lahmer Film über eine große Liebe, der auf der Leinwand nicht zündet. Da seien die beiden Alten vor, die wir eingangs kennengelernt haben und zwischenzeitlich dabei begleiten, wie er mit ihr immer tiefer in die Lektüre dieser Liebesgeschichte eintaucht. Irgendwann, etwa eine halbe Stunde vor Filmende, hat er die Geschichte zu Ende gelesen und ebenfalls etwa zu dieser Zeit wird deutlich, dass der Film gar nicht eine banale Liebesgeschichte erzählt, sondern von der Unerschütterlichkeit dieser einen, wirklich Großen Liebe, die man mühsam finden muss. Das erzählt Nick Cassavetes ("John Q. – Verzweifelte Wut" – 2002) ohne große Paukenschläge in der Handlung, ordentlich Streicher auf der Tonspur (die es nicht in dem Umfang gebraucht hätte, die Gefühle werden auch so klar), mit ruhiger Hand auf dem Regiestuhl und einem gut gemischten Cast vor der Kamera, aus dem Joan Allen als böse Mutter und Sam Shepard als Noahs freundlicher Vater herausstechen. Und der leidenschaftliche Versöhnungskuss im strömenden Regen.

Schön, dass es Kino gibt.

Wertung: 4 von 6 €uro
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