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Plakatmotiv: Latigo (1971)

Eine Westernkomödie,
die nicht komisch ist

Titel Latigo
(Support Your Local Gunfighter)
Drehbuch James Edward Grant
Regie Burt Kennedy, USA 1971
Darsteller

James Garner, Suzanne Pleshette, Jack Elam, Harry Morgan, Joan Blondell, Marie Windsor, John Dehner, Henry Jones, Dub Taylor, Kathleen Freeman, Dick Curtis, Willis Bouchey, Walter Burke, Gene Evans, Grady Sutton, Ellen Corby, Ben Cooper, Virginia Capers u.a.

Genre Western, Komödie
Filmlänge Minuten
Deutschlandstart
3. Juni 1971
Inhalt

Glücksspieler Latigo Smith kommt auf der Flucht vor einer heiratslustigen Schönen in die Goldgräberstadt Purgatory. Dort hält man ihn für einen gefürchteten Revolver-Helden, was Schlitzohr Latigo ausnutzt, nachdem er beim Roulette seine ganze Barschaft verspielt hat …

Was zu sagen wäre

Der Film ist eine Fortsetzung von Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe (1969). Fortsetzung nicht der Geschichte von vor zwei Jahren. Aber Burt Kennedy will gerne den Erfolg des Films fortsetzen. Also spielt wieder James Garner die Hauptrolle und Schiefgelacht Jack Elam seinen Kumpel Jug. Wieder kommt er mit schwarzen Hut in eine fremde Stadt, Die trägt den vielsagenden Namen Purgatory, was englisch für Fegefeuer ist. Nur kommt er diesmal nicht mit dem Pferd und er will auch nicht weiter nach Australien. Diesmal kommt er ursprünglich aus New York , wo man sich schon mit Kutschen und Straßenbahnen fortgelegt, weswegen er das Reiten zu Pferde ablehnt, und ist auf der Flucht vor einer Frau, der er die Ehe versprochen hat.

In Purgatory belauern sich zwei Goldgräber-Clans und weil der Fremde aussieht, wie er aussieht – zum schwarzen Hut trägt er eine gold schimmernde Weste und einen schwarzen Nadelstreifenanzug – und sich im Hotel als Latigo Smith vorstellt, – „Smith? Ihr Ernst? Wir haben schon einen Smith. Vielleicht sind Sie verwandt?“ – halten ihn alle in der Stadt für den berüchtigten Revolverhelden Swifty Morgan, angeheuert vom Goldgräber-Clan des "Colonels", um den Clan von Taylor Barton auszuschalten.Beide graben von je einer Seite der Stadt unter ihr hindurch, weil beide dort eine große Goldader vermuten. Und damit könnte das lustige Verwechsel-Dich-Spiel losgehen. Es geht auch los.aber es wird nicht lustig.

Eine Frau gibt es natürlich auch. Sie ist die Tochter von Clan-Chef Barton, die von New York träumt, wo sie auf die Schule für Höhere Töchter gehen will, deshalb ist sie schnell sehr verliebt in den Fremden aus New York. Außerdem redet sie immer zu laut und schießt auf den Straßen der Stadt herum, weil sie sich von fremden Männern ungebührlich angemacht fühlt. Außerdem steht auch überall Dynamit herum, es werden ja ordentliche Stollen gesprengt, und tatsächlich wackeln in Purgatory auch dauernd die Wände durch diese unterirdischen Sprengungen. Hier macht der Film einen Kardinalfehler: Wenn Du Dynamit zeigst, muss es früher oder später auch hochgehen. Zum Beispiel, wenn sich eine der verirren Kugeln, die die von New York schmachtende Tochter umherschießt, Plakatmotiv (US): Support Your local Gunfighter (1971) in eine Dynamitkiste bohrt, die dadurch explodiert, worauf sich alle anderen Kisten aus Sympathie anschließen. Das passiert aber nicht. Die knallroten Kisten stehen überall in der Stadt herum, gehen aber nicht hoch. Da war für den notwendigen Spezial-Effekt wohl nicht genug Geld da. Und dann wäre auch die ganze Stadt zerstört gewesen, was nicht recht in die Geschichte des Films gepasst hätte. Nur fallen diese Kisten halt brutal auf, weil sonst so wenig passiert.

Der Vorgängerfilm war ein richtig schöner Schmunzelwestern mit witzigen Dialogen und lustigen Szenen. Die Szenen, die in "Latigo" als lustig eingeplant sind, sind hingegen zäh oder lahm. Oder einfach nicht lustig. Die Hauptfigur, ein etwas zwielichtiger Glücksspieler, mit der James Garner (Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe – 1969; Die fünf Geächteten – 1967; "Grand Prix" – 1966; Gesprengte Ketten – 1963) an seine Rolle in der alten TV-Serie "Maverick" (1957 – 1962) anknüpft, hat Anfälle von Spielsucht. Zweimal setzt er sein ganzes eben ergaunertes Geld beim Roulette auf die Zahl 23 und verliert alles. Daraufhin fällt er einmal ohnmächtig um, beim zweiten Mal hämmert er anschließend seinen Kopf gegen Holzsäulen vor dem Saloon. Witziger wird es nicht. Am Ende des Films setzt er ein drittes Mal. Und gewinnt. Was nicht überrascht.

Nachdem die Hauptfiguren mehr als eine Stunde in der Stadt herumgestanden, sich angelogen, geprügelt und Whisky getrunken haben, kommt kurz so etwas wie Spannung auf, als der echte Revolverheld Swifty Morgan seinen Besuch in der Stadt ankündigt, um den ehrlosen Mann zur Rechenschaft zu ziehen, der sich seinen Namen angeeignet hat. Aber bei dem folgenden Duell schießt der Gunfighter sich selbst in den Fuß und Latigo Smith findet im örtlichen Bordell durch eine versehentliche Explosion die lange gesuchte Goldader. Er heiratet die Höhere Tochter und geht mit ihr nach Denver.

Man kann die Geschichte schon so erzählen. Zumal sie ja an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen und also Storyelemente dieses Vorgängers wieder auftauchen sollen – also James Garner als der Fremde in der Stadt, Goldsucher, eine überdrehte Frau, die der Held heiraten kann. Und Jack Elam wieder in der Rolle des Dorftrottels (Spiel mir das Lied vom Tod – 1968; Die Comancheros – 1961; Zwei rechnen ab – 1957; Der Mann aus Laramie – 1955; Vera Cruz – 1954; Über den Todespass – 1954; Zwölf Uhr mittags – 1952). Die witzigen Szenen, die es gibt, haben mit Elam und seiner Kunst, sich selbst und sein Leinwandimage so ernst zu nehmen, dass er sich nicht ernst nehmen muss, zu tun. Das US-Plakat verkauft den Film auffällig über die Finger-Szene aus Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe, als James Garner Walter Brennen am Schuss hindert, indem er seinen Zeigefinger in dessen Revolver steckt. Es taucht also auch im aktuellen Film ein Finger-Gag auf, der weh tut beim zuschauen und nicht so recht zündet.

Immerhin gibt es diesmal eine ordentliche Saloon-Schlägerei.

Wertung: 2 von 7 D-Mark
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